Der Jahresabschluss 2023 der Windpark Hohen Luckow Süd GmbH & Co. KG vermittelt ein Bild mit zwei Gesichtern: Auf der einen Seite zeigt sich eine Bilanz mit gestiegener Liquidität und Forderungen sowie einem stabilen Gesamtvolumen. Auf der anderen Seite offenbaren sich strukturelle Schwächen bei der Kapitalausstattung, eine hohe Fremdfinanzierung sowie eine erhebliche außerplanmäßige Abschreibung. Anlegerinnen und Anleger sollten diesen Abschluss aufmerksam und differenziert betrachten.
Die Bilanzsumme hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht erhöht – von 17,28 Millionen Euro auf 17,46 Millionen Euro. Dieser Zuwachs ist vor allem auf das Umlaufvermögen zurückzuführen, das sich mehr als verdoppelt hat – von rund 2,5 Millionen auf 5,45 Millionen Euro. Maßgeblich dafür verantwortlich sind gestiegene Forderungen (plus ca. 2,7 Mio. Euro) sowie ein moderater Anstieg der liquiden Mittel. Dieser Zuwachs könnte auf spätere Zahlungseingänge oder Abgrenzungseffekte zurückzuführen sein. Genauere Angaben dazu fehlen jedoch im Anhang.
Demgegenüber steht ein spürbarer Rückgang beim Sachanlagevermögen. Dieses fiel von rund 11,6 Millionen Euro auf rund 8,95 Millionen Euro – eine Differenz von über 2,6 Millionen Euro. Die Hauptursache hierfür ist eine außerplanmäßige Abschreibung in Höhe von 1,17 Millionen Euro, wie im Anhang offengelegt. Der Grund für diese Wertkorrektur wird nicht genannt, sie deutet jedoch auf eine mögliche technische oder wirtschaftliche Wertminderung hin – beispielsweise durch Ertragsausfälle, Schäden oder veränderte Marktprognosen. Für Anleger ist dies ein Warnsignal: Die Wirtschaftlichkeit der Anlagen scheint zumindest teilweise nicht den ursprünglichen Erwartungen zu entsprechen.
Noch deutlicher wird die finanzielle Fragilität bei einem Blick auf die Passivseite. Das ausgewiesene Eigenkapital beträgt weiterhin lediglich 100.000 Euro, was einer Eigenkapitalquote von unter 0,6 Prozent entspricht – ein für die Branche sehr niedriger Wert. Ein Bilanzgewinn oder -verlust wird nicht ausgewiesen, was in Kombination mit der außerplanmäßigen Abschreibung zu einem äußerst angespannten Eigenkapitalverhältnis führt. Diese Konstellation bedeutet: Schon kleinere operative Rückschläge könnten die Eigenmittel aufzehren.
Die Verbindlichkeiten summieren sich auf knapp 16,9 Millionen Euro und machen damit nahezu die gesamte Passivseite aus. Besonders hoch sind die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten (9,15 Mio. Euro) und Gesellschaftern (5,72 Mio. Euro). Letztere stellen eine wesentliche Finanzierungsquelle dar, könnten aber aus Sicht externer Anleger problematisch sein, da sie in ihrer Rangstellung – etwa bei Rückzahlungen oder Zinsvereinbarungen – oftmals bevorzugt behandelt werden. Darüber hinaus unterliegen diese Gesellschafterdarlehen keinem allgemeinen Kapitalmarktzugriff, was die Transparenz einschränkt.
Die Bankverbindlichkeiten sind, wie in der Branche üblich, durch Sicherungsübereignung der Windkraftanlagen sowie durch Abtretung von Erlösen und Rechten umfassend besichert. Dies bedeutet, dass im Falle eines Zahlungsausfalls ein großer Teil des Unternehmenswerts unmittelbar an die Gläubiger fällt. Auch dies schränkt die Handlungsfreiheit des Unternehmens ein und stellt ein Risiko für nicht abgesicherte Kapitalgeber dar.
Die Rückstellungen sind gegenüber dem Vorjahr deutlich gesunken – von rund 773.000 auf 480.000 Euro. Der Rückgang kann mit der teilweise erfolgten Auflösung oder Aktualisierung von Verpflichtungen erklärt werden. Der Gesamtbetrag wirkt für ein Projekt dieser Größenordnung allerdings niedrig, insbesondere im Hinblick auf Rückbauverpflichtungen, Wartungsrisiken oder laufende Betriebskosten. Eine detaillierte Aufschlüsselung fehlt im Anhang, was aus Anlegersicht kritisch zu bewerten ist.
Ergänzend zu den bilanzierten Schulden bestehen nicht bilanzierte finanzielle Verpflichtungen aus Pacht- und Serviceverträgen in Höhe von über 667.000 Euro jährlich. Diese stellen eine langfristige Belastung dar, die regelmäßig gedeckt werden muss, auch bei schwankenden Einspeiseerträgen oder Marktpreisen. Auch ein Infrastrukturvertrag mit jährlicher Zahlung ist ausgewiesen, wenn auch mit geringem Volumen.
Die Gesellschaft beschäftigt keine eigenen Arbeitnehmer, was in der Windparkbranche üblich ist. Die operative Umsetzung erfolgt in der Regel über externe Dienstleister. Die Geschäftsführung obliegt der Komplementärin, konkrete Angaben zu den wirtschaftlichen Zielen oder einer Ergebnisplanung sind nicht enthalten. Auch auf einen Lagebericht wurde – rechtlich zulässig – verzichtet.
Zusammenfassend zeigt der Jahresabschluss ein hochverschuldetes Unternehmen mit starker Außenfinanzierung, minimalem Eigenkapital und einer spürbaren Wertberichtigung im Anlagevermögen. Die gestiegene Liquidität und das erhöhte Umlaufvermögen sorgen kurzfristig für Stabilität, langfristig bleibt die Struktur jedoch anfällig. Für Anleger bedeutet das: Wer hier investiert, muss sich des erhöhten Risikoprofils bewusst sein. Wichtige Punkte wie die Ursache der außerplanmäßigen Abschreibung, die Mittelverwendung der Gesellschafterdarlehen und die Tragfähigkeit der operativen Erträge sollten dringend weiter aufgeklärt werden. Ohne substanzielle Stärkung der Eigenmittelbasis bleibt die wirtschaftliche Widerstandskraft der Gesellschaft begrenzt.