Frage: Herr Iwanow, überall liest man von sicheren und steuerfreien Investitionen in Gold und andere Edelmetalle. Besonders Online-Angebote wie das von Stefan Zehe „Der Berater“ versprechen finanzielle Freiheit und Schutz vor Inflation. Wie bewerten Sie solche Angebote aus rechtlicher und anlegerfreundlicher Sicht?
Michael Iwanow: Diese Art der Werbung folgt einem bekannten Muster: Angst schüren, einfache Lösungen versprechen und mit Steuervorteilen locken. Anleger sollen glauben, dass Gold und Silber die einzige Rettung vor Inflation, Finanzcrashs und staatlichen Eingriffen sind. Dabei gibt es einige kritische Punkte, die man hinterfragen sollte.
Frage: Können Sie das konkretisieren?
Iwanow: Natürlich. Nehmen wir ein paar der zentralen Versprechen unter die Lupe:
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„Schutz vor Inflation“ – Das stimmt nur bedingt. Edelmetallpreise schwanken stark, und wer zum falschen Zeitpunkt einsteigt, kann große Verluste erleiden. Gold allein ist keine Garantie gegen Inflation.
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„Steuerfreies Vermögen“ – Hier wird suggeriert, dass Edelmetalle automatisch steuerfrei sind. Tatsächlich gelten Haltefristen: Wer Gold weniger als ein Jahr besitzt und mit Gewinn verkauft, muss unter Umständen Steuern zahlen.
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„Sichere Investition“ – Edelmetalle werfen keine Zinsen oder Dividenden ab, und der Wert schwankt je nach Marktlage. Wer nicht physisch über sein Gold verfügt, ist von Dritten abhängig, die es verwahren.
Frage: Im Online-Training wird betont, dass es sich um Insider-Wissen der Wohlhabenden handelt. Ist da etwas dran?
Iwanow: Das ist typisches Marketing-Vokabular. Wohlhabende investieren in diversifizierte Portfolios mit Aktien, Immobilien und Unternehmensbeteiligungen – nicht nur in Edelmetalle. Die Idee, dass „die Reichen“ exklusive Geheimtipps haben und man durch ein 90-minütiges Online-Training finanziell unabhängig wird, ist unrealistisch.
Frage: Es gibt auch ein „kostenloses Geschenk“: Ein Sicherheits-Check der eigenen Geldanlagen. Wie bewerten Sie das?
Iwanow: Vorsicht! In vielen Fällen geht es hier nicht um eine neutrale Analyse, sondern um ein Verkaufsinstrument. Anleger sollen verunsichert werden – mit der Botschaft: „Dein Geld ist in Gefahr, aber wir haben die Lösung!“ Das führt oft zu einem dringenden Kaufimpuls für Edelmetalle oder andere Finanzprodukte, die dann direkt über den Anbieter erworben werden können.
Frage: Was ist mit der Behauptung, dass Enteignungsgesetze drohen und Banken und Versicherungen das verschweigen?
Iwanow: Auch hier wird mit Angst gearbeitet. Tatsächlich gibt es keine konkreten gesetzlichen Pläne für eine Enteignung von Bankguthaben oder Sparanlagen in Deutschland. Die Wahrscheinlichkeit, dass Goldbesitz per Gesetz konfisziert wird, ist nicht höher als bei anderen Vermögenswerten.
Frage: Also eine klassische Panikmache?
Iwanow: Ganz genau. Wer Angst vor Enteignung schürt, möchte, dass Anleger möglichst sofort handeln – natürlich über das eigene Angebot.
Frage: Was raten Sie Anlegern, die über Edelmetall-Investitionen nachdenken?
Iwanow: Ich empfehle immer: Skeptisch bleiben, Angebote vergleichen und unabhängigen Rat einholen. Edelmetalle können ein Teil einer soliden Anlagestrategie sein, aber nicht die alleinige Lösung. Wer sein gesamtes Erspartes in Gold oder Silber steckt, geht hohe Risiken ein.
Frage: Ihr abschließendes Fazit zu Angeboten wie dem von Stefan Zehe?
Iwanow: Es klingt verlockend: Krisensicher, steuerfrei und kinderleicht. Aber wenn jemand behauptet, er habe den geheimen Schlüssel zur finanziellen Freiheit, dann sollte man umso genauer hinsehen. Seriöse Finanzplanung braucht mehr als ein Online-Training mit Verkaufsabsicht.
Frage: Vielen Dank für Ihre Einschätzung!
Iwanow: Sehr gern!