Der aktuelle Jahresabschluss der LHI GII1 WP Velburg 2184 GmbH & Co. KG zum 31.12.2024 vermittelt ein gemischtes Bild: Während die Liquiditätslage stabil bleibt, offenbart sich auf struktureller Ebene eine nach wie vor hohe Kapitalbindung bei stagnierendem Eigenkapital. Für Anleger ergibt sich daraus eine interessante, aber differenziert zu betrachtende Ausgangslage.
1. Anlagevermögen sinkt – aber bleibt dominant
Mit rund 9,8 Mio. Euro bleibt das Anlagevermögen – konkret die Windkraftanlage – der mit Abstand größte Bilanzposten. Gegenüber dem Vorjahr wurde jedoch bereits eine planmäßige Abschreibung von über 1,4 Mio. Euro vorgenommen. Damit verringert sich die Bilanzsumme um etwa 1,33 Mio. Euro – ein nicht zu unterschätzender Rückgang, der sich auch im Eigenkapital niederschlägt.
2. Eigenkapitalquote unter 40 % – hohe Entnahmen drücken Kapitalbasis
Die Gesellschaft weist ein Eigenkapital von 4,6 Mio. Euro aus, was einer Quote von etwa 37,4 % entspricht (Vorjahr: 39 %). Während dies grundsätzlich solide ist, fällt auf: Der Verlustvortrag und das Entnahmekonto summieren sich auf knapp 4,6 Mio. Euro – nahezu der gesamte Eigenkapitalbetrag wird dadurch rechnerisch neutralisiert. Die Gewinnthesaurierung bleibt damit begrenzt, und es wird sichtbar, dass laufende Entnahmen die Substanz über Jahre hinweg belasten.
3. Solide Liquiditätsausstattung – gute operative Puffer
Mit einem Bankguthaben von rund 2,1 Mio. Euro steht dem Unternehmen ein komfortabler operativer Puffer zur Verfügung. Diese Liquiditätslage erlaubt es, laufende Verpflichtungen auch kurzfristig bedienen zu können – ein wichtiger Stabilitätsanker für Investoren, gerade bei volatilen Einspeiseerlösen oder Wartungsausfällen.
4. Hohe Fremdfinanzierung mit langfristigem Charakter
Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten betragen 6,8 Mio. Euro, davon entfallen 4,2 Mio. Euro auf eine mittelfristige Laufzeit (1–5 Jahre) und 1,57 Mio. Euro auf eine Laufzeit von über fünf Jahren. Die Rückführung erfolgt planmäßig, doch der Schuldenstand ist nach wie vor hoch. Besonders die Verpfändung fast aller wesentlichen Vermögenswerte – einschließlich Anlagen, Einspeiseerlöse und Wartungsverträge – unterstreicht die enge Bindung an die finanzierende Bank. Anleger sollten diese Abhängigkeit im Blick behalten.
5. Hohe vertragliche Verpflichtungen – begrenzter Einfluss auf laufende Kosten
Ein weiteres Risiko aus Anlegersicht liegt in den langfristigen vertraglichen Bindungen. Die Wartungsverträge, Pacht- und Managementverträge sowie Betriebsführungsverträge laufen – teils bei automatischer Verlängerung – bis in die 2040er Jahre. Alle diese Vereinbarungen beinhalten Indexbindungen (z. B. VPI, Lohnindizes) oder leistungsbezogene Preisbestandteile, wodurch sich die jährlichen Betriebskosten künftig erhöhen könnten – unabhängig von der Strompreisentwicklung. Eine exakt planbare Kostenstruktur ergibt sich daraus nicht.
Fazit aus Anlegersicht:
Die LHI GII1 WP Velburg 2184 GmbH & Co. KG zeigt ein insgesamt robustes, aber in Teilen angespanntes bilanzielles Bild. Die solide Liquiditätsausstattung ist positiv hervorzuheben, ebenso die planmäßige Tilgungsstruktur. Kritisch zu beobachten sind jedoch die hohen Entnahmen, die auf Dauer das Eigenkapital aushöhlen könnten, sowie die sehr weitreichenden, inflationsabhängigen vertraglichen Verpflichtungen.
Empfehlung:
Für Bestandsinvestoren bleibt der Windpark unter der Annahme stabiler Einspeiseerlöse ein langfristiges Investment mit kalkulierbarem Risiko. Neue Anleger sollten vor einem Einstieg besonders die vertraglichen Kostenbindungen und die Fremdfinanzierungsquote im Kontext des eigenen Renditeziels prüfen. Transparenz in der Ergebnisverwendung und eine aktive Entnahmepolitik könnten aus Investorensicht künftig stärker hinterfragt werden.