Der Jahresabschluss 2023 der Windpark Völschow GmbH & Co. Dritte Betriebs KG bietet ein Bild mit klaren Strukturen, aber auch einigen Schatten, die insbesondere für potenzielle Anleger nicht unbeachtet bleiben sollten. Solide Bilanzpositionen stehen einer hohen Verschuldung und eingeschränkten Eigenkapitaldecke gegenüber – ein Gleichgewicht, das fragil bleiben könnte, sollte sich das Marktumfeld oder der Ertrag der Anlagen verschlechtern.
Stabile Substanz – aber mit beginnender Erosion
Mit einem Anlagevermögen von rund 2 Millionen Euro stellt die Gesellschaft nach wie vor eine substanziell gut ausgestattete Einheit dar. Die Windenergieanlagen (Sachanlagen) machen den Löwenanteil davon aus – ein typisches Bild für einen Energieproduzenten mit technischer Infrastruktur. Dennoch ist auch hier ein Rückgang zu verzeichnen: Im Vergleich zum Vorjahr wurde ein Abschreibungs- oder Wertminderungsbetrag von knapp 277.000 Euro verbucht. Dieser Rückgang ist zwar im Rahmen einer normalen Nutzungsdauer plausibel, lässt aber Rückschlüsse auf fortgeschrittene Alterung der Anlagen zu. Investitionen in Substanzerhalt oder Ersatz dürften mittelfristig erforderlich werden.
Solide Liquidität als Pluspunkt
Die liquiden Mittel konnten 2023 deutlich gesteigert werden und belaufen sich nun auf über 1,1 Millionen Euro. Damit verfügt die Gesellschaft über eine komfortable Barreserve, die auch kurzfristige Rückzahlungsverpflichtungen gegenüber Banken oder Lieferanten gut abfedern kann. Für Investoren ist das ein positives Signal: Es zeigt, dass die operative Tätigkeit zumindest liquide Überschüsse generieren dürfte.
Eigenkapitalquote bleibt niedrig – Spielraum begrenzt
Das ausgewiesene Eigenkapital von 540.000 Euro entspricht lediglich etwa 15 Prozent der Bilanzsumme – ein niedriger, wenngleich nicht untypischer Wert in der Projektgesellschaftsstruktur. Auffällig ist, dass das Kommanditkapital nicht voll eingezahlt wurde: 460.000 Euro stehen als ausstehende Einlage in den Büchern. Dies kann einerseits als Reserve interpretiert werden, falls Kapitalzufluss notwendig wird – andererseits deutet es auf ein gewisses Maß an Zurückhaltung oder Risikosteuerung seitens der Investoren hin. Aus Sicht eines externen Kapitalgebers ist diese Struktur wenig vertrauensbildend, zumal kein Bilanzgewinn ausgewiesen wird.
Fremdkapitallast – hohe Bankverbindlichkeiten und Gesellschafterdarlehen
Die Verschuldung ist mit knapp 2,8 Millionen Euro beträchtlich, wobei besonders die Darlehen gegenüber Kreditinstituten ins Gewicht fallen. Die Rückzahlungsverpflichtungen sind langfristig gestreckt, was die laufende Liquiditätsbelastung senkt, dennoch bleibt die Abhängigkeit von stabilen Zinssätzen und dauerhafter Leistungsfähigkeit der Windanlagen bestehen. Wichtig: Die Darlehen sind durch Sicherungsübereignungen der Windkraftanlagen und umfassende Forderungsabtretungen abgesichert – im Insolvenzfall würden diese Vermögenswerte nicht mehr zur freien Verfügung der Gesellschaft stehen.
Ein wachsender Posten sind die Verbindlichkeiten gegenüber Kommanditisten, die sich von 470.000 Euro auf über 667.000 Euro erhöht haben. Dies deutet auf Kapitalstützung aus dem Gesellschafterkreis hin – ein Zeichen von Engagement, aber auch ein Hinweis auf operative Engpässe in der Vergangenheit oder eine angespannte Finanzierungssituation.
Rückstellungen und latente Steuern – moderate Belastung mit Fragezeichen
Die Rückstellungen steigen leicht auf rund 144.000 Euro. Die enthaltenen Steuerpositionen sprechen dafür, dass noch nicht veranlagte Ertragsteuern oder sonstige ungewisse Verbindlichkeiten zu erwarten sind. Auffällig ist der Rückgang passiver latenter Steuern – hier könnte sich eine veränderte Ertragsprognose widerspiegeln, die sich negativ auf die Steuerabgrenzung auswirkt.
Vertragsgebundene Belastungen – kalkulierbar, aber spürbar
Zusätzliche finanzielle Verpflichtungen außerhalb der Bilanz existieren in Form von Wartungs-, Betriebsführungs- und Pachtverträgen mit einer jährlichen Gesamtbelastung von rund 94.000 Euro. Diese sind für Windparks üblich, dürften aber insbesondere bei rückläufiger Einspeisevergütung oder höherem Reparaturaufwand ins Gewicht fallen. Da keine eigenen Mitarbeiter beschäftigt werden, ist die Gesellschaft stark auf externe Dienstleister angewiesen – Effizienzgewinne stehen hier potenziellen Kostensteigerungen gegenüber.
Fazit: Solide aufgestellt – mit strukturellen Risiken
Aus Anlegersicht bietet die Windpark Völschow GmbH & Co. Dritte Betriebs KG ein klar strukturiertes, wenngleich recht konservativ aufgestelltes Geschäftsmodell. Die Gesellschaft verfügt über stabile liquide Mittel, eine funktionierende Infrastruktur und langfristige Planbarkeit durch feste Verträge. Gleichzeitig mahnen die hohe Fremdkapitalquote, das nur teilweise eingezahlte Eigenkapital und der rückläufige Substanzwert zur Vorsicht.
Wer in diese Gesellschaft investiert, setzt auf ein laufendes Projekt mit begrenztem Wachstumspotenzial, aber auch begrenzter Innovationskraft. Die zukünftige Rendite hängt maßgeblich von der Ertragskraft der bestehenden Anlagen und der Entwicklung des Energiemarktes ab. Eine moderate Risikoposition mit überschaubarem Kurspotenzial – geeignet für sicherheitsorientierte Anleger, sofern keine erheblichen Markt- oder Regulierungsverwerfungen eintreten.