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Unsichtbare Verluste: Zehntausende russische Kämpfer sterben unbemerkt in der Ukraine

Tama66 (CC0), Pixabay

Während der Krieg in der Ukraine in sein viertes Jahr geht, hat eine Analyse der BBC ergeben, dass inzwischen über 95.000 Soldaten auf russischer Seite gestorben sind. Hinzu kommen bis zu 23.500 Verluste aus den von Russland unterstützten Milizen der selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk.

Diese Zahlen basieren auf verifizierten Todesmeldungen aus offiziellen Berichten, sozialen Netzwerken und Friedhofsaufzeichnungen – doch das wahre Ausmaß dürfte noch weit höher sein.

Die Unsichtbaren: Zwangsrekrutierte und Kriminelle als Kanonenfutter

Besonders hoch ist die Zahl der Toten in den besetzten Gebieten der Ostukraine, wo tausende Männer aus Donezk und Luhansk zwangsrekrutiert wurden – oft ohne ausreichende Ausbildung oder Ausrüstung. Junge Männer wie der 21-jährige Daniil Dudnikov, ein Geschichtsstudent aus Donezk, wurden in den ersten Kriegsmonaten direkt an die Front geschickt.

Daniil verschwand nur einen Monat nach seiner Einberufung – von seiner 18-köpfigen Einheit kehrte niemand zurück. Vier Monate später bestätigten freigelassene Kriegsgefangene, dass er einer von 13 getöteten Soldaten war.

Eine weitere große Gruppe unter den russischen Toten sind Strafgefangene, die aus Gefängnissen rekrutiert wurden. Laut BBC-Daten wurden mindestens 16.171 verurteilte Kriminelle in den Kampf geschickt – die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen.

Die Strategie ist perfide: Marginalisierte Gruppen – Zwangsrekrutierte aus Donezk, Strafgefangene und arme Bevölkerungsschichten – tragen die Hauptlast der Verluste. Viele von ihnen haben kaum Möglichkeiten, sich zu wehren oder ihrer Einberufung zu entkommen.

Ein Krieg, den viele Russen nicht sehen (sollen)

Laut Umfragen hatten nur 30 % der Russen direkten Kontakt mit dem Krieg – sei es durch eigene Kämpfe oder Angehörige an der Front. In der Ukraine sind es dagegen fast 80 % der Bevölkerung.

Diese „Unsichtbarkeit“ der Verluste sei kein Zufall, sagt die Russland-Expertin Gulnaz Sharafutdinova:
„Die Kreml-Strategie sorgt dafür, dass wohlhabendere und einflussreichere Bevölkerungsschichten nicht direkt betroffen sind.“

Wie hoch sind die tatsächlichen Verluste?

Die russische Regierung hat ihre offiziellen Opferzahlen zuletzt im September 2022 veröffentlicht – damals sprach sie von weniger als 6.000 Toten. Unabhängige Experten schätzen jedoch, dass die tatsächliche Zahl der russischen Verluste zwischen 146.000 und 211.000 liegen könnte. Mit den Truppen aus Donezk und Luhansk könnten es sogar bis zu 234.000 Tote sein.

Zum Vergleich: Die Ukraine gab im Dezember 2024 an, rund 43.000 Soldaten verloren zu haben – eine Zahl, die westliche Analysten für zu niedrig halten.

Während die Welt nun auf mögliche Friedensverhandlungen blickt, bleibt eines sicher: Die menschlichen Kosten dieses Krieges sind weitaus höher, als es die russische Regierung zugeben will.

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