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Bundesärztekammer will Cannabis-Freigabe wieder rückgängig machen

elsaolofsson (CC0), Pixabay

Ein Jahr nach Inkrafttreten der Teillegalisierung von Cannabis in Deutschland meldet sich die Bundesärztekammer mit deutlicher Kritik zu Wort: Präsident Klaus Reinhardt fordert eine vollständige Rücknahme der Gesetzesänderung und warnt vor den gesundheitlichen und gesellschaftlichen Folgen des liberalisierten Umgangs mit der Droge.

In einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung erklärte Reinhardt, die aktuelle Entwicklung stelle eine konkrete Gefährdung insbesondere für Jugendliche und junge Erwachsene dar. Es sei ein „Irrglaube“, dass durch die Legalisierung die gesundheitlichen Risiken des Cannabiskonsums reduziert würden. Vielmehr sei das Gegenteil der Fall: Der leichtere Zugang, die gesellschaftliche Verharmlosung und die sinkende Hemmschwelle zum Konsum könnten laut Ärzteschaft langfristig zu mehr Abhängigkeiten, psychischen Erkrankungen und Entwicklungsstörungen führen – vor allem bei jungen Menschen, deren Gehirn sich noch in der Reifung befindet.

Gesellschaftliche Debatte entfacht

Die Debatte über die Cannabis-Legalisierung sorgt seit Monaten für Spannungen zwischen Politik, Medizin und Gesellschaft. Während Befürworter auf Entkriminalisierung, Qualitätskontrolle und Entlastung von Polizei und Justiz setzen, verweisen Kritiker auf steigende Konsumzahlen und unklare gesundheitliche Langzeitfolgen.

Bundesdrogenbeauftragter warnt vor Schnellschüssen

Der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert spricht sich hingegen gegen eine vorschnelle Rücknahme des Gesetzes aus. Er rät dazu, die Zwischenbilanz, die für den Herbst 2025 vorgesehen ist, abzuwarten. Erst dann könne man seriös bewerten, ob die Reform ihr Ziel erreicht oder verfehlt habe. Für Blienert steht im Mittelpunkt, dass eine auf Fakten basierende Politik betrieben werden müsse – nicht auf emotionalen Schnellreaktionen.

Legalisierung seit April 2024

Seit dem 1. April 2024 ist es volljährigen Personen in Deutschland erlaubt, unter bestimmten Bedingungen Cannabis zu konsumieren. Dabei handelt es sich um ein erstes Modell mit strengen Auflagen: erlaubt ist unter anderem der Besitz von bis zu 25 Gramm sowie der private Anbau von bis zu drei Pflanzen pro Person. Geplant ist zudem die Einführung sogenannter Cannabis-Clubs, über die in einem geschlossenen System kontrollierter Konsum möglich sein soll.

Politischer Druck wächst – CSU fordert Kehrtwende

Innerhalb der Regierungskoalition regt sich zunehmend Widerstand – vor allem aus der Opposition und insbesondere von Seiten der CSU. Sie fordert eine vollständige Rücknahme der Cannabis-Freigabe und betont, dass der Jugendschutz unter der aktuellen Regelung nicht mehr gewährleistet sei. Auch Teile der SPD zeigen sich mittlerweile skeptisch und sprechen sich für Nachbesserungen aus.

Fazit

Die Cannabis-Debatte in Deutschland bleibt hoch emotional und politisch aufgeladen. Während medizinische Fachgesellschaften wie die Bundesärztekammer vor einem Anstieg gesundheitlicher Risiken warnen, setzen andere auf Aufklärung, Prävention und kontrollierte Abgabe als realitätsnahe Drogenpolitik. Ob das Gesetz Bestand haben wird, dürfte sich im Herbst zeigen – dann soll die erste umfassende Bilanz über die Auswirkungen der Teillegalisierung vorgelegt werden.

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