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„Betroffene sollten jetzt schnell handeln, bevor es zu spät ist“ – Rechtsanwalt Jens Reime im Interview
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„Betroffene sollten jetzt schnell handeln, bevor es zu spät ist“ – Rechtsanwalt Jens Reime im Interview

Mohamed_hassan (CC0), Pixabay

Nach den Ermittlungen gegen die Sense4Energy GmbH und der Festnahme eines Prokuristen fragen sich viele betroffene Anleger, wie sie ihr Geld zurückbekommen können. Rechtsanwalt Jens Reime aus Bautzen, spezialisiert auf Anlegerschutz und Wirtschaftsstrafrecht, erklärt im Interview, welche rechtlichen Möglichkeiten nun bestehen und worauf Geschädigte dringend achten sollten.

„Wer jetzt nicht handelt, riskiert, am Ende leer auszugehen“

Herr Reime, viele Investoren haben hohe Anzahlungen für Solaranlagen geleistet, aber keine oder nur unvollständige Leistungen erhalten. Was können sie jetzt tun?

Jens Reime: Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass es sich hierbei um einen möglicherweise groß angelegten Betrugsfall handelt. Die Staatsanwaltschaft Dresden ermittelt wegen besonders schweren Betrugs in mindestens neun Fällen, der Schaden wird auf mindestens vier Millionen Euro geschätzt.

Betroffene Anleger sollten keinesfalls abwarten, sondern sofort aktiv werden, um noch an ihr Geld zu kommen. In solchen Fällen gilt: Wer zuerst Ansprüche anmeldet, hat die besten Chancen, noch etwas zu retten.

„Geschädigte müssen jetzt Beweise sichern und Ansprüche anmelden“

Welche konkreten Schritte empfehlen Sie betroffenen Investoren?

Jens Reime: Geschädigte sollten nun folgende Maßnahmen ergreifen:

✅ Anzeige erstatten: Falls noch nicht geschehen, sollten Anleger Strafanzeige bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft Dresden stellen. Die laufenden Ermittlungen könnten helfen, Ansprüche später durchzusetzen.

✅ Sich als Geschädigter in das Strafverfahren eintragen lassen: Wer sich als Nebenkläger anmeldet oder über einen Anwalt Akteneinsicht beantragt, kann sich frühzeitig über den Stand der Ermittlungen informieren und erfährt, ob noch Vermögenswerte vorhanden sind.

✅ Zivilrechtliche Ansprüche prüfen lassen: Neben dem Strafverfahren haben Anleger auch die Möglichkeit, auf Schadensersatz zu klagen. Hierbei kann es um Rückforderungen geleisteter Anzahlungen, Vertragsrückabwicklung oder Entschädigungen gehen.

✅ Einstweilige Verfügungen beantragen: Falls noch Vermögenswerte wie Firmenkonten, Immobilien oder Fahrzeuge existieren, sollten betroffene Anleger über einen Anwalt prüfen lassen, ob diese per einstweiliger Verfügung gesichert werden können.

✅ Insolvenzverfahren abwarten – aber vorbereitet sein: Sollte Sense4Energy oder die involvierten Personen Insolvenz anmelden, müssen Geschädigte ihre Forderungen rechtzeitig beim Insolvenzverwalter anmelden, um überhaupt noch berücksichtigt zu werden.

✅ Sich einer Geschädigten-Gemeinschaft anschließen: In Fällen von Anlagebetrug kann es sinnvoll sein, sich mit anderen Betroffenen zusammenzuschließen, um Druck auf die Behörden auszuüben und gemeinsame rechtliche Schritte einzuleiten.

„Das größte Problem: Vermögen könnte längst ins Ausland geflossen sein“

Bei den Razzien wurden Firmenfahrzeuge und Beweismittel sichergestellt. Haben Investoren eine realistische Chance, noch an ihr Geld zu kommen?

Jens Reime: Das hängt davon ab, wie viel von den vier Millionen Euro noch vorhanden ist. Die Beschlagnahmung von Firmenfahrzeugen zeigt, dass die Behörden bereits versuchen, Vermögenswerte zu sichern – aber ob das ausreicht, um alle Geschädigten zu entschädigen, ist fraglich.

Ein besonderes Problem ist die Gesellschafterstruktur: Die Sense4Energy GmbH gehört einer Firma mit Sitz in Malta. Das könnte bedeuten, dass Gelder ins Ausland transferiert wurden, um sie vor Zugriffen zu schützen. In solchen Fällen ist es für Anleger besonders schwierig, ihr Geld zurückzubekommen.

Deshalb ist es umso wichtiger, so schnell wie möglich alle rechtlichen Hebel in Bewegung zu setzen, bevor mögliche Insolvenzverfahren oder internationale Rechtsstreitigkeiten alles noch komplizierter machen.

„Der Prokurist war bereits in früheren Unternehmen tätig – Anleger sollten auf Warnsignale achten“

Der festgenommene Prokurist ist kein Unbekannter – er war früher Manager bei einer Großdruckerei von Gruner + Jahr und versuchte sich in der Immobilienbranche. Sind solche Hintergrundinformationen für Anleger relevant?

Jens Reime: Absolut. Bei Kapitalanlagen ist es immer wichtig, sich nicht nur mit dem Produkt, sondern auch mit den Personen dahinter auseinanderzusetzen. In diesem Fall zeigt sich erneut: Wer in der Vergangenheit wirtschaftliche Probleme hatte oder sich aus früheren Unternehmen im Streit trennte, ist oft ein Risikofaktor.

Viele Betrugsfälle hätten vermieden werden können, wenn Anleger vor einer Investition kritisch nachgeforscht hätten, wer genau hinter einem Unternehmen steht. Transparenz ist ein Zeichen für Seriosität – wenn Geschäftsmodelle und Firmennetzwerke verschachtelt und in Offshore-Staaten verlagert sind, sollte das immer ein Warnsignal sein.

„Mein Rat: Nicht abwarten, sondern aktiv werden!“

Was raten Sie Anlegern, die jetzt noch unsicher sind, ob sie handeln sollten?

Jens Reime: Zögern kann teuer werden. In Betrugsfällen ist es leider oft so, dass am Ende nur die ersten Geschädigten, die sich rechtlich absichern, überhaupt noch eine Chance haben, ihr Geld zurückzubekommen.

📌 Wer bereits gezahlt hat und keine oder nur unvollständige Leistungen erhalten hat, sollte sofort einen Anwalt einschalten.
📌 Falls noch weitere Ratenzahlungen offen sind, sollte geprüft werden, ob man diese stoppen kann.
📌 Selbst wenn eine Firma Insolvenz anmeldet, gibt es Wege, um zumindest einen Teil des Geldes zurückzuerhalten – aber nur, wenn man rechtzeitig Ansprüche anmeldet.

Fazit: Anleger müssen jetzt handeln – bevor es zu spät ist

Der Fall Sense4Energy zeigt erneut, wie schnell Anleger Opfer von dubiosen Geschäftspraktiken werden können. Doch wer jetzt aktiv wird, hat noch Chancen, sich zumindest einen Teil seines Geldes zurückzuholen.

Jens Reime: „Ich kann jedem betroffenen Investor nur raten: Warten Sie nicht ab! Lassen Sie sich rechtlich beraten, bevor alle Mittel verschwunden sind.“

Vielen Dank für das Gespräch!

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