Es ist wieder soweit: Die US-Regierung hat sich eine neue Folge aus der beliebten Reihe „Wer braucht schon Cybersicherheit?“ gegönnt. Nachdem bereits der Einsatzplan für einen Militärschlag im Jemen aus Versehen an einen Journalisten verschickt wurde (Ups!), folgt jetzt der nächste digitale Bauchklatscher: Die privaten Handynummern, E-Mail-Adressen und teilweise sogar Passwörter von Trumps Top-Sicherheitsleuten sind frei im Internet verfügbar.
Wer braucht schon Wikileaks, wenn man einfach Google, ein paar Datenleaks und eine Personensuchmaschine benutzen kann?
WhatsApp-Gruppe „Top Secret LOL“ offenbar nicht so geheim
Laut Spiegel konnten Journalist:innen mit ein bisschen Recherche – oder einem halbwegs brauchbaren WLAN – Zugriff auf Kontakte von Mike Waltz (nationaler Sicherheitsberater), Pete Hegseth (Verteidigungsminister) und Tulsi Gabbard (Geheimdienstkoordinatorin) erhalten. Die drei hatten offenbar nicht nur LinkedIn-Profile mit den Nummern verknüpft, sondern auch WhatsApp- und Signal-Accounts – weil nichts so geheim ist wie eine Messengergruppe mit bunten Emojis.
Besonders delikat: Genau in dieser Gruppe wurde über einen Angriff auf die Huthi-Miliz diskutiert, also militärische Operationen, Auslandseinsätze… Kleinigkeiten eben. Inklusive: versehentlich hinzugefügtem Atlantic-Chefredakteur Jeffrey Goldberg. „Ich dachte erst, es wäre ein Gag“, schrieb Goldberg später – verständlich, schließlich bekommt man nicht jeden Tag Push-Nachrichten aus dem Pentagon direkt aufs Handy.
Cloud? Klar. Passwortschutz? Vielleicht später.
Die betroffenen Regierungsmitglieder hatten ihre Daten auch fröhlich mit Cloud-Diensten, Fitness-Apps und wahrscheinlich ihrer Netflix-Watchlist verknüpft. Sollte ein ausländischer Geheimdienst also wissen wollen, wie viele Schritte Mike Waltz pro Tag geht oder ob Tulsi Gabbard lieber Thriller oder Romcoms schaut – kein Problem. Alles im Abo.
Experten warnen: Spionage durch ausländische Dienste möglich – oder einfach durch neugierige Teenager mit WLAN
Fachleute befürchten, dass feindliche Geheimdienste längst mitlesen, mitspionieren oder sogar mitdiskutieren. Gerüchten zufolge hat der russische Geheimdienst bereits mehrfach höflich darauf hingewiesen, dass es „Signal-Etikette“ sei, neue Gruppenmitglieder wenigstens kurz vorzustellen.
Fazit: Die sicherste Regierung der Welt – wenn man ein offenes Buch für eine Firewall hält
Dass Trump und sein Team nun erneut unbeantwortet lassen, wie genau es zu diesen Sicherheitspannen kommen konnte, überrascht niemanden. Wahrscheinlich sortieren sie gerade ihre Posteingänge oder suchen das WLAN-Passwort hinter dem Schreibtisch.
Aber immerhin: Die Demokratie lebt – und jetzt weiß sie auch, wie man mitliest.