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Maltesische Insel Comino kämpft gegen Overtourism – Besucherzahl soll halbiert werden

JonHoefer (CC0), Pixabay

Die kleine Mittelmeerinsel Comino, einst ein unberührtes Paradies zwischen Malta und Gozo, ist durch den Massentourismus an ihre Belastungsgrenze geraten. Besonders die berühmte Blue Lagoon lockt jährlich Zehntausende Besucher an, die das schimmernde, türkisfarbene Wasser fotografieren wollen. Doch in den Sommermonaten wird der idyllische Ort von Menschenmassen überrannt – für viele Einheimische ist Comino längst kein Paradies mehr, sondern „die Hölle auf Erden“.

Vom Geheimtipp zum überfüllten Touristenmagneten

Der britische Reiseexperte Colin Backhouse, Betreiber der beliebten Facebook-Seite Malta Holiday Experiences, kennt die Entwicklung der Insel genau. „Früher war Comino ein verstecktes Juwel“, sagt er. „Aber heute? Im Sommer würde mich niemand dorthin bekommen.“

Das Problem: Während die Blue Lagoon in den Wintermonaten ruhig und nahezu unberührt bleibt, verwandelt sich die Bucht im Sommer in eine überfüllte Touristenattraktion. Strände sind überlaufen, Boote drängen sich in der kleinen Bucht, und Müll sammelt sich in den felsigen Buchten. Lärmende Ausflugsboote und Jetskis hinterlassen ihre Spuren in der empfindlichen Natur.

„Als ich 1980 zum ersten Mal nach Comino kam, konnte man die Insel noch fast für sich alleine haben“, erinnert sich Backhouse. „Heute weiß ich wirklich nicht mehr, warum sich Menschen das noch antun.“

Auch Touristen beschweren sich zunehmend über die chaotischen Zustände. Überteuerte Tagestouren, fehlende Infrastruktur und Umweltverschmutzung haben dazu geführt, dass einige Besucher den Ausflug als „Abzocke“ bezeichnen.

Ein Wandel beginnt – Besucherzahl wird begrenzt

Um den Massentourismus einzudämmen, führen die maltesischen Behörden 2025 eine tägliche Besucherobergrenze ein: Statt 10.000 dürfen künftig nur noch 5.000 Tagestouristen die Insel besuchen.

„Die Begrenzung der Besucherzahlen ist ein guter Anfang“, sagt Mark Sultana, Geschäftsführer von BirdLife Malta. „Aber wir brauchen einen umfassenden Nachhaltigkeitsplan, der nicht nur Menschenmengen reguliert, sondern auch Cominos empfindliches Ökosystem schützt.“ Er fordert ein Ticketsystem, bei dem nur eine begrenzte Anzahl von Eintrittskarten pro Tag ausgegeben wird.

Comino als Teil eines größeren Problems

Das Problem der Überlastung ist nicht auf Comino beschränkt. In vielen Teilen des Mittelmeerraums werden Maßnahmen gegen den Massentourismus ergriffen: Venedig hat eine Eintrittsgebühr für Tagesbesucher eingeführt, und Athen begrenzt die täglichen Besucherzahlen der Akropolis.

Die erfahrene Malta-Reiseleiterin Joanne Gatt hofft, dass die neuen Regeln eine spürbare Verbesserung bringen. „Viele Touristen kommen mit hohen Erwartungen – und gehen enttäuscht“, sagt sie. „Sie erwarten ein Paradies, aber finden Chaos vor. Hoffentlich wird die Begrenzung der Besucherzahlen einen echten Unterschied machen.“

Ob die Maßnahmen ausreichen, um die natürliche Schönheit der Insel langfristig zu bewahren, bleibt abzuwarten. Doch für viele Einheimische und Umweltschützer ist klar: Ohne konsequente Schutzmaßnahmen könnte Comino schon bald unwiederbringlich geschädigt sein.

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