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US-Postdienst vor tiefgreifendem Wandel – Tradition trifft auf Sparkurs

Tumisu (CC0), Pixabay

Die US-Post steht vor einem massiven Umbruch. Angesichts sinkender Briefmengen, wachsender Verluste und politischem Druck auf Einsparungen plant die United States Postal Service (USPS) eine umfassende Umstrukturierung. 2024 verzeichnete der Dienst ein Defizit von 9,5 Milliarden US-Dollar – trotz seiner nach wie vor zentralen Rolle, vor allem in ländlichen Gebieten.

Tradition in der Kritik der Effizienz

Mit der jüngsten Ernennung von Elon Musks Abteilung für Regierungs-Effizienz („DOGE“) zur neuen Partnerin bei der Reorganisation steht die Post verstärkt unter Beobachtung. Die Kritik an möglichen Kürzungen ist groß, ebenso wie die Skepsis, ob sich das historisch gewachsene und gesetzlich stark geschützte System überhaupt radikal reformieren lässt.

Ein Beispiel für die kulturelle Verankerung des Postdienstes zeigt sich im US-Bundesstaat Wisconsin: Dort liefern sogenannte „Mail Jumper“ seit über 100 Jahren Briefe per Boot an Seegrundstücke – eine Tradition, die heute vor allem aus nostalgischen Gründen weitergeführt wird.

Rücktritt von DeJoy – Widerstand gegen Reformdruck

Postmaster General Louis DeJoy trat kürzlich überraschend zurück. Er hatte versucht, Reformen wie Stellenabbau, verlängerte Lieferzeiten in ländlichen Regionen und eine Umstellung auf Elektrofahrzeuge durchzusetzen. DeJoy beklagte politischen Widerstand und mangelnde Entscheidungsfreiheit trotz eines – aus seiner Sicht – tragfähigen Geschäftsplans.

Gewerkschaften kritisieren die Veränderungen als Teil einer neoliberalen Agenda. „Die Post gehört dem Volk“, erklärte Mark Dimondstein von der US-Postgewerkschaft APWU. Ein Ausverkauf würde höhere Kosten und schlechteren Service zur Folge haben.

Reformbedarf trifft auf politische Realität

Ob Elon Musk und sein DOGE-Team tatsächlich tiefgreifende Veränderungen durchsetzen können, bleibt fraglich. Experten wie der ehemalige NYU-Professor Steve Hutkins verweisen auf gesetzliche Hürden und mangelnden politischen Willen im Kongress, um das Postwesen grundlegend zu verändern. Die USPS ist zwar formal unabhängig, unterliegt aber zahlreichen Vorgaben des Gesetzgebers.

Emotional tief verankert

Trotz Digitalisierung, Konkurrenz durch UPS und FedEx und dem Rückgang an persönlicher Korrespondenz ist die US-Post für viele Amerikaner noch immer ein emotionales Bindeglied – gerade in entlegenen Gebieten, wo sie auch heute noch mit Pferden oder Wasserflugzeugen zustellt.

„Es geht nicht nur um Briefe – es geht um Vertrauen, Gemeinschaft und Kontinuität“, fasste eine Postkundenbetreiberin aus Wisconsin zusammen. Dass Reformen nötig sind, scheint klar – doch wie radikal diese ausfallen dürfen, ist eine Frage, die die USA zwischen Tradition und Modernisierung weiter intensiv beschäftigt.

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