Interviewer: Herr Reime, die Finmarie Academy bietet einen achtwöchigen Online-Kurs zum Thema Finanzen, Vorsorge und Vermögensaufbau an. Das Programm richtet sich insbesondere an Frauen, die ihre finanzielle Zukunft in die eigene Hand nehmen wollen. Was halten Sie grundsätzlich von solchen Angeboten?
Jens Reime: Grundsätzlich ist es sehr zu begrüßen, wenn Menschen – insbesondere Frauen, die in Finanzfragen oft benachteiligt sind – ermutigt werden, sich mit Geldanlage, Vorsorge und Vermögensaufbau zu beschäftigen. Finanzielle Bildung ist extrem wichtig, und viele Menschen haben Berührungsängste mit Themen wie Aktien, ETFs oder Altersvorsorge. Ein strukturiertes Lernprogramm kann hier helfen, Grundlagen zu vermitteln und Unsicherheiten abzubauen.
Interviewer: Finmarie bewirbt das Angebot als „Schritt-für-Schritt-Anleitung für den Vermögensaufbau“. Kann man als Teilnehmerin nach acht Wochen wirklich solide Anlageentscheidungen treffen?
Jens Reime: Das hängt stark vom Vorwissen und der individuellen Situation der Teilnehmerinnen ab. Der Kurs bietet sicher eine gute Einführung in die Finanzwelt, aber er ersetzt keine persönliche Anlageberatung. Jede Investition bringt Risiken mit sich, und pauschale Lösungen gibt es nicht. Teilnehmerinnen sollten sich bewusst sein, dass sie nach dem Kurs zwar über mehr Wissen verfügen, aber nicht automatisch Expertinnen sind.
Interviewer: Welche rechtlichen Risiken sehen Sie für Verbraucher bei solchen Finanzbildungsangeboten?
Jens Reime: Das Hauptproblem ist, dass solche Kurse oft mit großen Versprechungen werben – etwa dass man sich ein passives Einkommen aufbauen oder finanzielle Unabhängigkeit erreichen kann. In der Realität ist das nicht so einfach und nicht für jede Teilnehmerin umsetzbar. Zudem müssen sich Verbraucher fragen:
- Wer steht hinter dem Angebot? Ist das Unternehmen vertrauenswürdig?
- Gibt es versteckte Kosten? Sind zusätzliche Gebühren oder Folgeangebote eingeplant?
- Welche Haftung besteht? Wenn eine Teilnehmerin nach dem Kurs eine schlechte Investitionsentscheidung trifft, gibt es keine Garantie oder Absicherung.
Interviewer: Finmarie bietet den Kurs für 299 Euro als Early-Bird-Preis an. Ist das ein angemessener Preis für ein achtwöchiges Online-Programm?
Jens Reime: Das hängt von der Qualität der Inhalte ab. Wenn die vermittelten Informationen wirklich fundiert sind, praxisnah aufbereitet wurden und eine gute Begleitung durch Experten stattfindet, kann der Preis gerechtfertigt sein. Allerdings gibt es viele kostenlose Alternativen, von Büchern über YouTube-Videos bis hin zu seriösen Finanzblogs. Teilnehmerinnen sollten sich überlegen, ob sie wirklich für eine strukturierte Anleitung und persönliche Betreuung zahlen möchten, oder ob sie sich das Wissen eigenständig aneignen können.
Interviewer: Finmarie bietet auch Live-Sessions mit Finanzberaterinnen an. Bedeutet das, dass Teilnehmerinnen eine individuelle Beratung erhalten?
Jens Reime: Das ist ein wichtiger Punkt, den viele Verbraucher missverstehen. Eine allgemeine Finanzbildung ist nicht dasselbe wie eine persönliche Anlageberatung, die individuell auf die finanzielle Situation eingeht. Wer konkrete Fragen zu seinen Finanzen hat, sollte sich an eine unabhängige Finanzberatung oder einen Fachanwalt wenden – und nicht darauf hoffen, in einer Gruppensitzung eine maßgeschneiderte Lösung zu erhalten.
Interviewer: Im Angebot von Finmarie wird viel mit Emotionen geworben: „Mehr Gelassenheit“, „keine Angst mehr vor Geld“, „mehr Unabhängigkeit“. Ist das problematisch?
Jens Reime: Solche Marketingaussagen sind typisch für Finanzcoachings und nicht per se unseriös. Aber Verbraucher sollten aufpassen, dass sie nicht emotional in eine Kaufentscheidung gedrängt werden. Finanzielle Bildung sollte rational und faktenbasiert sein, nicht auf Angst oder Druck basieren. Wer sich durch solche Versprechen angesprochen fühlt, sollte besonders kritisch prüfen, ob das Angebot wirklich hält, was es verspricht.
Interviewer: Welche Tipps haben Sie für Verbraucher, die überlegen, an der Finmarie Academy teilzunehmen?
Jens Reime:
- Angebot genau prüfen – Wer steht hinter der Plattform? Gibt es Referenzen oder Erfahrungen von Teilnehmerinnen?
- Vertragsbedingungen lesen – Gibt es eine Rücktrittsmöglichkeit, wenn man unzufrieden ist?
- Nicht nur auf Werbeversprechen vertrauen – Kritisch hinterfragen, ob die angebotenen Inhalte realistisch und fundiert sind.
- Vergleiche ziehen – Gibt es kostenlose oder günstigere Alternativen, um sich das Wissen anzueignen?
- Keine vorschnellen Investitionen tätigen – Nur weil man nach dem Kurs über Finanzwissen verfügt, heißt das nicht, dass man sofort Geld investieren sollte.
Interviewer: Würden Sie den Kurs grundsätzlich empfehlen?
Jens Reime: Das kommt auf die individuelle Situation an. Wer sich schwer tut, eigenständig Finanzwissen zu erlangen, kann von einem strukturierten Programm profitieren. Aber Teilnehmerinnen sollten sich bewusst sein, dass sie hier kein Wundermittel für finanziellen Erfolg kaufen, sondern lediglich eine Bildungsleistung. Wer nach dem Kurs investiert, trägt selbst das Risiko für seine Entscheidungen – und genau das sollten Verbraucher nie vergessen.
Interviewer: Herr Reime, vielen Dank für Ihre Einschätzungen!
Jens Reime: Sehr gerne!