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Kritische Analyse des Jahresabschlusses der ENOVA Windpark Börger GmbH & Co. KG

Elf-Moondance (CC0), Pixabay

Die ENOVA Windpark Börger GmbH & Co. KG weist für das Geschäftsjahr 2023 eine stabile, aber nicht unproblematische finanzielle Entwicklung auf. Der deutliche Rückgang des Jahresüberschusses, die anhaltend hohe Verlustvortragslast und die Reduzierung des Eigenkapitals sind wesentliche Aspekte, die einer genaueren Betrachtung bedürfen.

Vermögensentwicklung: Rückgang des Anlagevermögens und gesunkene Bilanzsumme

Die Bilanzsumme ist von 3,05 Millionen Euro auf 2,60 Millionen Euro gesunken, was einem Rückgang von etwa 15 Prozent entspricht.

  • Das Anlagevermögen ist von 1,65 Millionen Euro auf 1,33 Millionen Euro gesunken, was auf Abschreibungen oder Veräußerungen hindeutet.
  • Das Umlaufvermögen hat sich leicht reduziert (von 1,39 Millionen Euro auf 1,26 Millionen Euro), wobei vor allem der Abbau von Wertpapieren auffällt. Diese betrugen im Vorjahr 295.941 Euro, sind aber 2023 nicht mehr in der Bilanz enthalten.
  • Die liquiden Mittel sind hingegen um fast 30 Prozent auf 1,01 Millionen Euro gestiegen, was die kurzfristige Zahlungsfähigkeit des Unternehmens verbessert.

Der Rückgang im Anlagevermögen kann darauf hindeuten, dass die wirtschaftliche Nutzung der bestehenden Windenergieanlagen weiter fortgeschritten ist und Abschreibungen vorgenommen wurden. Die Veräußerung von Wertpapieren könnte ein strategischer Schritt zur Sicherung der Liquidität gewesen sein.

Eigenkapitalentwicklung: Hohe Verlustvorträge bremsen die finanzielle Stabilität

Das Eigenkapital ist von 2,17 Millionen Euro auf 1,78 Millionen Euro gesunken, was ein Alarmsignal sein könnte.

  • Der Verlustvortrag bleibt mit 4,10 Millionen Euro sehr hoch, auch wenn er sich gegenüber dem Vorjahr (4,39 Millionen Euro) leicht reduziert hat.
  • Der Jahresüberschuss ist mit 267.728 Euro deutlich niedriger als im Vorjahr, als noch 948.594 Euro erwirtschaftet wurden.

Obwohl weiterhin Gewinne erzielt werden, ist das Unternehmen noch weit davon entfernt, die Altverluste auszugleichen. Dies schränkt zukünftige Ausschüttungen an Gesellschafter ein und könnte langfristig auch die Investitionskraft der Gesellschaft beeinflussen.

Verbindlichkeiten und Rückstellungen: Kontrollierte Schulden, aber höhere Steuern

Die Verbindlichkeiten sind leicht gesunken, von 220.322 Euro auf 196.529 Euro. Dabei entfallen:

  • 31.064 Euro auf Lieferantenverbindlichkeiten
  • 17.701 Euro auf Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern
  • 147.765 Euro auf sonstige Verbindlichkeiten, wobei 104.273 Euro aus Steuerverpflichtungen resultieren

Gleichzeitig sind die Rückstellungen mit 623.647 Euro weiterhin hoch, was darauf hindeutet, dass das Unternehmen vorsichtige finanzielle Absicherungen trifft.

Kreditlinie: Finanzielle Flexibilität mit möglichem Zinsrisiko

Ein wesentlicher Punkt ist die bestehende Kontokorrentkreditlinie von 500.000 Euro bei der Ostfriesischen Volksbank Leer eG. Diese revolvierende Kreditlinie kann zur Finanzierung genutzt werden, unterliegt aber einem variablen Zinssatz (EURIBOR + 1,45 Prozent). Falls die Zinsen steigen, könnten sich die Finanzierungskosten für das Unternehmen verteuern.

Chancen und Risiken für Investoren

Chancen:
✔ Stabile Liquidität mit über 1 Million Euro Bankguthaben
✔ Reduktion des Verlustvortrags durch weitere Jahresüberschüsse möglich
✔ Niedrige Verbindlichkeiten und langfristig geplante Rückstellungen

Risiken:
❌ Hoher Verlustvortrag von über 4 Millionen Euro bremst Eigenkapitalentwicklung
❌ Starker Rückgang des Jahresüberschusses um mehr als 70 Prozent
❌ Abhängigkeit von der Kontokorrentlinie mit variablem Zinssatz

Fazit für Investoren

Die ENOVA Windpark Börger GmbH & Co. KG bleibt ein solides Unternehmen mit positiver Cashflow-Entwicklung, jedoch mit erheblichen Altlasten in Form hoher Verlustvorträge. Während die Liquidität stabil ist und Schulden moderat bleiben, stellt der deutliche Rückgang des Jahresüberschusses ein Warnsignal dar.

Investoren sollten vor allem darauf achten, ob sich die Erträge aus der Stromproduktion in den kommenden Jahren wieder erholen und ob die Gesellschaft weiterhin in der Lage ist, ihren hohen Verlustvortrag abzubauen. Eine nachhaltige Eigenkapitalstärkung ist erforderlich, um langfristige finanzielle Stabilität zu gewährleisten.

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