Die US-Post, älter als das Land selbst, steht unter Druck: Weniger Briefe, mehr Verluste – im letzten Jahr satte 9,5 Milliarden Dollar. Doch obwohl sie technisch unabhängig ist, hängt sie am Tropf der Politik. Jetzt könnte sich vieles ändern: Ex-Postmaster General Louis DeJoy ist zurückgetreten, Elon Musk und seine „DOGE“-Taskforce sollen ran – doch der Widerstand ist groß.
Zwischen Tradition und Transformation
Die USPS beliefert über 165 Millionen Adressen – sechsmal die Woche, auch mit Maultieren in Arizona oder Wasserflugzeugen in Alaska. Der Dienst ist vor allem in ländlichen Gegenden essenziell und tief im kollektiven Gedächtnis verwurzelt.
Ein Beispiel dafür ist das „Mail-Jumping“ auf dem Lake Geneva in Wisconsin: Seit über 100 Jahren springen Zusteller von einem fahrenden Boot auf Stege, um Post zu liefern. Heute wird das eher aus Tradition gemacht – ein Symbol für die emotionale Bindung vieler Amerikaner an ihren Postdienst.
DeJoy geht – Musk kommt?
DeJoys Rücktritt erfolgte wenige Tage nach dem Deal mit dem Department of Government Efficiency (DOGE), das unter Leitung von Elon Musk Einsparungen durchsetzen soll. DeJoy beklagte zuletzt in einem Schreiben an den USPS-Vorstand eine „irrationale Blockade von einfachsten Reformen“ durch die Politik.
DOGE soll nun prüfen, wie sich der Dienst verschlanken lässt – etwa durch Stellenabbau (geplant sind 10.000 Jobs), längere Lieferzeiten auf dem Land und eine neue Elektro-Flotte. Doch viele Beobachter zweifeln, ob Musk hier ernsthaft durchgreifen kann: „Gute Idee, viel Glück“, kommentiert der USPS-Experte Steve Hutkins trocken.
„Die Post ist nicht Amazon“
Gewerkschaften laufen Sturm. Der Präsident der Postarbeitergewerkschaft APWU, Mark Dimondstein, warnt vor einer „Oligarchen-Offensive“ gegen öffentliche Dienste: „Privatisierte Post bedeutet höhere Preise und schlechteren Service.“
Kritiker fürchten, dass mit dem Sparplan nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch die Grundidee der Post als öffentlichem Dienst auf der Kippe steht. Gerade in ländlichen Regionen wäre ein Rückzug der USPS ein herber Verlust.
Briefe? Fehlanzeige
Während die Zahl der Lieferadressen jährlich wächst, sinkt das Briefvolumen kontinuierlich. Viele Amerikaner verschicken längst keine Briefe oder Karten mehr – digitale Kommunikation dominiert. Der Großteil der 116 Milliarden Sendungen im Jahr 2023 bestand aus Werbung und Massensendungen.
Emotional verbunden – auch ohne Briefumschlag
Obwohl die USPS für viele nicht mehr lebensnotwendig ist, bleibt sie ein Symbol für Verlässlichkeit, Gemeinschaft und Tradition. Wie Cruise-Line-Managerin Burling in Wisconsin sagt: „Ich fühlte mich jahrelang schuldig, als ich meine Rechnungen nicht mehr per Post, sondern online zahlte.“
Fazit: Sparen mit Gefühl?
Die USPS steht an einem Scheideweg zwischen Rationalisierung und Romantik. Zwischen Musk’s Spardrang und der Nostalgie der Mail-Jumper. Eins steht fest: So einfach wird sich dieser Dinosaurier des öffentlichen Dienstes nicht abschaffen lassen – auch wenn die Briefe längst digital geworden sind.