Ein Airbus A319 der Delta Air Lines ist am Freitag nur knapp einem Zusammenstoß mit einem US-Militärflugzeug vom Typ T-38 Talon entgangen. Der Vorfall ereignete sich in unmittelbarer Nähe des Ronald Reagan Washington National Airport (DCA) – nur wenige Meilen entfernt vom Ort eines tödlichen Flugzeugunglücks im Januar, bei dem 67 Menschen starben.
Delta-Flug 2983 startete Richtung Minneapolis – und musste ausweichen
Der Vorfall geschah kurz nach dem Start von Delta-Flug 2983, der mit 131 Passagieren und 5 Crew-Mitgliedern an Bord auf dem Weg nach Minneapolis war. Gegen 15:15 Uhr Ortszeit schlug das an Bord befindliche TCAS-Warnsystem (Traffic Alert and Collision Avoidance System) Alarm und wies die Piloten an, ein Ausweichmanöver durchzuführen.
„War da wirklich ein Flugzeug etwa 500 Fuß unter uns, als wir DCA verließen?“ fragte der Delta-Pilot laut aufgezeichnetem Funkverkehr.
Antwort des Towers: „Delta 2983, das ist korrekt.“
Das entgegenkommende Flugzeug war Teil eines vierfachen Flyovers, den die US Air Force vom Stützpunkt Langley (Virginia) aus in Richtung Arlington Nationalfriedhof durchgeführt hatte.
Delta: „Crew hat alles richtig gemacht“
Ein Sprecher von Delta Air Lines bestätigte den Vorfall und betonte, dass die Crew vorschriftsmäßig reagiert habe:
„Die Sicherheit unserer Fluggäste und Mitarbeitenden hat oberste Priorität. Die Besatzung hat gemäß den Verfahren das Flugzeug sicher manövriert.“
Der Flug erreichte Minneapolis planmäßig um 16:36 Uhr Ortszeit.
Wiederholte Beinahe-Zusammenstöße – Behörden unter Druck
Das Ereignis weckt unangenehme Erinnerungen: Am 29. Januar war es in nahezu derselben Luftzone zur Kollision eines Regionaljets von American Airlines mit einem Black Hawk-Hubschrauber der US-Armee gekommen – mit tragischem Ausgang. Seither hat die NTSB (US-Verkehrssicherheitsbehörde) aufgedeckt, dass sich zwischen 2021 und 2024 tausende gefährliche Beinahe-Vorfälle rund um den Flughafen DCA ereigneten.
Politik und Luftfahrtaufsicht geraten zunehmend unter Druck: Der Luftraum über Washington D.C. gilt als hochkomplex, eng getaktet und überlastet.
FAA untersucht den Fall
Die US-Luftfahrtbehörde (FAA) kündigte eine umfassende Untersuchung des aktuellen Zwischenfalls an und wies darauf hin, dass sowohl der Delta-Jet als auch die T-38 korrektive Anweisungen vom Tower erhalten hätten.
Fazit: Zufall oder strukturelles Problem?
Der Beinahe-Zusammenstoß bestätigt einmal mehr die angespannte Sicherheitslage im Hauptstadt-Luftraum. Fachleute fordern nun verstärkte Koordination zwischen ziviler und militärischer Luftfahrt, eine Überarbeitung der Flugrouten – und endlich politische Konsequenzen.
Denn die Warnsysteme haben diesmal funktioniert. Aber wie lange noch, bevor der nächste Alarm zu spät kommt?