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Windpark Wotan 28: Solide Entwicklung, aber hohe Gesellschafterforderungen drücken auf die Bilanzqualität

geralt (CC0), Pixabay

Der Jahresabschluss 2023 der Windpark Wotan Achtundzwanzigste Betriebs GmbH & Co. KG vermittelt auf den ersten Blick ein relativ stabiles Bild: Solide Eigenkapitalausstattung, sinkende Verbindlichkeiten, ein stabiler Liquiditätsrahmen. Doch bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass sich unter dieser ordentlichen Fassade erhebliche Abhängigkeiten verbergen – insbesondere in Form hoher Forderungen gegenüber Gesellschaftern. Für Investoren ergibt sich damit ein ambivalentes Bild: strukturell gesund, aber mit deutlichen Abhängigkeiten und latenten Risiken.

Anlagevermögen und Vermögensstruktur

Mit rund 1,86 Millionen Euro bildet das Anlagevermögen weiterhin eine zentrale Säule der Bilanz, auch wenn es gegenüber dem Vorjahr (2,39 Mio. Euro) um mehr als eine halbe Million Euro abgenommen hat. Dabei handelt es sich nahezu ausschließlich um Sachanlagen, also die technischen Betriebsmittel des Windparks. Die deutliche Reduktion ist aller Wahrscheinlichkeit nach auf planmäßige Abschreibungen zurückzuführen – ein normaler Vorgang in der Lebensdauerbewertung von Windenergieanlagen. Die Annahme einer linearen Abschreibung auf Basis realistischer Nutzungsdauer ist üblich und nachvollziehbar.

Auf der Aktivseite positiv zu vermerken ist auch der Anstieg des Umlaufvermögens auf rund 2,19 Millionen Euro (Vorjahr: 2,02 Mio. Euro). Doch dieser Zuwachs ist nicht unproblematisch: Der Großteil der Forderungen in Höhe von 1,34 Millionen Euro entfällt auf Gesellschafterforderungen – konkret rund 1,15 Millionen Euro. Solche Forderungen sind grundsätzlich risikobehaftet, da sie von der Zahlungsfähigkeit und -bereitschaft der Gesellschafter abhängen. Aus Investorensicht schwächt das die Qualität des Vermögens und verweist auf eine erhebliche Innenfinanzierungsabhängigkeit.

Der Kassenbestand ist mit 845.000 Euro nach wie vor hoch, auch wenn er im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist. In Verbindung mit den Rechnungsabgrenzungsposten ergibt sich damit ein Bild von ausreichender kurzfristiger Liquidität.

Eigenkapital und Kapitalstruktur

Der zentrale Lichtblick der Bilanz liegt in der Eigenkapitalentwicklung. Dieses wurde von 1,45 Millionen Euro auf rund 1,67 Millionen Euro erhöht. Damit liegt die Eigenkapitalquote bei über 41 %, ein ordentlicher Wert für eine projektorientierte Personengesellschaft im Bereich der Erneuerbaren Energien. Auch wenn keine Angaben zu einem Bilanzgewinn gemacht wurden, spricht die gestiegene Eigenkapitalbasis für eine positive Ergebnisentwicklung im Berichtsjahr oder gezielte Kapitalstärkung durch die Gesellschafter.

Verbindlichkeiten und Rückstellungen: Entspannung, aber nicht sorgenfrei

Auf der Passivseite sind die Verbindlichkeiten im Vergleich zum Vorjahr von 2,72 Millionen Euro auf rund 2,11 Millionen Euro gesunken – ein spürbarer Rückgang. Gleichzeitig bleibt die Laufzeitenstruktur etwas angespannt: Rund 514.000 Euro sind innerhalb eines Jahres fällig, was mit Blick auf die Liquidität aber gut zu bewältigen sein dürfte. Wichtig ist dabei: Die Verbindlichkeiten sind nicht durch Sicherheiten belastet – ein klarer Vorteil im Krisenfall, da keine zusätzlichen Vermögensbindungen bestehen.

Die Rückstellungen wurden auf rund 291.000 Euro erhöht, was auf eine realistische Einschätzung möglicher Risiken schließen lässt. Auch Rückstellungen für latente Steuern wurden gebildet – ein weiteres Zeichen für ordnungsgemäße und konservative Bilanzierung.

Auffälligkeiten und kritische Punkte

Ein deutlicher Hinweis auf potenzielle Risiken liegt in der massiven Zunahme der Forderungen gegenüber Gesellschaftern. Diese haben sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdreifacht – von rund 354.000 Euro auf über 1,15 Millionen Euro. Für externe Anleger oder potenzielle Kapitalgeber stellt sich hier die Frage: Warum wurde in diesem Ausmaß Liquidität an die Gesellschafter gebunden? Erfolgen Rückflüsse zeitnah oder droht hier ein Liquiditätsengpass? Die Antwort darauf entscheidet über die operative Handlungsfähigkeit des Unternehmens – und damit über die Zukunftsfähigkeit des Projekts.

Zudem fehlen im Anhang Informationen über die wirtschaftliche Leistung im Berichtsjahr – etwa ein ausgewiesener Jahresüberschuss oder konkrete Angaben zur Stromproduktion, Einspeisevergütung oder laufenden Verträgen. Für eine wirklich fundierte Einschätzung wäre hier mehr Transparenz wünschenswert.

Fazit: Ordentliche Bilanz mit Schattenseiten

Die Windpark Wotan Achtundzwanzigste Betriebs GmbH & Co. KG zeigt sich in vielen Aspekten geordnet, solide kapitalisiert und mit ausreichend Liquidität ausgestattet. Doch die hohe Innenbindung durch Forderungen an Gesellschafter stellt ein nicht zu unterschätzendes Risiko dar. Eine klarere Kommunikation zur wirtschaftlichen Leistung, zu den Zahlungsströmen im Gesellschafterkreis und zu künftigen Ausschüttungen wäre wünschenswert, um das Vertrauen externer Anleger zu festigen.

Für Investoren, die auf ein solides, mittelgroßes Projekt mit einer stabilen Eigenkapitalquote setzen, könnte der Windpark interessant sein – sofern sie das latente Gesellschafterrisiko bewusst einpreisen. Wer auf maximale Transparenz und freie Liquidität achtet, sollte hingegen eine vertiefende Analyse vor einer Beteiligung ins Auge fassen.

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