In Paris hat die Polizei ein seit drei Monaten von über 400 jungen Migranten besetztes Theater gewaltsam geräumt. Der Einsatz in der La Gaîté Lyrique, einem bekannten Kulturzentrum in der französischen Hauptstadt, führte zu massiven Protesten. Rund 200 Demonstranten versammelten sich vor dem Gebäude, um gegen die Räumung zu protestieren.
Tränengas, Festnahmen und Verletzte bei Einsatz
Nach offiziellen Angaben des Pariser Polizeipräsidenten Laurent Nuñez kam es bei der Aktion zu 46 Festnahmen. Neun Menschen erlitten leichte Verletzungen, darunter sieben Migranten, ein Polizist und ein Journalist. Medienberichten zufolge setzte die Polizei Tränengas und Schlagstöcke ein, während Demonstranten die Einsatzkräfte mit Gegenständen bewarfen.
Die Räumung war von der Stadtverwaltung und der Polizei mit der Begründung durchgesetzt worden, dass das Theater als kultureller Veranstaltungsort nicht für eine dauerhafte Besetzung genutzt werden könne. Die Migranten hatten sich dort vor allem wegen fehlender Unterkünfte und Schutz vor winterlichen Temperaturen versammelt.
Hintergrund der Besetzung
Die jungen Migranten, viele von ihnen minderjährig und aus Ländern Afrikas sowie des Nahen Ostens, hatten das Theater seit Dezember 2024 besetzt. Unterstützt wurden sie von Aktivisten und Hilfsorganisationen, die auf die schwierige Lage von Geflüchteten in Frankreich aufmerksam machen wollten. Sie forderten bessere Unterbringungsmöglichkeiten sowie schnellere Asylverfahren.
Die französische Regierung steht wegen ihrer Migrationspolitik zunehmend unter Druck. Kritiker werfen den Behörden vor, nicht ausreichend für humanitäre Lösungen zu sorgen, während die Regierung betont, illegale Besetzungen öffentlicher Gebäude nicht dulden zu können.
Politische und gesellschaftliche Reaktionen
Menschenrechtsorganisationen sowie linke Politiker äußerten scharfe Kritik an der harten Vorgehensweise der Polizei. Anne Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris, rief die Regierung auf, nachhaltige Lösungen für obdachlose Migranten zu schaffen. Innenminister Gérald Darmanin verteidigte hingegen das Vorgehen der Einsatzkräfte und betonte, dass die Besetzung rechtswidrig gewesen sei.
Die Proteste könnten sich in den kommenden Tagen fortsetzen, da weitere Demonstrationen angekündigt wurden. Währenddessen bleibt die Zukunft der geräumten Migranten ungewiss – viele von ihnen haben weder offizielle Asylpapiere noch alternative Unterkünfte.