Ich weiß nicht, ob du schon mal eine Sitzordnung als Ausdruck politischer Macht gesehen hast – aber genau das passiert gerade im Weißen Haus.
In einem Schritt, der auf den ersten Blick banal wirkt, plant das Team rund um Präsident Trump, künftig selbst zu entscheiden, wer wo sitzt im legendären Briefing Room der US-Regierung. Genauer gesagt: Wer in den vorderen Reihen Fragen stellen darf – und wer vielleicht gar keinen Platz mehr bekommt.
Bislang war das Sache der White House Correspondents’ Association (WHCA), einer unabhängigen Gruppe von Journalist:innen, die die Beziehung zwischen Presse und Regierung organisiert – seit Jahrzehnten. Und klar, die Sitzordnung ist natürlich auch Symbolik: CNN, AP, Reuters, die großen TV-Sender – sie sitzen ganz vorne. Mitten im Geschehen. Fragen stellen, Regierung kritisieren, Verantwortung einfordern. Eigentlich ein Grundpfeiler der Demokratie.
Aber unter Trump gilt das scheinbar nicht mehr.
Neue Machtverhältnisse im Raum
Stattdessen könnten demnächst rechte Blogger, YouTuber und „Patriot News“-Podcaster die vorderen Plätze einnehmen. Leute, die keine harten Fragen stellen – sondern eher Fanfragen wie: „Was sagen Sie zu der großartigen Entscheidung, die Sie gestern getroffen haben, Mr. President?“
Pressesprecherin Karoline Leavitt fördert das ganz offen. Eine Sprecherin, die übrigens auch schon mal einen Regierungssitzplatz in einen „New Media Seat“ verwandelt hat – für Influencer statt Reporter.
Und das alles passiert nicht im luftleeren Raum: Die Trump-Regierung hat bereits die Associated Press von Pressekonferenzen ausgeschlossen, große Sender wie CNN vom Pentagon „verdrängt“ und erklärt, man wolle selbst bestimmen, wer den Präsidenten auf Reisen begleitet – eine Rolle, die traditionell die WHCA koordiniert.
Es geht nicht um Stühle. Es geht um Kontrolle.
Ein erfahrener Reporter brachte es auf den Punkt: „Es ist egal, wo man sitzt. Aber nicht egal, wenn die Regierung entscheidet, wer die Fragen stellen darf.“
Denn das ist der wahre Punkt. Die Sitzordnung wird zur Bühne eines Machtkampfs: Wer darf kritisch sein? Wer wird belohnt – und wer rausgedrängt?
Und plötzlich wirkt die kleine Frage, „Wer sitzt eigentlich in Reihe eins?“, gar nicht mehr so klein.