Hier ist eine kritisch-faire Analyse des Jahresabschlusses der Bergecon UG (haftungsbeschränkt) für das Geschäftsjahr 2023. Sie berücksichtigt die Größenordnung des Unternehmens, seine Rechtsform und den veröffentlichten Informationsumfang – und zieht daraus fundierte Schlussfolgerungen zu Finanzlage, Stabilität und Transparenz.
🧾 Zusammenfassung in Kürze
Kennzahl | 2023 | 2022 | Kommentar |
---|---|---|---|
Bilanzsumme | 279.078 € | 296.602 € | Leichter Rückgang (ca. -6 %) |
Eigenkapital | 270.903 € | 272.100 € | Kaum verändert – solide Basis |
Eigenkapitalquote | 97,1 % | 91,7 % | Sehr hoch – positives Signal |
Verbindlichkeiten gesamt | 6.522 € | 11.617 € | Rückgang – weniger externe Finanzierung |
Rückstellungen | 1.653 € | 12.885 € | Deutlicher Rückgang – erklärungsbedürftig |
Anlagevermögen | 218.763 € | 218.763 € | Keine Veränderung – stabil, aber statisch |
Umlaufvermögen | 60.315 € | 77.839 € | Rückgang – schwächerer Liquiditätspuffer |
✅ Stärken und positive Aspekte
1. Sehr hohe Eigenkapitalquote
Mit über 97 % Eigenkapitalanteil zeigt die Gesellschaft eine äußerst solide Kapitalausstattung. Diese geringe Verschuldung ist für eine haftungsbeschränkte UG besonders bemerkenswert – sie ist damit nahezu eigenfinanziert, was Krisenresilienz begünstigt.
2. Rückführung von Verbindlichkeiten
Sowohl die kurzfristigen als auch die langfristigen Verbindlichkeiten wurden reduziert, insbesondere gegenüber Gesellschaftern. Dies spricht für eine verbesserte Liquiditätslage oder geringeren Kapitalbedarf.
3. Anlagevermögen konstant
Ein stabiler Anlagenbestand von rund 219.000 € deutet auf eine bestehende, womöglich produktive Basis hin – beispielsweise IT-Infrastruktur, Beteiligungen oder sonstige langfristige Vermögenswerte.
⚠️ Kritische Punkte und Anmerkungen
1. Stagnation oder Rückgang in der Bilanzentwicklung
Die Bilanzsumme ist leicht gesunken, das Umlaufvermögen hat sich reduziert – möglicherweise durch Verzehr von Liquidität oder mangelnde Geschäftsentwicklung. Gleichzeitig fehlt jeglicher Hinweis auf Investitionstätigkeit oder Wachstumsambitionen. Das Unternehmen scheint in einer ruhenden oder stagnierenden Phase.
2. Starke Reduktion der Rückstellungen
Die Rückstellungen gingen um ca. 87 % zurück – ohne Erläuterung. Das ist kritisch, da Rückstellungen ein Indikator für zukünftige Belastungen oder Vorsorge sind. Eine zu aggressive Auflösung oder zu optimistische Bewertung kann das Ergebnis verzerren oder Risiken verschleiern.
3. Keine Angaben zur Ertragslage
Es fehlt eine Gewinn- und Verlustrechnung. Damit bleibt völlig unklar, wie sich das Ergebnis zusammensetzt:
- Wurde ein Gewinn oder Verlust erzielt?
- Stammen Mittel aus operativem Geschäft oder Beteiligungserträgen?
- Gab es Einmalerträge oder stille Lasten?
Ohne G&V ist keine fundierte Analyse der Geschäftsentwicklung möglich.
4. Anlagevermögen unverändert – aber keine Details
Das Anlagevermögen ist gleich geblieben. Hier fehlt eine offene Angabe, ob es sich z. B. um Beteiligungen, Rechte, Immobilien oder Sachanlagen handelt. Für die Bewertung von Substanz, Strategie und Geschäftsmodell wäre diese Information entscheidend.
5. Sehr schlanke Unternehmensstruktur
Die UG hat keine Angabe zur Mitarbeiterzahl gemacht (es ist zumindest kein Hinweis erkennbar). In Verbindung mit der stagnierenden Bilanz wirkt dies wie eine Ein-Mann-Gesellschaft mit niedrigem operativen Geschäft – was für Beratungs- oder Holdinggesellschaften typisch wäre.
🔮 Fazit: Solide, aber inaktive oder stille Struktur
Die Bergecon UG zeigt sich 2023 formal solide – mit sehr hoher Eigenkapitalquote, niedriger Verschuldung und stabiler Vermögensstruktur. Liquiditätsengpässe oder akute Risiken sind nicht erkennbar.
Allerdings:
- Die Gesellschaft scheint nicht aktiv zu wachsen.
- Es fehlen konkrete Hinweise auf operative Tätigkeit oder Strategie.
- Die fehlende Erfolgsrechnung verhindert eine Einschätzung der wirtschaftlichen Lage und Leistungsfähigkeit.
Aus externer Sicht wirkt das Unternehmen wie eine ruhende Beteiligungsgesellschaft, Holdingstruktur oder Vermögensverwaltungs-UG. Das ist in Ordnung – aber es erschwert eine Bewertung der tatsächlichen unternehmerischen Substanz.
🧾 Empfehlungen für mehr Transparenz und Steuerbarkeit
- Offenlegung der G&V (auch bei Kleinstgesellschaften freiwillig): Dies würde Vertrauen schaffen – z. B. gegenüber Geschäftspartnern, Banken oder potenziellen Investoren.
- Klarstellung des Geschäftsmodells: Beteiligungsgesellschaft? Beratungsfirma? Die Bilanz allein gibt darüber keine Auskunft.
- Rückstellungsstrategie transparent machen: Ein Rückgang von fast 90 % sollte begründet werden – ggf. im Anhang.
- Langfristige Planung erkennbar machen: Auch eine kleine UG profitiert von einer klaren Positionierung – aktuell fehlt jeder Hinweis auf Wachstumspläne oder Veränderung.
Gesamteinschätzung:
Ein wirtschaftlich stabiler Zustand, aber wenig Transparenz über das „Warum“ und „Wofür“. Die UG erscheint als solide finanzierte, aber passiv gehaltene Struktur – möglicherweise mit spezifischem Zweck, jedoch ohne sichtbare Wachstumsdynamik oder betriebliche Substanz.