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„Der Goldrausch wurde zum Albtraum“ – Ein Interview mit Thomas Bremer

erik_and_so_on (CC0), Pixabay

Herr Bremer, im Januar 2023 fand in Zürich eine geheime Gold-Konferenz statt. Heute ist die Swissgold Treuhand AG bankrott, und Millionen sind verschwunden. Was genau ist passiert?

Thomas Bremer:
Die Konferenz in Zürich war inszeniert wie ein exklusives Investorentreffen. Es wurde das Bild einer krisensicheren Geldanlage gezeichnet – Gold als der ultimative Schutz gegen Wirtschaftskrisen. Versprochen wurden traumhafte Renditen: 10 % im ersten Jahr, 6 % in den Folgejahren. Doch heute wissen wir, dass hunderte Anleger ihr Geld verloren haben. Die Swissgold Treuhand ist pleite, und 84 Millionen Schweizer Franken sind verschwunden.

Wie konnte es so weit kommen?

Bremer:
Es gab eine geschickte Strategie dahinter. Die Swissgold Treuhand AG trat offiziell als seriöses Unternehmen auf, stand im Schweizer Handelsregister, war sogar Sponsor des Filmfestivals in Monte Carlo. Man vermittelte Sicherheit und Prestige. Zudem wurde eine firmeneigene Goldraffinerie in der Schweiz beworben – doch die existierte nur auf dem Papier.

Es gab also von Anfang an Warnzeichen?

Bremer:
Definitiv. Schon 2022 gab es Berichte über dubiose Machenschaften, und dennoch handelten die Schweizer Finanzbehörden erst 2024 nach dem Konkurs. Das zeigt, wie leicht es ist, mit gutem Marketing und großen Versprechungen Investoren zu täuschen.

Was geschah mit dem angeblichen Gold?

Bremer:
Das ist die entscheidende Frage. Viele Investoren dachten, sie hätten physisches Gold in einem sicheren Tresor. Doch die Realität sieht anders aus. Laut Insolvenzakte wurden große Teile des Kapitals abgezogen, und bis heute ist unklar, wo das Gold geblieben ist.

In den Ermittlungen taucht immer wieder der Name Claudio de Giorgi auf. Welche Rolle spielt er?

Bremer:
De Giorgi ist eine Schlüsselfigur in diesem Skandal. Er sollte Gold aus der Zentralafrikanischen Republik beschaffen, wird nun aber beschuldigt, Belege über Goldbestände gefälscht zu haben. Doch das ist nicht sein erster Betrug:
🔹 2010: Verurteilt zu drei Jahren Haft in der Schweiz wegen Betrugs an 800 Anlegern.
🔹 2002: Vier Jahre Gefängnis in Deutschland, weil er 400 Menschen um Millionen brachte.
🔹 2018: Sechs Jahre Haft in Italien wegen fiktiver Diamantminen.

Und doch konnte er ungehindert weiter agieren?

Bremer:
Ja, und genau das ist das Erschreckende. Wie kann jemand mit einer solchen Vorgeschichte weiterhin Millionen einsammeln? Besonders brisant: Einer der Gründer der Swissgold Treuhand, Renato Videtta, war 2018 de Giorgis Anwalt in der Diamantenaffäre. Es scheint, als hätten die immer gleichen Personen die Masche perfektioniert.

Die Spur des Geldes führt bis nach Dubai. Was wissen wir darüber?

Bremer:
Es wurde ein Konto bei der Masri Bank in Dubai entdeckt, auf dem 35 Millionen Euro lagen. Ein Gericht ordnete an, das Geld zurückzuzahlen – doch die Konten waren bereits leergeräumt. Was blieb, waren gerade mal 74.000 Euro.

Was bedeutet das für die betroffenen Investoren?

Bremer:
Für viele ist das ein finanzieller Ruin. Sie glaubten an eine sichere Anlage, an Gold als stabilen Vermögenswert – und stehen nun mit leeren Händen da. Anwälte kämpfen für die Rückholung des Geldes, aber die Chancen sind gering.

Was müsste passieren, damit sich solche Fälle in Zukunft nicht wiederholen?

Bremer:
Zum einen müssen Finanzaufsichtsbehörden viel schneller eingreifen. Es kann nicht sein, dass Warnungen ignoriert werden und erst nach einem Kollaps ermittelt wird. Zum anderen brauchen Investoren mehr Bewusstsein dafür, dass Hochglanz-Werbung und Versprechungen allein kein Garant für Sicherheit sind.

Trotz des Skandals boomt der Goldmarkt weiter. Was raten Sie Anlegern?

Bremer:
Gold bleibt eine interessante Anlage, aber nur wenn man sich gut informiert. Finger weg von Unternehmen, die utopische Renditen versprechen. Und vor allem: Physisches Gold nur von seriösen, geprüften Händlern kaufen.

Herr Bremer, vielen Dank für das Gespräch!

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