Der Jahresabschluss der Windpark Oldendorf GmbH & Co. KG für das Geschäftsjahr 2023 vermittelt aus Anlegersicht ein insgesamt robustes, wenn auch nicht unproblematisches Bild. Der Betrieb zeigt eine beeindruckende materielle Substanz, solide Ertragskraft und strukturelle Klarheit – jedoch mit Schwächen bei der Kapitalbindung, einer gewissen Rückläufigkeit im Rohertrag und langfristig bindenden finanziellen Verpflichtungen. Ein genauer Blick lohnt sich.
Substanzstarke Bilanz mit hohem Anlagevermögen
Der Windpark Oldendorf ist kapitalintensiv aufgestellt, was für die Branche nicht ungewöhnlich ist. Die Sachanlagen machen mit knapp 11 Millionen Euro den Löwenanteil der Bilanzsumme aus und spiegeln Investitionen in technische Anlagen und Maschinen wider – der Kernbestand des operativen Geschäfts. Die leichte Abnahme gegenüber dem Vorjahr ist im Wesentlichen durch planmäßige Abschreibungen bedingt, nicht durch Veräußerungen oder Abwertungen, was für eine stabile Anlagenstruktur spricht.
Diese langfristigen Vermögenswerte sind betriebsnotwendig, binden allerdings Kapital. Der Buchwert der technischen Anlagen beläuft sich zum Bilanzstichtag auf rund 10,99 Millionen Euro bei ursprünglichen Anschaffungskosten von über 20,7 Millionen Euro – ein Zeichen dafür, dass die Windkraftanlagen bereits zur Hälfte abgeschrieben sind, also ein gewisses Betriebsalter erreicht haben.
Eigenkapitalentwicklung positiv, aber Kapitalstruktur bleibt eng
Im Vergleich zum Vorjahr konnte das Eigenkapital um etwa 670.000 Euro auf rund 2,48 Millionen Euro gesteigert werden – ausschließlich durch den Jahresüberschuss. Dies ist grundsätzlich positiv, insbesondere da keine Entnahmen getätigt wurden. Allerdings bleibt das Verhältnis von Eigenkapital zur Bilanzsumme mit rund 17 Prozent für ein projektfinanziertes Unternehmen im unteren Mittelfeld. Zusätzlich auffällig: Ein erheblicher Teil des Kommanditistenkapitals ist noch nicht eingefordert (rund 2,675 Mio. Euro). Das bedeutet, dass theoretisch weitere Mittel zur Verfügung stünden – praktisch jedoch ein gewisses Einbringungsrisiko besteht.
Rückläufiges Rohergebnis – erste Anzeichen konjunktureller Delle?
Ein wesentlicher Aspekt aus Investorensicht ist der starke Rückgang des Rohergebnisses von rund 5,1 Millionen Euro im Vorjahr auf nur noch 2,85 Millionen Euro. Das bedeutet ein Minus von über 40 Prozent – ein erheblicher Einbruch, der Fragen aufwirft. Da keine Erläuterung zu den Ursachen erfolgt, bleibt offen, ob dieser Rückgang auf schwächere Windverhältnisse, technische Ausfälle, niedrigere Strompreise oder schlicht auf das Auslaufen von Einspeisevergütungen zurückzuführen ist. Für Anleger ist dies ein kritischer Punkt, der künftig beobachtet werden sollte.
Trotz des Umsatzrückgangs konnte der Jahresüberschuss mit rund 669.000 Euro ein solides Niveau halten – allerdings deutlich unter dem Vorjahreswert (2,4 Mio. Euro). Die Rentabilität wurde durch gesunkene betriebliche Aufwendungen gestützt, doch der Margenverfall ist nicht von der Hand zu weisen. Die Gewinnverwendung erfolgt in Form einer Gutschrift auf den Kapitalkonten – es bleibt kein Bilanzgewinn stehen.
Finanzstruktur: Verschuldung klar strukturiert, aber langfristig bindend
Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten betragen rund 11 Millionen Euro und dominieren die Passivseite. Davon entfallen etwa 9,6 Millionen Euro auf mittel- bis langfristige Darlehen, mit über 4,5 Millionen Euro Laufzeiten über fünf Jahre. Diese Verschuldung ist typisch für Projektgesellschaften in der Windkraft, sollte aber stets im Kontext künftiger Ertragsströme betrachtet werden. Angesichts des rückläufigen Rohertrags gewinnen Tilgungspläne und Zinssätze an Bedeutung.
Zusätzlich bestehen jährlich wiederkehrende finanzielle Verpflichtungen aus Pachtverträgen in Höhe von 291.000 Euro mit einer bemerkenswert langen Restlaufzeit von 23 Jahren. Auch diese sind für die Sicherung der Standorte notwendig, erhöhen aber die Fixkostenbasis erheblich und reduzieren die Flexibilität.