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Australien wählt – und diskutiert erstmals offen über Atomkraft

OpenClipart-Vectors (CC0), Pixabay

Am 3. Mai stimmen die Australier bei der Parlamentswahl nicht nur über die politische Zukunft des Landes ab, sondern auch über eine mögliche energiepolitische Kehrtwende. Erstmals seit Jahrzehnten steht die Einführung der Kernenergie im Fokus des Wahlkampfs – ein Thema, das auf dem rohstoffreichen Kontinent bisher tabu war.

Premierminister Anthony Albanese, der auf eine zweite Amtszeit hofft, gab am Donnerstag das offizielle Wahldatum bekannt. Seine sozialdemokratisch orientierte Labour-Partei setzt weiterhin auf den Ausbau erneuerbarer Energien. Im Gegensatz dazu will Oppositionsführer Peter Dutton das seit den 1990er-Jahren bestehende Verbot von Atomkraft aufheben und bis zu sieben Kernkraftwerke errichten lassen.

Dutton, Vorsitzender der konservativen Liberalen Partei, verspricht der Bevölkerung damit sinkende Strompreise. Doch Fachleute äußern Zweifel: Die Pläne seien technisch kaum umsetzbar, wirtschaftlich riskant und in dem angestrebten Zeitrahmen nicht realistisch. Kritiker verweisen darauf, dass frühestens 2040 mit dem ersten Reaktor zu rechnen sei – Dutton selbst würde dann vermutlich längst nicht mehr im Amt sein.

Australien verfügt über die größten Uranvorkommen der Welt, nutzt dieses Potenzial bislang jedoch nicht für die eigene Energieversorgung. Stattdessen dominiert weiterhin die Stromerzeugung aus Kohle, gefolgt von Erdgas. In den letzten Jahren ist allerdings auch der Anteil erneuerbarer Energien stark gewachsen und liegt inzwischen bei über einem Drittel.

In der Bevölkerung ist die Frage der Atomkraft hoch umstritten. Zwar führt Duttons Lager in aktuellen Umfragen leicht, doch das Thema Energie steht bei vielen Wählerinnen und Wählern nicht an oberster Stelle. Angesichts drastisch gestiegener Lebenshaltungskosten und explodierender Mieten – insbesondere in Großstädten wie Sydney oder Melbourne – sorgen sich viele Menschen vor allem um ihre wirtschaftliche Lage. Auch der Klimawandel, sichtbar in Form von Extremwetterereignissen wie Überschwemmungen, Buschbränden und Stürmen, bleibt ein zentrales Thema.

Hinzu kommen geopolitische Unsicherheiten. Nach dem Machtwechsel in den USA ist unklar, wie zuverlässig Australien künftig auf die Unterstützung seines wichtigsten Bündnispartners zählen kann. Unter Präsident Donald Trump könnte sich die außenpolitische Rückendeckung aus Washington verringern – insbesondere im Falle von Spannungen mit China, dem mit Abstand größten Handelspartner Australiens.

Mit rund 27 Millionen Einwohnern und einer vergleichsweise kleinen Volkswirtschaft ist Australien stark auf internationale Partnerschaften angewiesen. Die kommende Wahl wird daher nicht nur für die Innen-, sondern auch für die Außenpolitik des Landes wegweisend sein.


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