Mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD hebt Handwerkspräsident Hans Peter Woll-Dittrich mahnend den Finger – und schlägt dabei fast so alarmiert auf den Tisch, wie wenn der letzte Rohrzange-Auftrag abgesagt wird. Der Vorschlag eines gesetzlichen Mindestlohns von 15 Euro sorgt im Handwerksverband für mehr Nervosität als ein kaputter Gasbrenner im Januar.
„Noch bevor die Mindestlohnkommission überhaupt zur Kaffeepause zusammenkam, haut die Politik schon einen raus!“, klagte Dittrich gegenüber Bild am Sonntag. Und man muss sagen: Der Mann hat Gefühle. Denn aus seiner Sicht könnte ein Mindestlohn in dieser Höhe die Wettbewerbsfähigkeit absägen – und zwar ohne Wasserwaage.
„Wenn der Friseurbesuch oder die Heizungsreparatur plötzlich zum Luxusprodukt wird, dann sind wir auf der schiefen Ebene“, warnte Dittrich mit der Tragik eines Klempners, der gerade feststellt, dass das Ersatzteil erst in drei Wochen geliefert wird.
Was steckt dahinter?
Der Mindestlohn ist aktuell bei 12,41 Euro. Die Forderung nach 15 Euro kommt vielen Beschäftigten zwar wie ein Tropfen Öl auf die quietschende Existenz vor, aber aus Sicht der Arbeitgeberseite klingt es eher wie der Vorschlag, alle künftig mit Goldlötkolben arbeiten zu lassen.
Besonders kleinere Handwerksbetriebe befürchten steigende Personalkosten, die sie kaum an Kunden weitergeben könnten – außer man führt den „Haare waschen und Spitzen schneiden für 89 Euro“-Tarif ein.
Die Angst: Luxus statt Lebensalltag.
Wenn der Mindestlohn zu hoch angesetzt werde, dann könnten sich Reparaturen oder Dienstleistungen des Handwerks bald nur noch Gutverdienende leisten – und die müssten dann womöglich drei Wochen auf einen Friseurtermin warten, was ja gesellschaftlich völlig inakzeptabel wäre.
Fazit mit Augenzwinkern:
Während das Handwerk mahnt, fragt sich der Rest des Landes, ob es nicht auch im Interesse der Gesellschaft wäre, wenn Menschen vom Lohn ihrer Arbeit leben könnten – und zwar ohne beim Friseur den Kontostand zu fürchten.
Bleibt zu hoffen, dass bei der Diskussion mehr Augenmaß als Zollstock zum Einsatz kommt.