Fünfmal soll eine Drohne – vermutlich mit russischem Akzent – über das EU-Forschungsgelände in Ispra gekreist sein. Und das ausgerechnet dort, wo man sich beruflich mit Drohnen-Sicherheit beschäftigt. Man könnte meinen: Wenn’s nicht so bedrohlich wäre, wär’s fast schon Meta.
Wie die „Corriere della Sera“ berichtet, hat sich das unbemannte Fluggerät offenbar für einen technologisch anspruchsvollen Wochenendtrip entschieden – Ziel: das Joint Research Centre der EU. Direkt am romantischen Lago Maggiore, in der Provinz Varese gelegen. Was nach einem Wellness-Retreat für Forschungseliten klingt, ist tatsächlich eine Einrichtung, die unter anderem Sicherheitslücken bei Drohnen erforscht. Die Pointe liefert das Schicksal: Ausgerechnet hier wurde sie selbst Zielobjekt – von einer Drohne!
„Die Drohne war freundlich, aber bestimmt“, so ein anonymer Mitarbeiter. „Sie hat sich alles ganz genau angesehen, kam pünktlich fünfmal vorbei und flog dann wieder Richtung Sonnenuntergang. Also Richtung Osten.“
Die italienischen Behörden sind nicht amüsiert. Vor allem, weil diese Art von Drohnen – so heißt es – „nicht nur hübsch filmen, sondern auch detaillierte 3D-Kartierungen bei Nacht anfertigen können.“ Das klingt weniger nach Urlaubsschnappschuss, mehr nach digitale Hausdurchsuchung.
In der Nähe des JRC liegt zudem der Rüstungskonzern Leonardo – und der baut nicht nur Helikopter für Österreichs Luftstreitkräfte, sondern auch Geräte, mit denen man Drohnen eigentlich orten und abschießen können sollte. Also theoretisch.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte in einem Anflug von bitterem Humor: „Wir begrüßen das Interesse an europäischer Hochtechnologie – aber für gewöhnlich laden wir zu Führungen ein, nicht zu verdeckten Überflügen.“
Noch gibt es keine offizielle Spur zu den mysteriösen Flugbesuchen, doch aus Geheimdienstkreisen hört man: Die Drohne soll zuletzt versucht haben, sich als Möwe zu tarnen – mit geringem Erfolg.
Unterdessen hat das Joint Research Centre angekündigt, sein Drohnensicherheitsprojekt um ein neues Modul zu erweitern: „Wie verhindere ich, dass mein eigenes Forschungszentrum zum Feldversuch wird.“
Die nächste Folge des Falls: vermutlich bald auf einem russischen Telegram-Kanal in 3D und mit Nachtmodus.