Am Montag jährt sich zum zehnten Mal eines der dunkelsten Kapitel der Luftfahrtgeschichte: Der Absturz von Germanwings-Flug 9525. Die Maschine mit 150 Menschen an Bord zerschellte mit 700 km/h in den französischen Alpen – niemand überlebte. Die Ermittlungen ergaben zweifelsfrei, dass der Kopilot Andreas Lubitz das Flugzeug absichtlich in die Felswand steuerte. Angehörige werfen den Behörden bis heute schwere Versäumnisse vor.
Gedenken in Frankreich und Deutschland
In Le Vernet, nahe der Absturzstelle, findet am Montag eine Gedenkzeremonie statt, an der etwa 400 Menschen, darunter viele Angehörige, teilnehmen werden. Um 10:41 Uhr, dem Zeitpunkt des Absturzes, soll eine Schweigeminute abgehalten werden.
Auch in Haltern am See, wo 16 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrerinnen ums Leben kamen, wird der Opfer gedacht.
Was geschah an Bord von Flug 9525?
Die Untersuchungsergebnisse zeigen ein erschreckendes Bild:
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Der Kopilot schloss sich im Cockpit ein, als der Pilot auf die Toilette ging.
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Er stellte die Flughöhe auf nur 30 Meter ein – ein Manöver, das er auf dem Hinflug bereits kurz getestet hatte.
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Während des Sinkflugs erhöhte er mehrfach die Geschwindigkeit.
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Die Tonaufzeichnungen dokumentieren die verzweifelten Versuche des Piloten, die Tür zu öffnen, sowie die Schreie der Passagiere in den letzten Sekunden.
Lubitz‘ psychischer Zustand – Warnsignale ignoriert?
Lubitz hatte bereits 2008 wegen Depressionen seine Pilotenausbildung unterbrochen. In den Monaten vor dem Absturz besuchte er mehrere Ärzte wegen psychischer Probleme. Eine Krankschreibung für den Absturztag hielt er jedoch geheim.
Erschreckend: In den Tagen vor der Tat hatte er im Internet nach Selbsttötungsmethoden gesucht und sich mit den Sicherheitsmechanismen von Cockpittüren befasst. Eine Patientenverfügung lag in seinem Mülleimer.
Behörden und Lufthansa in der Kritik
Viele Angehörige werfen der Lufthansa bis heute vor, zu wenig Entschädigung gezahlt zu haben. Mehr als elf Millionen Euro wurden an Familien ausgezahlt – einige erhielten durch Gerichtsentscheidungen höhere Summen.
Mehrere Klagen gegen die Lufthansa und die Flugschule in den USA wurden abgewiesen. Offen bleibt jedoch eine Klage gegen das Luftfahrt-Bundesamt: Anwälte argumentieren, dass bei den medizinischen Untersuchungen Lubitz‘ Vorerkrankungen nicht ausreichend berücksichtigt wurden.
Lehren aus der Katastrophe – mehr Fokus auf psychische Gesundheit
Seit dem Unglück haben europäische Luftfahrtbehörden Vorschriften verschärft. Psychische Gesundheit wird bei Tauglichkeitsprüfungen und Hilfsangeboten für Piloten stärker in den Fokus genommen.
Ob sich eine Tragödie wie die von Flug 9525 wiederholen könnte? Frank Blanken, Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit, hält das für sehr unwahrscheinlich:
„Jedes System kann mit einer gewissen negativen Energie ausgehebelt werden. Aber wir tun alles dafür, das Fliegen so sicher wie möglich zu machen.“