Im Handelskonflikt zwischen den USA und Kanada droht eine neue Eskalation: Kanadas Premierminister Mark Carney kündigte an, auf die von US-Präsident Donald Trump geplanten Strafzölle mit eigenen Maßnahmen zu reagieren. Trump plant ab dem 2. April sogenannte „reziproke Zölle“ gegen Länder, die seiner Ansicht nach amerikanische Exporte benachteiligen – ein Tag, den er als „Liberation Day“ bezeichnet.
Carney teilte Trump in einem Telefonat am Freitag mit, dass Kanada daraufhin eigene Zölle auf US-Waren erheben werde, um kanadische Arbeitsplätze und die heimische Wirtschaft zu schützen. Details über Umfang oder Zeitpunkt dieser Maßnahmen nannte er zunächst nicht. Dennoch klang der Austausch zwischen den beiden Staatschefs versöhnlicher als in der Vergangenheit – Trump sprach von einem „sehr produktiven“ Gespräch, Carneys Büro von einer „konstruktiven Unterhaltung“. Man wolle nach den kanadischen Wahlen Ende April sogar über ein neues Wirtschafts- und Sicherheitsabkommen verhandeln.
Kurzfristig sollen Gespräche auf Ministerebene intensiviert werden, um drängende Probleme zu lösen. Dennoch warnte Carney, das Verhältnis zu den USA habe sich „grundlegend verändert“.
Trump zeigte sich grundsätzlich offen für Verhandlungen – allerdings erst nach Inkrafttreten der neuen Zölle. An Bord der Air Force One sagte er zu Reportern: „Wir sind 40 Jahre lang ausgenutzt worden – das wird nicht mehr passieren.“ Auch Zölle auf Medikamente kündigte er erneut an, um die heimische Produktion zu fördern.
Kanada reagierte bereits in der Vergangenheit mit Gegenmaßnahmen auf US-Strafzölle. Als Trump 25 % Zoll auf fast alle kanadischen Waren erhob, konterte Ottawa mit eigenen Zöllen auf US-Importe im Wert von über 20 Milliarden Dollar. Dazu gehörten Milchprodukte, Fleisch, Getreide, Alkohol, Kleidung, Kosmetika und Motorräder. Premier Doug Ford aus Ontario verhängte sogar einen Aufschlag auf Stromlieferungen in die USA – mit deutlichen Auswirkungen auf die Strompreise in US-Grenzstaaten.
In einem hitzigen Moment im März hatte der frühere Premier Trudeau Trump gewarnt: „Wenn wir Freunde uns gegenseitig bekämpfen, jubeln unsere Gegner.“ Zwar zogen beide Seiten einige Drohungen später zurück, doch die jetzige Entwicklung zeigt erneut: Im Handelskrieg gibt es keine Gewinner. Wie die USA auf neue Vergeltungszölle reagieren werden, bleibt abzuwarten – Drohungen gegen kanadische Milchprodukte, Holz oder sogar Stromimporte stehen bereits im Raum.
Der transatlantische Handelsfrieden bleibt damit weiter fragil – und Beobachter erwarten, dass sich der Konflikt in den kommenden Wochen deutlich zuspitzen könnte.