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USA: Trinkwasser in Gefahr – Millionen Menschen von „Ewigkeitschemikalien“ betroffen

analogicus (CC0), Pixabay

Laut einer aktuellen Analyse von USA TODAY zur neuesten Datenveröffentlichung der US-Umweltschutzbehörde EPA trinken mehr als 37 Millionen Amerikaner Wasser, das mit sogenannten „Ewigkeitschemikalien“ (PFAS) belastet ist – in Konzentrationen, die die von der EPA gesetzten Grenzwerte überschreiten.

Diese Per- und Polyfluoralkylsubstanzen sind menschengemachte Chemikalien, die in der Natur kaum abbaubar sind. Sie können sich im menschlichen Körper anreichern und gelten als Auslöser für verschiedene Krebsarten und andere schwerwiegende Gesundheitsprobleme.

Aktuelle Lage: Grenzwerte bestehen – vorerst

Zwar wurden unter der Regierung Trump kürzlich zahlreiche Umweltregelungen zurückgenommen, darunter Grenzwerte für Kraftwerksemissionen oder Schutzbestimmungen für Gewässer, doch die PFAS-Grenzwerte bleiben zunächst bestehen.

Nach Angaben der EPA überschreiten derzeit 667 Wasserversorger die gesetzlichen Höchstwerte für PFAS. Sollte der derzeitige Standard bestehen bleiben, müssen betroffene Versorger bis 2029 entweder die kontaminierten Brunnen stilllegen oder teure Filtersysteme installieren.

Allerdings befürchten Umwelt- und Verbraucherschützer, dass die EPA die Regelung abschwächen oder verschieben könnte – zumal mehrere Wasserwerke rechtlich gegen die bestehenden Vorschriften vorgehen.

Datenlage und Kritik an der EPA

Ex-EPA-Expertin Betsy Southerland kritisiert die Behörde scharf. Sie befürchtet, dass die Grenzwerte „neu aufgeweicht“ werden. Zudem seien Passagen aus dem begleitenden Datenbericht gestrichen worden, die bisher den gesundheitlichen Nutzen der PFAS-Regelung betonten.

Diese Streichungen interpretiert Southerland als bewusste Schwächung der wissenschaftlichen Argumentation zugunsten der chemischen Industrie.

Zwar betont EPA-Sprecherin Molly Vaseliou, man werde die Regel „prüfen“, aber man halte weiterhin an dem Ziel fest, „allen Amerikanern Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen“. Die verspätete Veröffentlichung der aktuellen Daten erklärt sie lediglich mit „technischen Abläufen“.

Filterkosten versus Gesundheit

Ein zentraler Streitpunkt bleibt die Finanzierung der Maßnahmen. Wasserversorger klagen darüber, dass sie und ihre Kunden die hohen Kosten für Filteranlagen tragen müssten, obwohl die Verschmutzung ursprünglich von Chemiekonzernen verursacht wurde.

Unter Präsident Biden hatte die EPA eine zusätzliche Regel vorbereitet, die die PFAS-Emissionen der Industrie direkt begrenzen sollte – diese wurde jedoch einen Tag nach Trumps Amtsantritt im Januar 2025 wieder gestrichen.

Auch Förderprogramme aus dem Infrastrukturgesetz von 2021 für benachteiligte Gemeinden wurden in der aktuellen EPA-Datenveröffentlichung kaum noch erwähnt – offenbar eine bewusste Umformulierungsstrategie, so Southerland.

Folgen für Militärstandorte und Superfund-Projekte

Die PFAS-Grenzwerte beeinflussen auch die Reinigungsstandards für verseuchte Böden und Trinkwasserquellen an Militärbasen und sogenannten Superfund-Standorten. Seit September 2024 gelten neue Vorgaben: Wenn das Wasser nahe Militäranlagen mehr als 4 ppt (parts per trillion) PFAS aufweist – also deutlich unter dem bisherigen Grenzwert von 70 ppt – muss sauberes Wasser bereitgestellt werden.

Laut Pentagon wurden bislang in rund 400 US-Militärstandorten PFAS-Untersuchungen gestartet. Nahe 55 Stützpunkten wurden bereits Maßnahmen zur Trinkwasserversorgung getroffen. Weitere 2.000 private Brunnen liegen zwischen dem alten und dem neuen Grenzwert – auch sie müssen nun überprüft werden.

Sollten die PFAS-Grenzwerte jedoch aufgehoben oder aufgeweicht werden, könnte das Verteidigungsministerium diese neuen Verpflichtungen rückgängig machen – mit potenziell drastischen Folgen für betroffene Gemeinden.

Fazit

Die Debatte um PFAS zeigt, wie Umwelt- und Gesundheitsschutz durch politische Richtungswechsel beeinflusst wird. Während Millionen Menschen auf sauberes Trinkwasser angewiesen sind, steht das regulatorische Fundament unter Druck. Wie lange die PFAS-Grenzwerte noch Bestand haben, bleibt unklar – doch für viele Gemeinden steht jetzt schon viel auf dem Spiel.

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