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Videospiele als unterschätzte Gefahr: WHO warnt vor Hörschäden durch lautes Gaming

Vika_Glitter (CC0), Pixabay

Videospiele bieten spannende Unterhaltung und ermöglichen das Eintauchen in virtuelle Welten – doch was viele nicht wissen: Sie können auch eine ernsthafte Gefahr für das Gehör darstellen. Besonders junge Menschen, die häufig und über längere Zeiträume hinweg mit hoher Lautstärke spielen, setzen sich einem erheblichen Risiko für dauerhafte Hörschäden aus. Anlässlich des Welttags des Hörens hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nun neue Standards vorgestellt, um das Bewusstsein für diese Problematik zu schärfen und Gamer besser zu schützen.

Hörverlust und Tinnitus: Das Risiko für junge Gamer

Laut aktuellen Studien, die von der WHO zitiert werden, verlieren Jugendliche, die regelmäßig Videospiele spielen, doppelt so häufig ihre Hörfähigkeit im Hochfrequenzbereich wie Gleichaltrige, die seltener oder gar nicht spielen. Besonders betroffen sind Spieler, die über längere Zeiträume hinweg Kopfhörer tragen und ihre Lautstärke dabei auf ein hohes Niveau einstellen. Die dauerhafte Belastung durch laute Geräusche kann zu einer Schädigung der feinen Haarzellen im Innenohr führen, die für die Wahrnehmung hoher Frequenzen verantwortlich sind. Ist dieser Schaden einmal entstanden, ist er irreversibel – das Gehör erholt sich nicht mehr.

Zusätzlich zu Hörverlust steigt auch das Risiko für Tinnitus, also das ständige Wahrnehmen von Ohrgeräuschen wie Pfeifen, Rauschen oder Piepen. Während gelegentlicher Tinnitus nach einem Konzert oder einer lauten Veranstaltung meist vorübergeht, kann er bei dauerhafter Schädigung chronisch werden. Dies führt nicht nur zu einem erheblichen Verlust an Lebensqualität, sondern kann auch zu Konzentrationsproblemen, Schlafstörungen und Stress führen.

Warum Gamer besonders gefährdet sind

Obwohl das Problem nicht ausschließlich auf Videospiele beschränkt ist – auch lautes Musikhören über Kopfhörer oder der regelmäßige Aufenthalt in lauten Umgebungen kann das Gehör schädigen – sind Gamer besonders gefährdet. Der Grund liegt in der Kombination mehrerer Faktoren:

Lange Spieldauer mit hoher Lautstärke: Viele Spieler verbringen mehrere Stunden am Tag mit Videospielen und nutzen dabei Kopfhörer, um sich vollständig auf das Spielgeschehen zu konzentrieren. Dabei wird die Lautstärke oft unbewusst zu hoch eingestellt, insbesondere bei actionreichen Spielen mit starken Soundeffekten.

Fehlende Pausen: Während bei Konzerten oder anderen lauten Umgebungen die Belastung nur für eine begrenzte Zeit anhält, sind viele Gamer stundenlang durchgehend lauten Geräuschen ausgesetzt. Ohne ausreichende Ruhephasen kann das Gehör sich nicht erholen.

Klangintensive Spiele: Moderne Videospiele sind akustisch besonders anspruchsvoll. Explosionsgeräusche, laute Hintergrundmusik, Stimmen von Mitspielern und Soundeffekte erzeugen eine komplexe Geräuschkulisse, die das Gehör stärker beansprucht als normale Alltagsgeräusche.

Mangelndes Bewusstsein für Risiken: Viele junge Menschen sind sich der Gefahren nicht bewusst. Da Hörschäden schleichend entstehen und oft erst nach Jahren spürbar werden, unterschätzen viele das Risiko und sehen keinen Anlass, auf ihre Lautstärke zu achten.

WHO fordert strengere Lautstärkebegrenzungen und mehr Aufklärung

Um diese Risiken zu minimieren, hat die WHO neue Standards für Videospiele und die verwendeten Geräte vorgestellt. Die Organisation fordert, dass Hersteller von Konsolen, Computern und Kopfhörern strengere Lautstärkebegrenzungen implementieren und Nutzern die Möglichkeit geben, ihre Hörgewohnheiten besser zu kontrollieren. Dies könnte beispielsweise durch akustische Warnhinweise oder automatische Lautstärkebegrenzungen geschehen.

Auch Spieleentwickler sollen stärker in die Verantwortung genommen werden. Denkbar wären integrierte Lautstärkewarnungen in Spielen oder Hinweise, die nach längerer Spieldauer auf eine Pause hinweisen. Solche Maßnahmen könnten dazu beitragen, das Bewusstsein für gesundes Hören zu schärfen und jungen Spielern eine Orientierung zu geben.

Eltern, Lehrer und Gesundheitsbehörden sind ebenfalls gefordert, Jugendliche für die Gefahren zu sensibilisieren. Hörschäden sind oft irreversibel – wer heute unachtsam mit seinem Gehör umgeht, könnte morgen mit den Konsequenzen leben müssen. Präventive Maßnahmen, wie regelmäßige Ruhepausen, das Vermeiden von zu hoher Lautstärke und die Nutzung von Kopfhörern mit Lautstärkebegrenzung, können helfen, die Risiken zu minimieren.

Fazit: Bewusstes Hören schützt langfristig

Videospiele gehören für viele Menschen zum Alltag, doch der verantwortungsvolle Umgang mit Lautstärke sollte nicht vernachlässigt werden. Wer langfristig Freude am Hören haben möchte, sollte darauf achten, seine Ohren nicht dauerhaft hohen Lärmpegeln auszusetzen. Die WHO setzt mit ihren neuen Standards ein wichtiges Zeichen und macht deutlich, dass Lärmschutz nicht nur auf Baustellen oder in der Industrie eine Rolle spielt, sondern auch im digitalen Freizeitverhalten. Die Botschaft ist klar: Spielen ja – aber mit gesundem Gehörschutz!

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