Die Bürgergenossenschaft Windpark Wittmund eG präsentiert mit dem Jahresabschluss 2023 ein grundsätzlich solides Zahlenwerk. Die Genossenschaft weist ein stabiles Eigenkapital aus, konnte erneut einen deutlichen Jahresüberschuss erzielen und plant eine attraktive Dividende. Dennoch sind einige Entwicklungen im Detail erklärungsbedürftig – insbesondere im Vergleich zum Vorjahr.
Der Bilanzgewinn zum 31.12.2023 beläuft sich auf 391.497 Euro. Er setzt sich aus dem Jahresüberschuss in Höhe von 189.443 Euro, dem Gewinnvortrag von rund 245.555 Euro und Rücklagenentnahmen von rund 43.500 Euro zusammen. Obwohl der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr (rund 563.626 Euro) deutlich gesunken ist, bleibt das Ergebnis auf einem erfreulichen Niveau. Die geplante Ausschüttung einer Dividende von 13,5 % – insgesamt 153.900 Euro – ist aus Sicht der Mitglieder ein starkes Signal.
Die Einnahmeseite ist stark abhängig von Erträgen aus Beteiligungen, die mit rund 223.741 Euro in 2023 deutlich unter dem Vorjahreswert von über 682.000 Euro lagen. Dieser Rückgang sollte aus Anlegersicht kritisch hinterfragt werden, insbesondere im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung der Tochter- bzw. Beteiligungsgesellschaft(en), auf die keine weiteren Informationen im Bericht folgen. Die sonstigen betrieblichen Erträge waren mit knapp 586 Euro vernachlässigbar.
Gleichzeitig sind die sonstigen betrieblichen Aufwendungen mit 9.313 Euro gestiegen (Vorjahr: 2.732 Euro). Die Differenz ist nicht gravierend, zeigt aber eine Entwicklung, die künftig beobachtet werden sollte – insbesondere bei gleichzeitigen Rückgängen der Beteiligungserträge.
Erfreulich ist der Ausbau der Ergebnisrücklagen: Die gesetzliche Rücklage wurde auf 17.230 Euro aufgestockt, die andere Ergebnisrücklage stieg auf 154.322 Euro. Die Erhöhung der Rücklagen signalisiert eine solide Eigenkapitalpolitik und Risikovorsorge.
Auf der Aktivseite der Bilanz bleibt das Bild stabil: Die Finanzanlagen in Höhe von gut 1,2 Millionen Euro blieben unverändert. Die Forderungen gegenüber Beteiligungsunternehmen gingen jedoch deutlich zurück – von 568.188 Euro auf 108.643 Euro. Das freigewordene Kapital spiegelt sich in einer deutlich verbesserten Liquidität wider: Die Guthaben bei Kreditinstituten stiegen von 108.578 Euro im Vorjahr auf 468.814 Euro. Diese Mittel könnten zukünftig für Investitionen, Rücklagen oder weitere Ausschüttungen genutzt werden.
Die Passivseite bestätigt das Bild einer gesunden Kapitalstruktur: Das Eigenkapital macht mit 1,7 Millionen Euro rund 95 % der Bilanzsumme aus. Rückstellungen wurden im Vergleich zum Vorjahr deutlich reduziert (von 86.181 Euro auf nur noch 7.121 Euro), gleichzeitig wurden sonstige Verbindlichkeiten in Höhe von 81.553 Euro gebildet – größtenteils steuerlicher Natur. Offen bleibt, ob es sich hierbei um einmalige Nachzahlungen handelt oder ob laufende Verpflichtungen zugrunde liegen.
Aus Sicht der Mitglieder ist die Genossenschaft strukturell gut aufgestellt. Die Mitgliederzahl blieb mit 430 stabil. Es gab keine Veränderung beim eingezahlten Geschäftsguthaben – ein Zeichen dafür, dass die Genossenschaft derzeit keine neuen Anteile ausgibt und auf Bestandsentwicklung setzt.
Fazit: Die Bürgergenossenschaft Windpark Wittmund eG zeigt sich finanziell stabil, mit guter Eigenkapitalbasis und positiver Ergebnisentwicklung, auch wenn der Gewinn deutlich unter dem Vorjahr liegt. Die geplante Dividende ist großzügig und ein Zeichen von Vertrauen in die wirtschaftliche Lage. Anleger sollten jedoch die Ertragskraft der Beteiligung im Auge behalten und künftig auf eine transparentere Darstellung möglicher Risiken und Rückgänge achten – insbesondere, wenn die Beteiligungserträge weiter sinken. Eine moderate, nachhaltige Rücklagenpolitik wie aktuell verfolgt, stärkt das langfristige Vertrauen.