Homeoffice – die wunderbare Errungenschaft der modernen Arbeitswelt! Endlich kann man effizient von zu Hause aus arbeiten, spart sich nervige Pendelzeiten und ist oft sogar produktiver. Doch Vorsicht: Wer es wagt, diese Freiheit zu nutzen, hat offenbar schlechtere Karten, wenn es um den nächsten Karrieresprung geht.
Eine aktuelle Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) hat herausgefunden, dass regelmäßiges Arbeiten im Homeoffice mit geringeren Aufstiegschancen einhergeht. Besonders betroffen sind kinderlose Frauen und Männer, die dem Büroleben aus unerklärlichen Gründen nicht mit absoluter Hingabe frönen. Denn wer nicht täglich durch die Gänge eilt, an Meetings teilnimmt und sich beim obligatorischen Smalltalk in der Kaffeeküche einbringt, scheint für Vorgesetzte schlichtweg nicht existent zu sein.
Unsichtbar im Pyjama: Wer nicht gesehen wird, existiert nicht
Trotz zahlreicher Studien, die belegen, dass Homeoffice nicht nur die Produktivität steigern, sondern auch zu einer besseren Work-Life-Balance beitragen kann, scheint in vielen Unternehmen noch immer die altbewährte Regel zu gelten: „Präsenz schlägt Kompetenz.“ Wer von zu Hause aus arbeitet, kann sich doch eigentlich gar nicht wirklich anstrengen – schließlich fehlt ja der prüfende Blick des Chefs!
Ganz nach dem Motto „Nur wer gesehen wird, leistet etwas“, bewerten Vorgesetzte Mitarbeiter im Homeoffice oft als weniger engagiert. Denn wahre Arbeitsleistung misst sich nicht an Ergebnissen, sondern an der Anzahl der Stunden, die jemand seinen Bürostuhl wärmt. Dass dabei niemand sicherstellen kann, ob jemand im Büro tatsächlich produktiv ist oder sich durch den Arbeitstag mailt, spielt offenbar keine Rolle. Hauptsache, er oder sie ist physisch anwesend.
Gleichberechtigung? Fehlanzeige!
Interessanterweise trifft diese Problematik vor allem auf kinderlose Frauen und Männer zu. Während Eltern im Homeoffice oft als verantwortungsbewusst und gut organisiert wahrgenommen werden – schließlich jonglieren sie Job und Familie gleichzeitig –, werden Menschen ohne Kinder schnell als bequem abgestempelt. Frei nach dem Motto: „Was machen die eigentlich den ganzen Tag zu Hause?“
Das zeigt, wie tief verankert traditionelle Denkmuster in der Arbeitswelt noch immer sind. Wer Kinder hat, kann Homeoffice als Notwendigkeit deklarieren. Wer keine hat, wird einfach als jemand gesehen, der es sich auf der heimischen Couch gemütlich macht, während die „echten“ Mitarbeiter im Büro schuften.
„New Work“ – aber bitte nur für’s Image
Diese Studie bestätigt, was viele Berufstätige längst spüren: Viele Unternehmen rühmen sich mit flexiblen Arbeitsmodellen, hybriden Strukturen und digitalen Möglichkeiten, doch wenn es um Karrierechancen geht, zählt am Ende immer noch das uralte Prinzip der Büropräsenz. Die sogenannte „New Work“-Revolution scheint also vor allem auf Werbeplakaten und in schicken Unternehmensbroschüren stattzufinden.
Wer Karriere machen will, sollte besser zurück an den Schreibtisch – im Büro!
Für all jene, die hoffen, trotz Homeoffice beruflich aufzusteigen, gibt es eine klare Botschaft: Vergesst es! Wer auf der Karriereleiter nach oben will, sollte sich schleunigst wieder ins Büro begeben, dort fleißig an Meetings teilnehmen, sich sichtbar machen – und vor allem regelmäßig mit den richtigen Leuten Kaffee trinken.
Denn während die Digitalisierung viele Arbeitsmodelle verändert hat, bleibt eines offenbar unverrückbar: „Arbeiten kann man von überall – aber befördert wird nur, wer im Büro sitzt.“