Man könnte meinen, wir hätten als Gesellschaft schon alles gesehen – doch dann kommt jemand daher und blättert 87.840 Dollar (rund 81.100 Euro) für ein Stück gepufftes Käsegebäck hin. Nicht etwa, weil es mit Gold überzogen ist oder aus den Tiefen einer Gourmetküche stammt, sondern weil es entfernt an Charizard, den feuerspeienden Drachen aus der Pokémon-Welt, erinnert.
Die Geschichte des „Cheetozard“ – Vom Snack zum Sammlerstück
Der sündhaft teure Knusperhappen ist ein Produkt der US-Marke Cheetos, bekannt für ihre käsig-würzigen Snacks, die eigentlich dazu gedacht sind, in Massen verschlungen zu werden – nicht als Wertanlage in einer Glasvitrine zu landen. Doch genau das ist mit diesem sieben Zentimeter langen, „Flamin’ Hot“-gewürzten Cheeto passiert.
Entdeckt wurde das kuriose Gebäck von einem Unternehmen, das eigentlich mit Sportmemorabilia handelt – also mit Dingen, die üblicherweise tatsächlich eine Bedeutung für Fans haben, wie signierte Trikots oder Baseballbälle. Doch in diesem Fall erkannte man den „unschätzbaren“ Wert eines Chips, der – je nach Blickwinkel und Fantasie – tatsächlich vage Ähnlichkeit mit dem berühmten Pokémon hat.
Damit der „Cheetozard“ auch wirklich als Sammlerstück durchgeht, wurde er sorgsam auf einer Pokémon-Karte fixiert, in eine hochwertige Sammelkartenschachtel verpackt und zum ultimativen Geek-Artefakt erklärt. Natürlich ließ sich das Internet nicht lange bitten: Schon 2024 ging das verrückte Snack-Phänomen viral. Die Mischung aus Pokémon-Nostalgie, übertriebener Wertschätzung für seltene Gegenstände und einer Prise Kapitalismus-Magie machte den Cheetozard zur Legende.
Das Bieterduell: Von 250 Dollar zur fünfstelligen Ekstase
Die Auktion wurde vom renommierten Auktionshaus Goldin ausgerichtet, das sich normalerweise mit Sportkarten, Autogrammen und anderen Wertgegenständen beschäftigt. Doch in diesem Fall ging es nicht um einen signierten Michael-Jordan-Schuh oder ein seltenes Baseball-Sammelstück, sondern um einen Chip aus gepufftem Mais.
Gestartet wurde das Gebot bei vergleichsweise harmlosen 250 Dollar – ein Preis, für den man sich zumindest ein gutes Essen in einem schicken Restaurant leisten könnte. Doch offenbar hatte sich irgendwo auf der Welt ein Pokémon-Fan oder ein Sammler mit ungesundem Faszinationsgrad für Snacks festgebissen, denn der Preis kletterte innerhalb kürzester Zeit in absurde Höhen. Am Ende schlug der anonyme Käufer mit fast 90.000 Dollar zu. Ob er den Cheeto als Statussymbol betrachtet oder ihn in einem Safe aufbewahrt, ist unbekannt.
Internetreaktionen: Fassungslosigkeit trifft auf Ironie
Selbst in einer Welt, in der digitale Affenbilder (NFTs) für Millionenbeträge verkauft wurden und Menschen für verstaubte Sneakers absurde Preise zahlen, löste dieser Kauf ein kollektives Kopfschütteln aus. Tausende User in den sozialen Netzwerken fragten sich: Warum?
Ein besonders treffender Kommentar lautete:
„Das ist irgendwie dumm, aber wir schreiben das Jahr 2025, und die Leute tun eben wilde Dinge.“
Andere wiederum zweifelten überhaupt daran, dass der Cheeto wirklich Charizard ähnelt – oder ob man mit genügend Fantasie nicht auch einen anderen Blickwinkel einnehmen könnte. „Sieht aus wie ein verwachsener Chicken Nugget“, bemerkte ein User sarkastisch.
Es gibt auch Stimmen, die eine neue Investmentstrategie wittern: Wenn ein Cheeto diesen Preis erzielen kann, was ist dann mit Nachos, Popcorn oder Kartoffelchips? Sammler mit einem Hang zum Wahnsinn könnten sich nun darauf konzentrieren, in Snack-Tüten nach Figuren zu suchen, die auch nur entfernt an ein bekanntes Motiv erinnern.
Fazit: Kunst, Kapitalismus oder einfach Wahnsinn?
Was genau der Käufer mit seinem luxuriösen Cheeto vorhat, bleibt ein Rätsel. Wird er ihn ausstellen? In einem Safe lagern? Oder – Gott bewahre – am Ende versehentlich essen?
Fakt ist: Die Geschichte zeigt einmal mehr, dass in einer Welt des Überflusses selbst ein fettiges, gepufftes Maisgebäck zu einem wertvollen Artefakt werden kann, solange nur genug Menschen daran glauben. In einer Welt, in der jemand bereit ist, für einen verformten Snack mehr zu zahlen als für ein Auto, sollte uns eigentlich nichts mehr überraschen.
Aber seien wir ehrlich: Wenn in fünf Jahren jemand eine Kartoffel versteigert, die wie Pikachu aussieht, werden wir uns vermutlich einfach nur noch müde lächelnd zurücklehnen und sagen: „Natürlich.“