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Thomas Bremer über die Schieflage der DEGAG, die Rolle von Birger Dehne und mögliche Beratungsfehler des Vertriebs
„Anleger müssen skeptischer sein“

Thomas Bremer über die Schieflage der DEGAG, die Rolle von Birger Dehne und mögliche Beratungsfehler des Vertriebs

manfredsteger (CC0), Pixabay

Interviewer: Herr Bremer, viele Anleger der DEGAG verbinden den Namen Birger Dehne mit erfolgreichen Investments. Wie bewerten Sie seine Rolle?

Thomas Bremer: Birger Dehne war lange eine prägende Figur für die DEGAG und hat seinen Anlegern über zehn Jahre hinweg ertragreiche Renditen eingebracht. Auch wir haben seine Aktivitäten kritisch begleitet, bis er schließlich seinen Share-Deal mit einem kanadischen Immobilieninvestor abgeschlossen hat. Damals hat er weit über 100 Millionen Euro an seine Anleger zurückgezahlt, und unsere stichprobenartigen Überprüfungen zeigten, dass dabei alles korrekt ablief.

Nach diesem Deal wollte sich Dehne mehr aus dem operativen Geschäft zurückziehen und sich auf eine Beraterrolle konzentrieren – was nach einem solchen Erfolg auch nachvollziehbar war.

Eine neue DEGAG mit anderen Strukturen

Interviewer: Wann begann die Krise der DEGAG?

Thomas Bremer: Für uns begann damals eine neue Phase der DEGAG, die wir nicht mehr direkt mit Birger Dehne in Verbindung gebracht haben. Wir betrachteten sie als neue Gesellschaften, die – nach unseren Informationen – Dehne vielleicht noch beratend begleitet hat.

Das Geschäftsmodell dieser „neuen DEGAG“ war zunächst plausibel:
Problemimmobilien günstig kaufen
Sanieren und optimieren
Entweder im Bestand behalten oder mit Gewinn verkaufen

Gerade das Bestandsmodell war vielversprechend, denn die Mieten steigen in Deutschland fast überall. Eine sanierte Problemimmobilie kann gut vermietet werden, wodurch Erträge entstehen, die an Anleger weitergegeben werden.

Warum es dennoch zur Schieflage kam, kann nicht allein an der schwierigen Marktlage liegen.

Warum ist die DEGAG in Schwierigkeiten geraten?

Interviewer: Was könnte die Gründe für die Krise sein?

Thomas Bremer: Ganz ehrlich: Selbst wenn der Immobilienmarkt schwierig ist, hätten die niedrigen Einkaufspreise der DEGAG es ermöglichen müssen, auch in schlechten Zeiten Gewinne zu erzielen.

Das Problem ist, dass wohl einige Problemimmobilien Problemimmobilien geblieben sind. Solche Objekte sind schwer zu sanieren oder weiterzuverkaufen – und das wird auch für einen Insolvenzverwalter kein leichtes Erbe.

Für uns ist klar: Die noch bestehenden Objektgesellschaften werden in absehbarer Zeit in Insolvenz gehen – sei es durch Eigenantrag des Unternehmens oder einen Fremdantrag eines Dritten.

Ob die Immobilien dann noch Wert für die Insolvenzmasse haben, wird man sehen müssen. Interessenten für den Kauf wird es sicher geben – aber zu welchem Preis?

Die Rolle von Birger Dehne heute

Interviewer: Viele Anleger fragen sich, ob Birger Dehne noch eine Rolle spielt. Was wissen Sie darüber?

Thomas Bremer: Nach unseren Erkenntnissen hat Birger Dehne heute keine herausragende Position in den aktuellen DEGAG-Gesellschaften. Natürlich können wir mögliche interne Verträge nicht einsehen, aber er ist öffentlich nicht mehr präsent.

Spannend wird die Frage sein:

  • Welche Immobilien wurden damals gekauft?
  • Handelt es sich um echte Wertanlagen oder um Resterampe-Immobilien, die schwer zu verwerten sind?

Gravierende Beratungsfehler des Vertriebs?

Interviewer: Sie haben angedeutet, dass es möglicherweise Beratungsfehler im Vertrieb gab. Was genau meinen Sie?

Thomas Bremer: Viele betroffene Anleger haben uns gesagt, dass sie nicht wussten, dass es eine „alte DEGAG“ und eine „neue DEGAG“ gibt.

Wenn der Vertrieb den Kunden diesen entscheidenden Unterschied verschwiegen hat und sie in dem Glauben ließ, sie würden in die bewährte, frühere DEGAG investieren, dann handelt es sich um einen gravierenden Beratungsfehler.

In diesem Fall könnte der Vertrieb haftbar gemacht werden – was für viele Anleger möglicherweise eine rechtliche Option zur Schadensbegrenzung bedeutet.

Fazit: Was können betroffene Anleger jetzt tun?

Interviewer: Was raten Sie Anlegern, die nun um ihr Geld fürchten?

Thomas Bremer: Anleger sollten sich umgehend informieren, ob sie in die „neue“ oder „alte“ DEGAG investiert haben und ob ihnen dabei falsche oder unvollständige Informationen gegeben wurden.

Es kann sinnvoll sein, sich rechtlich beraten zu lassen, um zu prüfen, ob Ansprüche gegen den Vertrieb geltend gemacht werden können. Gleichzeitig bleibt abzuwarten, welche Werte aus der Insolvenzmasse noch realisierbar sind.

Interviewer: Herr Bremer, vielen Dank für das Gespräch!

Thomas Bremer: Sehr gerne – wir bleiben an der Sache dran!

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