Am Sonntag dürfen die Deutschen wieder Kreuzchen machen – doch Überraschungen sind kaum zu erwarten. Laut Umfragen kann sich Kanzler Olaf Scholz (SPD) seine Wiederwahl sparen. CDU und CSU mit Friedrich Merz an der Spitze stehen bereit, den ersten Platz zu übernehmen. Doch regieren ist komplizierter als gewinnen: Merz braucht einen Partner – vermutlich aus der ungeliebten alten Regierung.
Die Wahllokale haben seit 8.00 Uhr geöffnet, und pünktlich um 18.00 Uhr liefern die ersten Prognosen die Bestätigung dessen, was die Demoskopen schon seit Wochen predigen. 59 Millionen Menschen sind wahlberechtigt, darunter 2,3 Millionen Erstwähler – ob sich ihr Enthusiasmus in der Wahlbeteiligung niederschlägt, bleibt abzuwarten.
Umfragen: Wer darf sich freuen, wer sollte besser packen?
CDU/CSU führen mit soliden 29 bis 32 Prozent. Dahinter lauert die AfD mit 20 bis 22 Prozent – von mehreren Bundesländern als rechtsextrem eingestuft, aber das scheint die Wähler nicht zu stören. Die SPD dümpelt mit 14 bis 16 Prozent dahin, dicht gefolgt von den Grünen (12 bis 14 Prozent). Die FDP kämpft ums Überleben (4 bis 5 Prozent), ebenso wie das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das irgendwo zwischen 4 und 5,5 Prozent pendelt.
Regierungsbildung: Wer mag wen nicht?
Eine stabile Mehrheit ist schwer in Sicht. Die AfD ist für alle anderen tabu – offiziell zumindest. Merz liebäugelt mit einer Neuauflage der schwarz-gelben Koalition aus alten Kohl-Tagen, doch die FDP muss erstmal über die 5-Prozent-Hürde. Bleibt die Große Koalition mit der SPD – ein Konzept, das zwölf Jahre Merkel überlebt hat, aber kaum Begeisterung auslöst.
CSU-Chef Markus Söder lässt sich regelmäßig über die Grünen aus, also dürfte Schwarz-Grün auch schwierig werden. Falls FDP, Linke und BSW an der Fünfprozenthürde scheitern, wären 15 Prozent der Wählerstimmen verloren – und die großen Parteien gewinnen Sitze, ohne mehr Stimmen zu bekommen. Demokratie in Aktion!
Budgetdebakel: Der Grund für die Neuwahl
Eigentlich sollte erst später gewählt werden, aber die Ampel-Regierung bekam sich nicht ein: Scholz warf Finanzminister Lindner raus, weil dieser an der Schuldenbremse festhielt. Scholz regierte dann mit den Grünen weiter – bis er im Dezember die Vertrauensfrage stellte und krachend scheiterte. Ergebnis: Neuwahl.
Migration als Wahlkampfschlachtfeld
Der Wahlkampf drehte sich zuletzt vor allem um Migration. Nach schweren Angriffen durch Zuwanderer in Magdeburg und Aschaffenburg kochte das Thema hoch. Merz versuchte sich als harter Hund und brachte ein „Zustrombegrenzungsgesetz“ in den Bundestag – das scheiterte zwar, aber die AfD stimmte eifrig mit. Der CDU-Chef wurde für seinen „Tabubruch“ heftig kritisiert, landesweit gab es Proteste, manche CDU-Büros bekamen Besuch von unzufriedenen Demonstranten.
Selbst Angela Merkel, die sich sonst lieber im Ruhestand sonnt, meldete sich zu Wort und nannte Merz‘ Aktion einen Fehler. Ihre Anhänger jubelten, seine tobten – Wahlkampf in Reinform.
Fazit: Es bleibt spannend – oder auch nicht
Die Deutschen wählen, die Parteien taktieren, und am Ende wird sich irgendjemand mit irgendjemandem arrangieren müssen. Merz will regieren, aber mit wem? Die Antwort gibt’s vielleicht schon am Wahlabend – oder nach wochenlangen Koalitionsverhandlungen. Bleiben Sie dran!