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„Termine platzen lassen? 100 Euro, bitte!“ – Ärzte fordern Strafgebühr für ungehorsame Patienten

uwekern (CC0), Pixabay

Es reicht! Zumindest den Kassenärzten. Nachdem Patient*innen es sich seit Jahren herausnehmen, tatsächlich nicht zu jedem gebuchten Arzttermin zu erscheinen – teilweise ohne vorherige Meldung! – soll nun endlich durchgegriffen werden. Der Vorschlag: Wer nicht kommt, zahlt. Und zwar ordentlich.

Jakob Maske, Sprecher des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzte, bringt es gegenüber der Bild auf den Punkt: „Es ist nicht mehr zu akzeptieren!“ Die Dreistigkeit, mit der Menschen Arzttermine absagen, vergessen oder – man stelle sich vor – krankheitsbedingt nicht einhalten, sei nicht mehr tragbar. Als Lösung schlägt man vor, ein „Ausfallhonorar“ von bis zu 100 Euro zu kassieren. Zur „Sensibilisierung“, versteht sich.

Die Logik: Wer nicht kommt, blockiert den Termin für andere, die vielleicht wirklich krank sind. Dass Termine oft Wochen im Voraus vergeben und im Alltag kaum spontan ersetzt werden können – geschenkt. Hauptsache, man sorgt endlich für Disziplin im Wartezimmer.

Laut KBV-Chef Andreas Gassen werden rund 10 bis 20 Prozent der Arzttermine nicht wahrgenommen. Und das offenbar ohne Rücksicht auf das fragile Gleichgewicht der Wartezimmerroutine. Es ist fast so, als hätten Patienten eigene Leben, Kinder, Arbeit oder – verrückte Idee – plötzlich auftretende Lebensumstände.

Natürlich denkt niemand daran, auch Praxisversäumnisse zu bepreisen. Zum Beispiel 10 Euro pro halbe Stunde, die man trotz Termin im Wartezimmer versauert. Oder 50 Euro Entschädigung, wenn man zum dritten Mal wegen einer Routinekontrolle drei Monate warten darf.

Und wer einmal versucht hat, einen Arzttermin abzusagen, wird wissen: Oft erreicht man niemanden, muss sich durch Warteschleifen quälen oder hört die berühmte Bandansage: „Termine können nur persönlich abgesagt werden.“ Praktisch, wenn man dann schon mit Fieber im Bett liegt.

Patienten als lästige Planungsstörung?

Der Vorstoß zeigt: Patient*innen werden zunehmend als Störfaktor im Praxismanagement betrachtet – unberechenbar, unzuverlässig, nervig. Was früher als Teil des Berufs galt – Flexibilität im Umgang mit Menschen – wird jetzt offenbar als betriebswirtschaftlicher Störfall gewertet.

Vielleicht wird es Zeit für ein Punktesystem:

+3 Punkte für verspätetes Erscheinen

+5 Punkte bei kurzfristiger Absage

+10 Punkte bei „keine Show“ ohne schriftliche Entschuldigung
Ab 20 Punkten: Gesundheitsversorgung gestrichen.

Fazit:
Wer krank ist, sollte gefälligst gesünder planen. Wer Termine bucht, besser auch kommen – oder zahlen. Und wer sich das alles nicht leisten kann, hat hoffentlich bald private Zusatzversicherungen und ein GPS-Tracking fürs Wartezimmer. Denn eines ist sicher: Unpünktlichkeit ist das neue Gesundheitsrisiko.

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