Die französische Regierung hat mit deutlichen Worten auf einen Vorstoß der US-Botschaft in Paris reagiert, der offenbar auf die Einschränkung von Diversitäts-, Inklusions- und Gleichstellungsinitiativen in französischen Unternehmen abzielt. Das Ministerium für Außenhandel erklärte in einer Stellungnahme, jegliche Einflussnahme auf die unternehmensinterne Gleichstellungspolitik durch ausländische Akteure sei „nicht akzeptabel“ und stelle einen direkten Eingriff in die Souveränität Frankreichs sowie in die Autonomie der Unternehmen dar.
Auslöser der Kritik ist ein Schreiben, das laut Berichten mehrerer französischer Medien von der US-Botschaft an verschiedene französische Firmen verschickt wurde. In dem Brief sollen die Unternehmen implizit oder ausdrücklich dazu aufgefordert worden sein, ihre bestehenden Programme zur Förderung von Diversität, Inklusion und Chancengleichheit kritisch zu überprüfen – mit Verweis auf jüngste rechtliche Entwicklungen in den Vereinigten Staaten. Insbesondere wird dabei auf Urteile des Obersten Gerichtshofs der USA Bezug genommen, die positive Diskriminierung – etwa im Zusammenhang mit Affirmative-Action-Programmen – stark eingeschränkt haben.
Die französische Seite reagierte empört. Man sehe in dem Vorgehen einen Versuch, innenpolitische Entwicklungen aus den USA auf europäisches Terrain zu übertragen – ein Schritt, den man in Paris entschieden ablehnt. „Die Inklusions- und Diversitätsprogramme französischer Unternehmen spiegeln unsere gesellschaftlichen Überzeugungen wider und beruhen auf den Grundwerten der Republik: Gleichheit, Solidarität und soziale Verantwortung“, betonte das Außenhandelsministerium. Es sei Aufgabe der französischen Wirtschaft, eine vielfältige und inklusive Unternehmenskultur zu fördern, die niemanden ausschließe – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion, sexueller Orientierung oder Behinderung.
Auch in politischen Kreisen wird der Vorfall aufmerksam beobachtet. Parlamentarier und Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen äußerten sich besorgt über die möglichen Auswirkungen solcher außenpolitisch motivierter Interventionen auf die französische Wirtschaft und das gesellschaftliche Klima. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass internationale Partner versuchen, progressive Errungenschaften im Bereich Gleichstellung und Antidiskriminierung zu relativieren oder zu untergraben.
Ein Regierungssprecher betonte zudem, dass Frankreich uneingeschränkt hinter den bestehenden unternehmerischen Initiativen zur Förderung von Vielfalt und Inklusion stehe. Diese Programme seien nicht nur Ausdruck gesellschaftlicher Verantwortung, sondern leisteten auch einen bedeutenden Beitrag zur Innovationsfähigkeit und internationalen Wettbewerbsstärke französischer Unternehmen.
Diplomatische Kreise deuten die Intervention der US-Botschaft als Ausdruck der zunehmenden Politisierung von Diversity-Themen in den Vereinigten Staaten, insbesondere im Vorfeld der anstehenden Präsidentschaftswahlen. Frankreich hingegen bekräftigt seinen Standpunkt, dass soziale Gerechtigkeit und die Bekämpfung struktureller Diskriminierung zentrale Bestandteile einer zukunftsorientierten und verantwortungsbewussten Wirtschaftspolitik bleiben müssen.
Die französische Regierung kündigte an, die betroffenen Unternehmen zu unterstützen und deren Entscheidungsfreiheit konsequent zu verteidigen.