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Mehr als 100 Umweltorganisationen fordern weltweites Ende der Öl- und Gassuche in den Meeren

12019 (CC0), Pixabay

Ende der Öl- und Gassuche in den Ozeanen

Mit einem eindringlichen Aufruf haben sich 111 Umwelt-, Klima- und Meeresschutzorganisationen aus sechs Kontinenten an die internationale Staatengemeinschaft gewandt: Sie fordern ein sofortiges weltweites Verbot neuer Öl- und Gasexplorationen in den Meeren. Anlass ist die bevorstehende UN-Ozeankonferenz im Juni, bei der Weichenstellungen für den zukünftigen Schutz der Weltmeere erwartet werden.

Der offene Brief, initiiert von der Meeresschutzorganisation OceanCare, verurteilt die andauernde Suche nach fossilen Brennstoffen auf See als umweltzerstörerisch, klimapolitisch widersprüchlich und ethisch nicht vertretbar. Insbesondere die seismische Erkundung mit extrem lauten Schallimpulsen, die regelmäßig zur Ortung von Öl- und Gaslagerstätten unter dem Meeresboden eingesetzt wird, steht im Fokus der Kritik.

„Die Suche nach neuen fossilen Lagerstätten ist nicht nur ein Rückschritt für den globalen Klimaschutz – sie ist auch eine der größten akustischen Belastungen für Meereslebewesen weltweit“, erklärt Nicolas Entrup, Politikberater und Mitgründer von OceanCare.

Seismische Lärmbelastung – unsichtbare Gefahr unter der Wasseroberfläche

Die technische Methode, mit der Öl- und Gasvorkommen unter dem Meeresboden aufgespürt werden, besteht in der Regel aus sogenannten Airgun-Schüssen: Alle zehn bis fünfzehn Sekunden feuern Luftkanonen extrem laute Druckwellen ins Wasser, die bis zu 260 Dezibel laut sind – lauter als ein Düsenjet beim Start. Die Echo-Signale werden ausgewertet, um geologische Strukturen im Untergrund zu identifizieren.

Für Meeressäuger wie Wale, Delfine und Robben, die auf akustische Orientierung angewiesen sind, stellt diese Belastung eine existenzielle Bedrohung dar. Studien zeigen, dass derartiger Unterwasserlärm Fluchtverhalten, Panikreaktionen, Beeinträchtigung des Jagdverhaltens und sogar Gehörschäden verursachen kann. Ganze Populationen könnten durch anhaltende Störungen in ihrer Fortpflanzung beeinträchtigt werden.

Auch Fische und Planktonorganismen sind betroffen: Seismische Schallwellen führen bei manchen Arten nachweislich zu inneren Verletzungen oder beeinflussen das Laichverhalten negativ. Trotz dieser Erkenntnisse wird die Exploration auf See in vielen Ländern – teils sogar in ökologisch sensiblen Gebieten – weiter betrieben oder neu genehmigt.

Ziel der NGOs: Verbindliches Moratorium bei der UN-Ozeankonferenz

Die unterzeichnenden Organisationen – darunter große Namen wie Greenpeace, Clean Arctic Alliance, SeaLegacy, aber auch Dutzende regionale und indigene Initiativen – fordern daher ein verbindliches, internationales Moratorium für neue Öl- und Gassuchprojekte in allen Meeresregionen. Bestehende Lizenzen sollten auslaufen und nicht verlängert werden. Insbesondere in Schutzgebieten, arktischen Gewässern oder Regionen mit hohem Biodiversitätswert müsse die Suche sofort eingestellt werden.

Neben dem ökologischen Aspekt betonen die NGOs auch den klimapolitischen Widerspruch: Während sich die Weltgemeinschaft mit dem Pariser Abkommen zur Dekarbonisierung verpflichtet habe, werde parallel weiter nach fossilen Energieträgern gesucht – vielfach mit staatlicher Förderung. Der Brief kritisiert, dass dies sowohl wissenschaftlich als auch politisch nicht mehr haltbar sei.

„Wer neue fossile Projekte plant, setzt unsere Zukunft aufs Spiel. Wir können es uns nicht mehr leisten, Ressourcen in Technologien von gestern zu stecken – weder finanziell noch ökologisch“, heißt es in dem Schreiben.

Politischer Druck wächst – und mit ihm die Hoffnung auf einen Kurswechsel

Die UN-Ozeankonferenz im Juni bietet aus Sicht der Umweltorganisationen eine einmalige Gelegenheit, ein starkes Zeichen zu setzen – vergleichbar mit früheren internationalen Meilensteinen im Klimaschutz. Ein klares Verbot der fossilen Exploration in den Meeren könnte als Symbol für eine Wende hin zu einer nachhaltigen Nutzung der Ozeane verstanden werden.

OceanCare und die weiteren Unterzeichner fordern von den Regierungen, ihrer Verantwortung für das globale Gemeingut Meer gerecht zu werden – und konkrete Schritte einzuleiten, um Meeresschutz, Artenvielfalt und Klimaschutz miteinander zu verbinden.

Der Druck auf die Politik wächst – nicht nur von Seiten der Zivilgesellschaft, sondern auch durch neue wissenschaftliche Berichte, die zeigen, wie weitreichend die ökologischen Folgen der fossilen Ausbeutung in den Meeren sind. Ob die Staatengemeinschaft im Juni bereit ist, diesem Appell zu folgen, bleibt offen. Die Forderung jedenfalls ist klar: Stopp der Öl- und Gassuche – zum Schutz der Ozeane und für eine fossilfreie Zukunft.

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