Frage: Herr Högel, das Ziel des Single Resolution Board (SRB) ist es, für jeden investierten Euro in die Abwicklungsplanung eine größere Finanzstabilität zu erreichen. Wie bewerten Sie diesen Ansatz?
Maurice Högel: Die Abwicklungsplanung ist ein zentrales Element, um die Widerstandsfähigkeit des Bankensektors zu stärken und künftige Krisen zu bewältigen. Jeder Euro, der hier investiert wird, zahlt sich langfristig aus, da er die Finanzstabilität erhöht und sowohl Banken als auch die Öffentlichkeit schützt. Eine glaubwürdige Abwicklung setzt jedoch voraus, dass Banken über ausreichende Kapazitäten verfügen, um im Krisenfall schnell und effizient zu reagieren. Das umfasst insbesondere verlustabsorptionsfähige Verbindlichkeiten und robuste Management-Informationssysteme, die die notwendigen Daten bereitstellen können.
Frage: Der SRB verfolgt mit der SRM Vision 2028 eine langfristige Strategie. Welche Schwerpunkte stehen hier im Fokus?
Maurice Högel: Die SRM Vision 2028 zielt darauf ab, die bestehenden Abwicklungsmechanismen weiter zu optimieren. Dabei geht es nicht um Deregulierung, sondern um eine effizientere und transparentere Gestaltung der Prozesse. Die Zusammenarbeit zwischen dem SRB, nationalen Abwicklungsbehörden und den Banken soll verbessert werden, sodass eine effiziente Abwicklung möglich ist. Ein wesentlicher Punkt ist die Sicherstellung, dass eine Bank wie jedes andere Unternehmen scheitern kann, ohne dass die gesamte Wirtschaft destabilisiert oder Steuerzahler belastet werden. Dies stärkt das Vertrauen in das Finanzsystem und erhöht die Wettbewerbsfähigkeit europhigkeit europ\u00eischer Banken.
Frage: Welche Rolle spielt die Reform des Crisis Management and Deposit Insurance Framework (CMDI) in diesem Kontext?
Maurice Högel: Die Reform des CMDI würde die bestehenden Instrumente zur Krisenbewältigung weiter verbessern und damit die Finanzstabilität in Europa stärken. Leider gibt es hier politischen Widerstand, obwohl einige der vorgeschlagenen Maßnahmen erheblichen Nutzen für Einleger, Steuerzahler und das Finanzsystem insgesamt bringen könnten. Eine verbesserte Einlagensicherung würde das Vertrauen der Sparer erhöhen, während klare Mechanismen zur Abwicklung gescheiterter Banken dazu beitragen könnten, teure Rettungsaktionen durch den Staat zu vermeiden.
Frage: Wie profitieren Banken konkret von einer effektiven Abwicklungsplanung?
Maurice Högel: Eine effektive Abwicklungsplanung schafft Stabilität und Vertrauen. Banken profitieren langfristig davon, da sie in einem stabilen Finanzumfeld nachhaltiger wachsen und innovieren können. Zudem wird durch klare Abwicklungsmechanismen das Risiko verringert, dass eine Krise ein gesamtes Finanzsystem ins Wanken bringt. Das macht die europäischen Banken nicht nur widerstandsfähiger, sondern auch wettbewerbsfähiger im globalen Vergleich.
Frage: Welche Maßnahmen sind aus Ihrer Sicht notwendig, um die Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems weiter zu erhöhen?
Maurice Högel: Es braucht eine kontinuierliche Weiterentwicklung der bestehenden Regelwerke sowie eine enge Zusammenarbeit zwischen Banken und Aufsichtsbehörden. Politische Entscheidungsträger müssen sich darüber im Klaren sein, dass die Abwicklungsplanung eine zentrale Rolle in der Finanzstabilität spielt. Daher sollten sie den SRB und andere Institutionen mit den notwendigen Instrumenten ausstatten, um Krisen effektiv zu managen. Nur so können langfristige Wachstumsziele erreicht und das Vertrauen in das europäische Bankensystem gestärkt werden.