Die Atacama-Wüste in Chile zählt zu den trockensten Regionen der Welt. Regen fällt hier oft jahrelang nicht, doch der Nebel, der regelmäßig vom Pazifik ins Landesinnere zieht, könnte eine ungeahnte Wasserquelle sein. Eine aktuelle chilenisch-belgische Studie zeigt, dass sich mit speziellen Nebelkollektoren täglich mehrere Liter Wasser pro Quadratmeter gewinnen lassen – eine vielversprechende Lösung für wasserarme Regionen weltweit.
Wie funktioniert die Nebelernte?
Das Grundprinzip ist denkbar einfach und nutzt die natürlichen Eigenschaften von Nebel: Er besteht aus feinsten Wassertröpfchen, die in der Luft schweben. Um diese Feuchtigkeit zu sammeln, kommen Nebelkollektoren zum Einsatz. Diese bestehen aus einem feinmaschigen Netz, das zwischen zwei Pfosten gespannt ist.
- Die winzigen Wassertröpfchen setzen sich auf dem Netz ab.
- Sobald sich genügend Feuchtigkeit angesammelt hat, verbinden sich die Tröpfchen zu größeren Tropfen.
- Diese Tropfen fließen dann in eine Rinne am unteren Ende des Netzes, wo sie gesammelt und in Behälter geleitet werden.
- Kein Strom, keine komplizierte Technik – das Wasser kommt direkt aus der Luft.
Je nach Größe der Kollektoren und der lokalen Nebeldichte können so mehrere Liter Wasser pro Quadratmeter und Tag gewonnen werden.
Warum ist diese Technik so vielversprechend?
Die Nebelernte ist besonders für Regionen mit starken Wasserproblemen interessant. Gerade in der Atacama-Wüste, wo der Grundwasserspiegel sinkt und herkömmliche Wasserquellen nicht zuverlässig sind, könnte diese Technik eine nachhaltige und kostengünstige Alternative sein.
- Unabhängigkeit von traditionellen Wasserquellen: Anders als Brunnen oder Entsalzungsanlagen benötigt die Nebelernte keine tiefe Bohrung oder Meerwasser.
- Kein Energieaufwand: Während andere Methoden wie die Meerwasserentsalzung extrem energieintensiv sind, funktioniert die Nebelernte ohne externe Stromzufuhr.
- Nachhaltigkeit: Die Technik nutzt natürliche Wetterphänomene, ohne die Umwelt zu belasten.
Kann Nebelwasser die Wasserkrise lösen?
Zwar kann die Nebelernte allein nicht den weltweiten Wasserbedarf decken, aber sie ist eine wertvolle Ergänzung für trockene Küstenregionen. Bereits heute gibt es in einigen Teilen Chiles Pilotprojekte, in denen Gemeinden mit Nebelkollektoren ihre Wasserversorgung verbessern.
Kombiniert mit anderen innovativen Wassertechnologien könnte die Nebelernte langfristig dazu beitragen, Menschen in wasserarmen Regionen eine zuverlässige und nachhaltige Wasserversorgung zu bieten. In Zeiten des Klimawandels, in denen Dürreperioden weltweit zunehmen, könnte dies ein entscheidender Schritt in Richtung ressourcenschonender Wassernutzung sein.