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Aufschieben war gestern – Trumps Autozölle treiben die Menschen in die Autohäuser

Gutdesign_de (CC0), Pixabay

Von all den Dingen, die mich diesen Frühling nervös machen – steigende Lebensmittelpreise, der unerklärliche Heuschnupfen im März, und das fragile Gefühl, dass man zu oft „nur mal kurz was googelt“ und plötzlich die Welt brennt – da reiht sich jetzt auch noch ein Auto in Panik-Stellung mit ein.

Nicht irgendein Auto. Mein zukünftiges. Oder besser gesagt: das Auto, das ich vielleicht noch kaufen muss, bevor Donald Trump die Preise um ein Viertel nach oben katapultiert.

25 Prozent Importzoll auf Fahrzeuge und Ersatzteile – das ist der Plan, und er soll schon in wenigen Tagen greifen. Und plötzlich stehen Amerikaner:innen, die sich eigentlich noch ein, zwei Jahre Zeit lassen wollten, vor einer seltsamen Entscheidung: Jetzt kaufen, bevor das Preischaos beginnt – oder später kaufen, mit Zittern in der Kreditrate.

Ich gehöre, wie offenbar viele, zur Gruppe: „Eigentlich wollten wir noch sparen.“ Aber was bringt ein Sparkonto, wenn das Wunschmodell demnächst 12.000 Dollar mehr kostet, wie Analysten vorrechnen? Für ein E-Auto wohlgemerkt. Willkommen in der neuen Realität: Nicht der Klimaschutz bestimmt den Antrieb – sondern der Zollsatz.

„Buy American“, sagt Trump. Klingt gut, bis man merkt: Selbst das geht nicht mehr.

Denn die sogenannte „All-American Car“-Illusion bröckelt schnell, wenn man weiß: Jedes Fahrzeug, das in den USA gebaut wird – vom Ford bis zum Tesla – enthält Bauteile aus dem Ausland. Kanada, Mexiko, Asien. Ohne Zulieferteile keine Motoren, keine Bremsen, keine Fahrzeuge. Und die sollen jetzt mitverzollt werden.

Was also bleibt? Nervosität. Händler berichten von ersten Kaufpanik-Wellen. In Pennsylvania etwa überlegt ein Ehepaar, den Kauf ihres neuen Chevy Equinox EV vorzuziehen – nicht aus Begeisterung, sondern aus Angst. In New Jersey hat jemand seinen alten Mercedes abgegeben, nicht weil er wollte, sondern weil er sich zukünftige Reparaturen einfach nicht leisten kann.

Es ist, als hätte man ein Standbild aus den Corona-Jahren genommen – damals, als plötzlich jeder ein neues Auto wollte, weil Lieferketten zusammenbrachen – und es einfach neu beschriftet mit „Zollpolitik 2025“.

Und wie reagiert das Weiße Haus? Mit Schulterzucken.

Trump selbst sagte am Wochenende gegenüber NBC sinngemäß: Wenn ausländische Autos teurer werden, kaufen die Leute eben amerikanische. Nur, dass „amerikanisch“ längst nicht mehr das bedeutet, was es mal bedeutete. Es ist global vernetzt, wie fast alles in der Wirtschaft. Die Preisexplosion wird also alle treffen – auch jene, die „nur“ einen neuen Auspuff brauchen.

Und während Käufer:innen jetzt in Eile zum Händler fahren, überlegen sich die Hersteller, ob sie Produktionen zurückfahren sollen, um nicht auf teuren Beständen sitzen zu bleiben. Weniger Angebot – höhere Preise. Ein Klassiker, der leider nie alt wird.

Bleibt also die Frage: Wer kann es sich leisten, zu warten? Und wer kann es sich leisten, zu kaufen?

Ich weiß es für mich selbst noch nicht. Vielleicht überlege ich noch ein paar Tage. Vielleicht fahre ich auch einfach meinen alten Toyota weiter, bis er zusammenfällt. Vielleicht ist das sowieso das nachhaltigste Statement in Zeiten politisch verursachter Kaufpanik.

Aber eines weiß ich sicher: Autos sollten eigentlich nicht das Symbol dafür sein, wie viel Angst man sich gerade leisten kann.

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