Rechtsanwalt Maurice Högel über dubiose Finanzplattformen, FMA-Warnungen und was betroffene Anleger jetzt tun können
Interviewer: Herr Högel, die FMA warnt aktuell vor den Plattformen „Token Tact“ und „Blyx Ultra“. Was bedeutet das für Anleger, die dort bereits investiert haben?
Maurice Högel: Eine Warnung der Finanzmarktaufsicht (FMA) ist ein deutliches Alarmsignal. Das bedeutet, dass diese Anbieter keine Erlaubnis haben, Bank- oder Finanzdienstleistungen in Österreich anzubieten. Wer dort investiert hat, läuft Gefahr, sein Geld komplett zu verlieren, denn oft stehen hinter solchen Plattformen dubiose Unternehmen ohne feste Adresse oder Regulierung.
Wie erkennt man unseriöse Anbieter?
Interviewer: Gibt es typische Merkmale, an denen Anleger betrügerische Plattformen erkennen können?
Maurice Högel: Ja, es gibt klare Warnsignale, die Anleger ernst nehmen sollten:
🔴 Fehlende Regulierung: Seriöse Anbieter sind bei Aufsichtsbehörden wie der FMA oder BaFin registriert. Fehlt diese Lizenz, ist höchste Vorsicht geboten.
🔴 Übertriebene Gewinnversprechen: Betrüger locken mit hohen Renditen bei minimalem Risiko – das gibt es auf den Finanzmärkten nicht.
🔴 Druck zur schnellen Einzahlung: Wenn eine Plattform Anleger drängt, sofort Geld zu überweisen, ist das ein klares Warnzeichen.
🔴 Schwierigkeiten bei der Auszahlung: Viele Betrugsplattformen zahlen Gewinne nur aus, wenn weitere Einzahlungen geleistet werden. Das ist eine Falle!
Was sollten betroffene Anleger jetzt tun?
Interviewer: Was raten Sie Anlegern, die bereits Geld auf diesen Plattformen investiert haben?
Maurice Högel: Sofortiges Handeln ist entscheidend. Betroffene sollten folgende Schritte unternehmen:
✅ Alle Dokumente sichern: Speichern Sie E-Mails, Kontoauszüge und Überweisungsbelege, um später Beweise zu haben.
✅ Bank oder Zahlungsdienstleister kontaktieren: Falls das Geld per Kreditkarte oder Überweisung gezahlt wurde, kann möglicherweise eine Rückbuchung (Chargeback) beantragt werden.
✅ Nicht weiter einzahlen! Betrüger versuchen oft, Opfer mit falschen Versprechen zu weiteren Zahlungen zu bewegen.
✅ Rechtlichen Rat einholen: Ein spezialisierter Anwalt kann prüfen, ob eine Strafanzeige oder eine Klage sinnvoll ist.
✅ FMA oder BaFin informieren: Wer betrogen wurde, sollte den Fall den Aufsichtsbehörden melden, um andere Anleger zu schützen.
Gibt es eine Chance, das Geld zurückzubekommen?
Interviewer: Können Anleger hoffen, ihr Geld zurückzubekommen?
Maurice Högel: Das hängt stark vom Einzelfall ab. Wenn Zahlungen über regulierte Banken oder Kreditkartenanbieter liefen, gibt es eine Chance auf Rückbuchung. Schwieriger wird es, wenn die Plattform ihren Sitz in einem Offshore-Staat hat oder bereits vom Netz genommen wurde. Dann bleibt oft nur der juristische Weg – und auch da muss man genau prüfen, ob sich eine Klage lohnt.
Fazit: Vorsicht ist besser als Nachsicht
Interviewer: Was ist Ihr wichtigster Ratschlag für Anleger, um solche Betrugsfälle in Zukunft zu vermeiden?
Maurice Högel: Anleger sollten grundsätzlich skeptischer sein und sich vor einer Investition gründlich informieren. Dazu gehört:
✅ Überprüfung der Lizenz auf den Seiten von FMA oder BaFin
✅ Misstrauen bei unrealistischen Renditeversprechen
✅ Recherche zu Erfahrungsberichten und Bewertungen
✅ Keine übereilten Investitionsentscheidungen treffen
Mein wichtigster Rat: Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, dann ist es das meistens auch!
Interviewer: Herr Högel, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch!
Maurice Högel: Sehr gerne – und seien Sie vorsichtig mit Ihrem Geld!