Während Präsident Donald Trump seine „Liberation Day“-Strategie vorbereitet, um durch „reziproke Zölle“ Handelsungleichgewichte zu korrigieren, melden sich zahlreiche US-Unternehmen zu Wort – einige jubeln, andere warnen. Hintergrund ist die bevorstehende Einführung neuer Zölle am 2. April, die gezielt gegen Länder mit Handelsüberschüssen gegenüber den USA gerichtet sind.
Ein prominentes Beispiel ist der Lebensmittelkonzern JM Smucker, der in den USA Fruchtaufstriche verkauft. Der Konzern klagt über EU-Zölle von über 24 % auf US-Produkte – während europäische Marmelade problemlos in amerikanischen Supermärkten zu finden ist. Die EU exportiert jährlich Fruchtaufstriche im Wert von über 200 Millionen Dollar in die USA, während amerikanische Produkte in Europa praktisch nicht vertreten sind. Smucker fordert nun im Namen der Fairness ebenfalls Strafzölle gegen europäische Anbieter.
Smuckers Appell ist nur einer von Hunderten von Stellungnahmen an das Weiße Haus. Von Apfelbauern, die sich über Einfuhrzölle von bis zu 50 % in Indien beschweren, über Streamingdienste, die unter Digitalsteuern in Kanada und der Türkei leiden, bis hin zu Energieunternehmen, die die Regulierung in Mexiko kritisieren – viele sehen Trumps harte Linie als längst überfällige Antwort auf unfaire Handelspraktiken im Ausland.
Dennoch bleibt die Sorge groß: Was, wenn Trumps Zölle außer Kontrolle geraten? Branchenverbände warnen vor „übermäßig breiten und pauschalen Maßnahmen“, die auch unbeteiligte Firmen treffen könnten. So will z. B. der Stahlhersteller NorthStar BlueScope Steel Zölle auf importierte Stahlteile – aber bittet gleichzeitig um eine Ausnahme für benötigtes Altmetall. Die Consumer Brands Association, zu der Smucker gehört, will Zölle auf europäische Marmelade, fürchtet aber gleichzeitig höhere Preise für importierte Zutaten wie Kakao.
Trumps Ansatz wirkt oft widersprüchlich – mal will er Industrie nach Amerika holen, dann wieder nur „Revanche“, wie Analyst William Reinsch von einem Thinktank erklärt. Und genau das bringt viele Unternehmen in eine Zwickmühle: Sie wollen Handelsungleichgewichte angehen – aber ohne die wirtschaftlichen Kollateralschäden einer umfassenden Zollschlacht.
Ob Trumps Plan funktioniert, ist offen. Doch für viele bleibt eines klar: Mit diesem Präsidenten ist der nächste wirtschaftspolitische Befreiungsschlag nur einen Tweet entfernt.