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„So Gott will“ – Wie der Glaube Migranten auf ihrem Weg in die USA leitet

ddzphoto (CC0), Pixabay

Als Bischof Mark Seitz im Jahr 2020 ein Migrantenheim in Mexiko betrat, blickte er in 300 Gesichter voller Frustration und Verzweiflung. Der US-Grenzübergang war geschlossen, das Asylrecht ausgesetzt – und er hatte keine materiellen Antworten auf ihre Not. Stattdessen betete er mit ihnen das „Vaterunser“.

Zunächst war er unsicher, ob dies genug sei. Doch dann hörte er ein tiefes Grollen, das schließlich zu einem donnernden „Amen“ anschwoll. „Ich erkannte, dass es ein Zeichen der Zustimmung war“, erinnert er sich.

Diese tiefe religiöse Überzeugung prägt viele Migranten, wie eine aktuelle Studie zeigt. Die Untersuchung ergab, dass fast drei Viertel der befragten Migranten auf ihrem Weg ein „Zeichen von Gott“ gesehen hatten, das sie ermutigte weiterzumachen. Eine Mehrheit betet täglich.

„Ich weiß nicht, wie man diese Reise antreten oder überleben kann, ohne Glauben zu haben“, sagt Bri Stensrud, Direktorin der christlichen Hilfsorganisation Women of Welcome.

Migration als Akt des Glaubens

Die 2023 durchgeführte Studie der Universität von Texas in El Paso untersuchte, welche Rolle religiöse Überzeugungen bei der Migration spielen. Die Ergebnisse zeigen, dass viele Migranten die komplexen Asylverfahren der USA kaum verstehen. Stattdessen glauben sie, dass ihr Schicksal in Gottes Händen liegt.

„Für viele ist das Asylverfahren so kompliziert oder zufällig, dass sie sich lieber auf ihren Glauben verlassen“, erklärt Studienleiter Jeremy Slack.

Dies spiegelt sich auch in den Zahlen wider:

  • 45 % der Befragten besuchen regelmäßig evangelische Gottesdienste.
  • 30 % gehen zur katholischen Messe.
  • 32 % bezeichnen sich als nicht religiös – doch selbst unter ihnen berichtet die Hälfte, ein Zeichen Gottes erhalten zu haben.

Viele Migranten wiederholten fast wortgleich den Satz: „So Gott will, werde ich einer der Glücklichen sein.“

Zeichen Gottes entlang der Reise

Was Migranten als göttliches Zeichen interpretieren, sind oft unerwartete Gesten der Menschlichkeit.

Slack berichtet von einer honduranischen Familie, die durch den Norden Mexikos wanderte, als ein Fremder „aus dem Nichts“ auftauchte und ihnen half, auf einen fahrenden Güterzug zu springen.

Eine guatemaltekische Frau, die einem brutalen Entführungsversuch entkam, wurde von einer Fremden gefunden, die sie monatelang pflegte.

Solche Momente erinnern an frühere Forschungen, wie Jacqueline Maria Hagans Buch „Migration Miracle“, das bereits 2000 beschrieb, wie Migranten in Zeiten extremer Not Trost und Schutz im Glauben suchen.

Die Realität an der Grenze

Doch die Realität bleibt hart. Im Jahr 2023 steckten viele Migranten in mexikanischen Grenzstädten fest, während die USA Asylanträge durch das Pandemiegesetz „Title 42“ weiterhin blockierten. Viele verstanden nicht, dass Asyl in den USA nicht bedeutet: „Ich brauche Hilfe.“

Die Hoffnung der Migranten ruht deshalb weniger auf Politik – sondern auf Gott.

„Ich wünschte, die Menschen könnten sehen, dass Migranten oft von Freundlichkeit und Dankbarkeit erfüllt sind“, sagt Bischof Seitz. „Doch was sie stattdessen hören, sind immer nur die negativen Schlagzeilen.“

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