🔍 Zusammenfassung auf einen Blick:
Kennzahl | 2023 | 2022 | Kommentar |
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Bilanzsumme | 1,61 Mio. EUR | 1,48 Mio. EUR | Leichter Anstieg |
Eigenkapitalquote | 72,4 % | 73,3 % | Sehr hoch – positiv, aber… |
Jahresfehlbetrag | -1,52 Mio. EUR | -1,07 Mio. EUR | Starke Verlustausweitung |
Bilanzverlust (kumuliert) | -3,76 Mio. EUR | -2,24 Mio. EUR | Kritische Entwicklung |
Provisionserträge | 153,9 Tsd. EUR | 95,7 Tsd. EUR | Zuwachs, aber niedrig im Verhältnis |
Verwaltungsaufwand | 1,44 Mio. EUR | 1,10 Mio. EUR | Stark gestiegen, hoher Fixkostenblock |
Mitarbeiterzahl | 0 | 0 | Vollständig ausgelagerte Struktur |
Prüfungsurteil | Ohne Einschränkung | – | Formal korrekt, keine Beanstandungen |
✅ Positive Aspekte:
1. Hohe Eigenkapitalquote
Mit über 70 % weist die FELS wealth GmbH eine formal solide Eigenkapitalbasis auf. Die Gesellschaft wurde mehrfach mit frischem Kapital gestützt – allein 1,6 Mio. EUR in 2023. Das spricht für Rückhalt durch die Muttergesellschaft.
2. Klares Geschäftsmodell mit Alleinstellungsmerkmal
„Follow MyMoney“ ist ein Plattformmodell mit Hybridansatz (Brokerage & Vermögensverwaltung) – technisch sauber umgesetzt, regulatorisch anspruchsvoll. Das kann ein Vorteil im Wettbewerb sein.
3. Prüfer bestätigt Ordnungsmäßigkeit
Der uneingeschränkte Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers zeigt, dass das Zahlenwerk stimmig und professionell erstellt wurde.
4. Zielgerichtete Produktentwicklung
Trotz niedriger Erträge wurde die Plattform weiterentwickelt (z. B. „MyInvestor“). Langfristig kann das Wettbewerbsvorteile bringen.
⚠️ Kritische Punkte und Risiken:
1. Hohes strukturelles Defizit
Die Gesellschaft weist einen Jahresfehlbetrag von -1,52 Mio. EUR aus – das ist eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr. Trotz steigender Erträge reichen die Einnahmen bei weitem nicht zur Deckung der laufenden Kosten.
Kritisch: Die Ertragsseite wächst nicht proportional zum Kostenblock.
2. Hohe Abhängigkeit von der Muttergesellschaft
Ein erheblicher Teil der Kosten wird über die Muttergesellschaft abgewickelt (Non-IT-, IT-, Personalbereitstellung). Die FELS wealth GmbH hat keine eigenen Mitarbeiter. Das bringt zwar Flexibilität, bedeutet aber auch:
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Kostenkontrolle nur eingeschränkt möglich
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Rechtliche und wirtschaftliche Abhängigkeit
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Transparenzproblem bei Effizienz und Leistung der ausgelagerten Bereiche
Zudem: Die Forderungen gegenüber der Muttergesellschaft (über 1 Mio. EUR) stellen ein Adressenausfallrisiko dar. Auch wenn im Lagebericht darauf verwiesen wird, dass die Muttergesellschaft „breit diversifiziert“ sei, bleibt das Risiko materiell hoch.
3. Ertragslage schwach – hoher Aufwand für geringen Umsatz
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Provisionserträge von 154 Tsd. EUR stehen 1,44 Mio. EUR Verwaltungsaufwand gegenüber.
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Ein so niedriges Ertragsniveau nach mehreren Jahren Marktpräsenz ist besorgniserregend.
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Der Rohertrag ist negativ – es wurden mehr Provisionen an Star-Trader und Banken gezahlt als eigene Erträge erzielt.
4. Kumulierte Verluste steigen
Der Bilanzverlust liegt nun bei -3,76 Mio. EUR. Die FELS wealth GmbH lebt ausschließlich von Kapitalzuführungen – ein Geschäftsmodell, das dauerhaft nicht tragfähig ist, wenn keine deutliche operative Verbesserung eintritt.
5. Kein Personal – operative Risiken hoch
Die Gesellschaft beschäftigt keine eigenen Mitarbeiter. Das kann zu einem Risiko werden, z. B. im Fall von Interessenkonflikten, Kompetenzengpässen oder Governance-Problemen.
🔮 Ausblick & Empfehlungen:
📉 1. Rentabilitätsproblem aktiv adressieren
Die Ertragsseite muss dringend wachsen – sowohl im Volumen (mehr Kunden, mehr Umsatz), als auch in der Struktur (Erträge über Aufwendungen). Es reicht nicht, die Plattform weiterzuentwickeln – sie muss skalieren.
🔍 2. Kosten kritisch prüfen
Eine tiefergehende Analyse der Kostenstruktur, insbesondere der ausgelagerten Leistungen, ist geboten. Gibt es Einsparpotenziale? Ist das Preis-Leistungs-Verhältnis gerechtfertigt?
💡 3. Abhängigkeit von der Muttergesellschaft reduzieren
Langfristig wäre eine teilweise Eigenständigkeit bei Personal und Infrastruktur sinnvoll. Das würde Transparenz schaffen, Steuerbarkeit verbessern und das Risiko mindern.
🔁 4. Liquiditätsplanung und Kapitalstrategie klären
Wie lange kann die Gesellschaft Verluste verkraften? Welche Zusagen gibt es von der Muttergesellschaft? Gibt es ein Szenario für Break-even?
🧩 5. Governance und Kontrolle stärken
Bei einer stark ausgelagerten Struktur sollte besonderes Augenmerk auf interne Kontrolle, Compliance und Risikomanagement gelegt werden – hier drohen sonst operative und aufsichtsrechtliche Lücken.
🧾 Fazit:
Die FELS wealth GmbH befindet sich in einer kritischen, aber nicht aussichtslosen Phase. Das Geschäftsmodell hat Potenzial, die Plattform ist technisch solide, und die Kapitalausstattung bislang gesichert. Doch die wirtschaftliche Realität zeigt ein anderes Bild: anhaltend hohe Verluste, geringe Erträge und operative Abhängigkeit.
Die Gesellschaft steht an einem Scheideweg: Entweder gelingt es, die Ertragsseite deutlich zu stärken – oder das Modell bleibt ein Zuschussbetrieb. Eine ehrliche und strukturierte Strategieüberprüfung wäre aus Sicht eines unabhängigen Analysten dringend zu empfehlen.