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Eltern von an Masern verstorbenem Kind lehnen MMR-Impfung weiterhin ab

Elias_14 (CC0), Pixabay

Die Eltern eines sechsjährigen Mädchens aus Gaines County, Texas, das an Masern gestorben ist, äußern sich öffentlich – jedoch nicht im Sinne einer Befürwortung von Impfungen. In einem emotionalen Video-Interview mit der impfkritischen Organisation Children’s Health Defense erklärten das mennonitische Ehepaar, dass alle fünf ihrer ungeimpften Kinder an der hochansteckenden Krankheit erkrankt seien. Ihre Tochter, die als erste Symptome zeigte, war der erste Masern-Todesfall in den USA seit zehn Jahren. Sie starb Ende Februar.

Die Familie gehört zu einer unterdurchschnittlich geimpften mennonitischen Gemeinde, in der sich Masern seit Januar ausbreiten. Dutzende Menschen mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden, Hunderte von Fällen betreffen fast ausschließlich Ungeimpfte.

„Wir würden die MMR-Impfung auf keinen Fall nehmen“, sagte die Mutter in dem Interview. Die Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR) gilt als sehr wirksam: Eine Dosis schützt zu 93 %, die empfohlene zweite Dosis zu 97 %. Laut Gesundheitsbehörden hatte das Mädchen keine Vorerkrankungen.

„Die Masern waren nicht so schlimm“, so die Mutter weiter. Sie selbst habe während der Beerdigung ihrer Tochter ebenfalls an Masern gelitten. Auch die anderen vier Kinder hätten sich kurze Zeit später angesteckt, seien aber „ziemlich schnell wieder gesund geworden“.

Das Ehepaar, das anonym blieb, sprach in Englisch und Plattdeutsch mit der Direktorin von Children’s Health Defense, Polly Tommey, und dem wissenschaftlichen Leiter der Organisation, Brian Hooker. Children’s Health Defense wurde von Robert F. Kennedy Jr. gegründet, der wegen widersprüchlicher und fehlerhafter Aussagen über den aktuellen Masernausbruch vielfach kritisiert wird.

Die US-Gesundheitsbehörde (HHS) äußerte sich auf Anfrage nicht.

Laut den Eltern sei ihre Tochter mehrere Tage lang krank gewesen, bevor sie ins Covenant Children’s Hospital in Lubbock gebracht wurde. Dort wurde eine Lungenentzündung festgestellt. Das Mädchen wurde intubiert und mit Antibiotika behandelt, verstarb jedoch wenige Tage später.

Children’s Health Defense warf dem Krankenhaus anschließend einen „Behandlungsfehler“ vor und berief sich dabei auf eine Analyse von Dr. Pierre Kory, der wegen der Verbreitung von Fehlinformationen während der COVID-19-Pandemie seine medizinischen Zulassungen verloren hatte.

Das Krankenhaus wies die Vorwürfe zurück und erklärte, das kursierende Video enthalte irreführende und unzutreffende Darstellungen zur Behandlung. Aus Gründen des Datenschutzes könnten keine Details zum konkreten Fall veröffentlicht werden.

Nach dem Tod der Tochter erkrankten die weiteren Kinder der Familie ebenfalls an Masern. „Masern sind gut für den Körper“, sagte der Vater. Zudem behauptete er, Masern würden die Wahrscheinlichkeit einer späteren Krebserkrankung senken – eine wissenschaftlich nicht belegte These, die zuletzt auch von Kennedy in einem TV-Interview wiederholt wurde.

Kennedy sprach sich zudem für alternative Behandlungen wie Lebertran aus, der Vitamin A enthält. Gesundheitsexperten betonen jedoch, dass solche Mittel keine wirksame Behandlung darstellen. Vitamin A wird in Entwicklungsländern zur Unterstützung mangelernährter Kinder mit Masern eingesetzt, spielt in den USA aber kaum eine Rolle.

Während CDC und HHS weiterhin Impfungen als effektivstes Mittel zur Eindämmung der Masern sehen, stellen Kennedy und seine Mitstreiter den Impfschutz infrage und bezeichnen ihn als persönliche Entscheidung. Experten betonen jedoch, dass Impfungen der beste Schutz vor der Ausbreitung der Masern bleiben.

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