Jetzt wird’s historisch – aber bitte nur nach Trumps Geschmack. Mit einem neuen Präsidialerlass greift US-Präsident Donald Trump in die Arbeit der renommierten Smithsonian Institution ein – und zwar mit dem erklärten Ziel, das amerikanische Selbstverständnis gründlich „aufzuräumen“.
In der Executive Order mit dem klangvollen Titel „Restoring Truth and Sanity to American History“ („Wahrheit und Vernunft in die amerikanische Geschichte zurückbringen“) beauftragt Trump niemand Geringeren als Vizepräsident J.D. Vance mit einer ideologischen Grundreinigung der Smithsonian-Museen. Ziel: alles raus, was seiner Ansicht nach „spaltet, falsch darstellt oder anti-amerikanisch“ ist.
Museen unter Beobachtung – Kultur im Fadenkreuz
Betroffen sind über 20 Museen und Forschungseinrichtungen – darunter das beliebte National Museum of American History, das Luft- und Raumfahrtmuseum und sogar der National Zoo. Auch Independence Hall in Philadelphia soll pünktlich zum 250-jährigen Jubiläum der Unabhängigkeit restauriert und „ideologisch begradigt“ werden.
Besonderes Augenmerk legt Trump dabei auf zwei Museen, die schon lange rechte Kritik auf sich ziehen:
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Das National Museum of African American History and Culture wird beschuldigt, Werte wie „harte Arbeit“ oder „die Kleinfamilie“ als „weiße Kultur“ zu bezeichnen – ein Vorwurf, der so verkürzt wie umstritten ist.
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Das im Aufbau befindliche American Women’s History Museum wiederum soll laut Trump „Männer als Frauen anerkennen“ – ein klarer Seitenhieb auf Debatten rund um Geschlechtsidentität.
Was ist noch „wahr“?
In einem kulturpolitischen Rundumschlag will Trump künftig Smithsonian-Programme, die Menschen „nach Rasse trennen“, von der Finanzierung durch den Kongress ausschließen lassen. Museen sollen wieder Orte des patriotischen Erinnerns werden – also eine Art Disneyland für traditionelle Werte?
Ob die Maßnahme Bestand haben wird, ist fraglich. Juristische Auseinandersetzungen sind so gut wie sicher, Kritiker sprechen schon jetzt von einem Frontalangriff auf die Wissenschaftsfreiheit, die Meinungsvielfalt und das kulturelle Selbstverständnis Amerikas.
Kulturpolitik à la Trump: Feuer frei auf „Woke“
Schon zuvor hatte Trump die Diversitäts- und Inklusionsprogramme in Bundesbehörden abgeschafft, das Board des Kennedy Centers kurzerhand entlassen – und sich selbst zum neuen Vorsitzenden gemacht. Einige Künstler sagten daraufhin ihre Auftritte ab. Ob Smithsonian-Kurator:innen demnächst ebenfalls rebellieren? Abzuwarten bleibt es.
Fest steht: Trumps Version von „Amerika zuerst“ macht vor Dinosaurierskeletten, historischen Reden und Kunstinstallationen nicht halt. Und so stellt sich einmal mehr die Frage: Wird hier Geschichte gemacht – oder einfach nur neu geschrieben?
Fazit: Wenn der Kulturkampf in die Ausstellungsvitrine zieht, bleibt kein Diorama verschont. Die Frage ist nur: Wer bestimmt eigentlich, was „amerikanisch“ ist – und was nicht?