Der Jahresabschluss der Windpark Kammersand Poolgesellschaft GmbH & Co. KG für das Geschäftsjahr 2023 offenbart einige zentrale Punkte, die aus Sicht potenzieller oder bestehender Anleger kritisch, aber auch differenziert betrachtet werden sollten.
Besonders auffällig ist die sehr niedrige Eigenkapitalquote. Bei einer Bilanzsumme von rund 3,91 Millionen Euro beträgt das ausgewiesene Eigenkapital lediglich 23.330 Euro. Das entspricht weniger als einem Prozent der Gesamtbilanzsumme und lässt auf eine extrem dünne Kapitalbasis schließen. In wirtschaftlich stabilen Zeiten mag das unproblematisch erscheinen, doch bereits kleinere operative Verluste oder unerwartete Kosten könnten eine Überschuldung zur Folge haben. Für Anleger bedeutet das ein erhöhtes Ausfallrisiko.
Gewinnausschüttungen wurden auch im Geschäftsjahr 2023 nicht vorgenommen. Es wurde kein Bilanzgewinn ausgewiesen, was für Investoren, die auf regelmäßige Erträge setzen, ein klarer Nachteil ist. Die Ertragslage bleibt zudem weitgehend undurchsichtig, da keine detaillierte Gewinn- und Verlustrechnung zur Verfügung steht. Eine Beurteilung der operativen Leistungsfähigkeit ist dadurch stark eingeschränkt.
Ein Großteil der Bilanzsumme entfällt auf den Rechnungsabgrenzungsposten, der mit rund 2,84 Millionen Euro mehr als 70 Prozent der Passivseite ausmacht. Dabei handelt es sich vermutlich um im Voraus vereinnahmte Einnahmen, beispielsweise aus Stromlieferverträgen oder langfristigen Pachtvereinbarungen. Diese können kurzfristig für Liquidität sorgen, stellen aber keine nachhaltige Eigenmittelausstattung dar. Die genaue Zusammensetzung dieser Position bleibt offen und sollte im Rahmen einer tiefergehenden wirtschaftlichen Prüfung berücksichtigt werden.
Das Sachanlagevermögen ist mit rund 2,79 Millionen Euro bewertet und wurde im Jahr 2023 planmäßig um rund 141.000 Euro abgeschrieben. Es gab weder Zu- noch Abgänge, was auf einen stabilen, aber stagnierenden Anlagenbestand hindeutet. Investitionen in Erweiterung oder Modernisierung wurden im Berichtsjahr nicht vorgenommen. Dies ist aus Anlegersicht einerseits positiv zu bewerten, weil keine neuen Risiken eingegangen wurden, andererseits bleibt die Frage offen, wie lange die vorhandene Technik noch effizient genutzt werden kann.
Im Vergleich zum Vorjahr ist ein deutlicher Rückgang der Forderungen zu erkennen – von etwa 1,7 Millionen Euro auf knapp 750.000 Euro. Dies kann auf eine Begleichung offener Forderungen hindeuten, was die Liquidität kurzfristig verbessert haben dürfte. Der Kassenbestand stieg auf rund 369.000 Euro und liegt damit deutlich über dem Vorjahreswert. Dennoch sollte beachtet werden, dass die Verbindlichkeiten nach wie vor hoch sind und ausschließlich kurzfristig fällig werden. Zum Bilanzstichtag beliefen sich diese auf rund 913.000 Euro.
Die Gesellschaft beschäftigt nur eine Person. Dies lässt auf eine sehr schlanke Organisationsstruktur schließen. Ob operative Aufgaben wie die technische Betriebsführung und Wartung ausgelagert sind, wird aus dem Abschluss nicht ersichtlich. Für Anleger wäre dies eine wichtige Information, insbesondere im Hinblick auf die Betriebssicherheit und mögliche Folgekosten bei Störungen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Windpark Kammersand Poolgesellschaft GmbH & Co. KG verfügt über ein werthaltiges Sachanlagevermögen und kurzfristige Liquidität scheint derzeit gegeben. Dennoch ist das Unternehmen bilanziell sehr schwach kapitalisiert, die Ertragslage bleibt unklar und der hohe Anteil passiver Abgrenzungsposten lässt Fragen offen. Ohne weitere Informationen zu den tatsächlichen Einnahmen, Ausgabestrukturen und der langfristigen wirtschaftlichen Perspektive ist aus Anlegersicht Vorsicht geboten. Eine Investitionsentscheidung sollte nur auf Basis zusätzlicher betriebswirtschaftlicher Kennzahlen und einer Bewertung der technischen Substanz getroffen werden.