US-Präsident Donald Trump verfolgt weiter ambitionierte Zollpläne, die bei Unternehmen, Investoren und Teilen seiner eigenen Wählerschaft auf Widerstand stoßen. Doch statt einen Rückzieher zu machen, verfolgt Trump nun eine altbekannte Strategie: Er kündigt das Schlimmste an – und liefert dann eine abgeschwächte Version.
Kurz vor dem von ihm ausgerufenen „Befreiungstag“ am 2. April, an dem umfangreiche Zollerhöhungen in Kraft treten sollen, hat Trump angedeutet, dass einige Strafmaßnahmen doch nicht sofort oder nur teilweise umgesetzt werden.
Zölle „kommen später“
Am Montag sagte Trump, dass die angekündigten Zölle auf Autos, Pharmazeutika, Halbleiter und Holz **„später“ oder „zu gegebener Zeit“ kommen könnten. Bei den sogenannten „Reziprozitätszöllen“, also dem Prinzip „Wenn sie uns Zölle auferlegen, machen wir das auch“, zeigte sich Trump jedoch weiterhin entschlossen.
„Ich könnte vielen Ländern Ausnahmen gewähren“, sagte Trump – und fügte hinzu: „Vielleicht sind wir sogar noch netter als das.“
Analysten wie Colin Grabow vom wirtschaftsliberalen Cato Institute sehen darin eine PR-Strategie: Trumps Regierung versuche, höhere Zölle durchzusetzen, ohne die Finanzmärkte zu sehr zu beunruhigen. Die wirtschaftliche Logik hinter den Zollerhöhungen sei für viele Amerikaner schwer nachvollziehbar, so Grabow.
Wiederkehrende Muster
Trump hatte bereits nach seiner Wiederwahl 2024 angekündigt, Mexiko und Kanada mit 25 % Strafzöllen auf alle Produkte zu belegen. Diese Drohung wurde mehrmals verschoben und schließlich nur teilweise umgesetzt – Produkte, die nicht den Bedingungen des Handelsabkommens USMCA entsprechen, unterliegen heute erhöhten Zöllen.
Auch bei China blieb Trump unter seinem ursprünglich angekündigten Zollniveau: Statt 60 % beträgt der Zollsatz aktuell 20 % plus 25 % auf Stahl und Aluminium.
Das Muster ist klar: Trump droht mit extremen Maßnahmen, um dann eine abgeschwächte Version umzusetzen – die zwar weniger dramatisch wirkt, aber dennoch reale wirtschaftliche Folgen hat.
Die „leichter verdauliche“ Zollpolitik
Politisch setzt Trump derzeit verstärkt auf Reziprozitätszölle, weil sie sich einfach erklären lassen: Wer den USA Zölle auferlegt, wird im Gegenzug ebenfalls belastet. Diese Logik ist für viele Bürger nachvollziehbarer als pauschale oder sektorspezifische Strafzölle, deren Begründung oft vage bleibt.
„Wir wurden von allen Ländern der Welt ausgenutzt“, so Trump am Montag bei einem Kabinettstreffen.
Zudem können Reziprozitätszölle als Hebel verkauft werden, um langfristig die weltweiten Handelsbarrieren zu senken – ein Argument, das sich ökonomisch besser vertreten lässt als sektorale Maßnahmen.
Auswirkungen auf Verbraucher und Märkte
Auch wenn die angekündigten Zölle teilweise abgeschwächt wurden, bleiben viele Maßnahmen in Kraft – mit spürbaren Folgen. Unternehmen, die auf Importe aus China angewiesen sind, sehen sich weiterhin mit erhöhten Kosten konfrontiert, was sich auch auf Verbraucherpreise auswirken könnte.
Das zeigt sich auch im Stimmungsbild: Laut aktuellen Daten der Conference Board ist das Verbrauchervertrauen in den USA auf den niedrigsten Stand seit Januar 2021 gesunken – unter anderem wegen Sorgen über steigende Preise durch neue Zölle.
Fazit
Trump bleibt seiner Haltung treu: Er sieht Zölle nicht nur als wirtschaftliches, sondern auch als politisches Druckmittel. Trotz wirtschaftlicher Warnungen wird er an ihnen festhalten – möglicherweise mit geschickterer Verpackung, aber gleicher Wirkung.
„Trump verkauft der Öffentlichkeit eine ’10 von 10′ an Bedrohung – und liefert dann eine ‚6‘. Aber auch eine ‚6‘ kann wirtschaftlich ernsthafte Schäden verursachen.“ – so ein Fazit der CNN-Analyse.