Am frühen Morgen hat ein Spezialschiff mit sieben Castor-Behältern hochradioaktiven Atommülls den Hafen von Nordenham in Niedersachsen erreicht. Der Transport verlief planmäßig und ohne Zwischenfälle, wie die Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) mitteilte. Die Lieferung stammt aus dem britischen Sellafield und enthält wiederaufbereitete Brennelemente aus deutschen Atomkraftwerken, die nun zurückgeführt werden.
Die Rücknahme der Abfälle ist Teil einer völkerrechtlich und vertraglich bindenden Vereinbarung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den deutschen Kraftwerksbetreibern. Diese hatten ihre Brennelemente in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren zur Wiederaufarbeitung nach Großbritannien geschickt – mit der Verpflichtung, die bei diesem Prozess entstandenen Abfälle später wieder nach Deutschland zurückzunehmen.
Transport zum Zwischenlager Isar in Bayern
Von Nordenham aus sollen die Castor-Behälter nun weiter in das Zwischenlager am Kernkraftwerk Isar in Bayern transportiert werden. Der Weitertransport wird auf der Schiene erfolgen und von umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen begleitet. Das Bundesumweltministerium sowie die zuständigen Landesbehörden überwachen den Ablauf streng. Die Behälter sind speziell für den sicheren Transport hochradioaktiven Materials konstruiert und gelten als widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse.
Proteste und Widerstand entlang der Strecke
Trotz der hohen Sicherheitsvorkehrungen gibt es massiven Widerstand gegen den Transport. Atomkraftgegner und Umweltinitiativen veranstalten seit mehreren Tagen Mahnwachen, Demonstrationen und Protestaktionen, sowohl im Hafen von Nordenham als auch entlang der geplanten Transportstrecke. Kritiker bemängeln vor allem die nach wie vor ungelöste Frage der Endlagerung des hochradioaktiven Mülls. Die Rückführung sei zwar völkerrechtlich notwendig, doch es fehle weiterhin an einem sicheren, dauerhaften Lagerort in Deutschland.
„Diese Transporte sind ein Sinnbild für das ungelöste Atommüllproblem in Deutschland“, so ein Sprecher der Initiative „ausgestrahlt“. „Solange es kein sicheres Endlager gibt, bleibt jede Rückführung eine gefährliche Zwischenlösung.“
Hintergrund: Der deutsche Atomausstieg
Der aktuelle Transport ist Teil der langwierigen Nachwehen des deutschen Atomausstiegs, der 2011 nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima beschlossen wurde. Seitdem sind die deutschen Atomkraftwerke nach und nach vom Netz gegangen. Der Rückbau der Anlagen und die Rückführung ausländisch gelagerter Abfälle sind zentrale Bestandteile dieser politischen und gesellschaftlichen Kehrtwende.
Insgesamt müssen noch weitere Rückführungen durchgeführt werden, unter anderem aus Frankreich. Auch diese Transporte werden voraussichtlich auf Widerstand stoßen. Der genaue Zeitplan hängt von verschiedenen Faktoren wie Sicherheitslage, Transportkapazitäten und politischen Entscheidungen ab.
Fazit
Der heute angekommene Castor-Transport ist ein weiterer Schritt im Rahmen der Pflichten, die Deutschland im Zuge der Atompolitik eingegangen ist. Während der Ablauf bisher reibungslos verlief, bleiben die grundsätzlichen Fragen zur Langzeitsicherheit, Akzeptanz in der Bevölkerung und Endlagerung weiterhin offen – und werfen ein Schlaglicht auf ein ungelöstes Kapitel der deutschen Energiegeschichte.