1. Unternehmenshintergrund und Geschäftsmodell
Die Windpark Stoffeng GmbH & Co. KG betreibt vier Windenergieanlagen in Schafflund. Während drei der Anlagen bereits 2014 in Betrieb genommen wurden, wurde im März 2023 eine weitere Anlage vom Typ Enercon E-138 EP3 E2 ergänzt. Die Finanzierung erfolgt u. a. über ein KfW-Darlehen in Höhe von 4,2 Mio. EUR.
Das Geschäftsmodell basiert auf der Einspeisung von Strom gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und der Direktvermarktung. Marktpreisschwankungen und regulatorische Veränderungen sind wesentliche Einflussfaktoren.
2. Vermögens-, Finanz- und Ertragslage
2.1 Vermögenslage
- Die Bilanzsumme beträgt 13,75 Mio. EUR (Vorjahr: 14,50 Mio. EUR), was auf eine leichte Reduzierung hindeutet.
- Der Anteil des Anlagevermögens ist mit 10,46 Mio. EUR (Vorjahr: 8,68 Mio. EUR) hoch, was typisch für kapitalintensive Windparks ist.
- Die liquiden Mittel haben sich deutlich auf 2,12 Mio. EUR verringert (Vorjahr: 4,68 Mio. EUR), was auf Kapitalverwendungen hinweist.
- Die Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern sind auf 1,54 Mio. EUR gesunken (Vorjahr: 2,03 Mio. EUR), was positiv für die Kapitalstruktur ist.
Kritische Bewertung: Der Anstieg des Anlagevermögens aufgrund der neuen Windkraftanlage ist nachvollziehbar, jedoch ist der starke Rückgang der liquiden Mittel ein Warnsignal, das eine genauere Prüfung des Cashflows erforderlich macht.
2.2 Finanzlage
- Die Eigenkapitalquote bleibt mit 1,49 Mio. EUR (ca. 11 % der Bilanzsumme) auf niedrigem Niveau stabil.
- Die Gesamtverbindlichkeiten liegen bei 11,55 Mio. EUR (Vorjahr: 12,29 Mio. EUR), insbesondere bestehen Bankverbindlichkeiten von 9,18 Mio. EUR.
- Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit von mehr als fünf Jahren belaufen sich auf 3,04 Mio. EUR, was langfristige Verpflichtungen verdeutlicht.
Kritische Bewertung: Die Eigenkapitalquote ist niedrig, was die finanzielle Stabilität einschränkt. Die hohe Verschuldung birgt Zinsrisiken, vor allem bei möglichen Zinserhöhungen nach Ablauf der Zinsbindung.
2.3 Ertragslage
- Der Jahresüberschuss beträgt 802.754 EUR (Vorjahr: 1,79 Mio. EUR), was eine deutliche Reduzierung um rund 55 % darstellt.
- Die Betriebserträge sanken auf 2,58 Mio. EUR (Vorjahr: 3,71 Mio. EUR), u. a. wegen rückläufiger Marktpreise und schwächerer Winderträge.
- Die Abschreibungen auf das Anlagevermögen stiegen auf 1,05 Mio. EUR (Vorjahr: 898 TEUR), was die Inbetriebnahme der neuen Anlage reflektiert.
- Zinsaufwendungen lagen bei 213 TEUR (Vorjahr: 238 TEUR), was relativ stabil ist.
Kritische Bewertung: Der starke Rückgang des Jahresüberschusses ist bedenklich. Dies zeigt, dass die Gesellschaft stark von Marktschwankungen abhängig ist und die Rentabilität unter Druck steht. Ein weiterer Rückgang der Strompreise könnte die Ertragslage verschärfen.
3. Chancen und Risiken
3.1 Chancen
- Marktwachstum: Der Ausbau der erneuerbaren Energien bleibt politisch gewollt und langfristig stabil.
- Zusätzliche Kapazität: Die neue Enercon-Windkraftanlage könnte zukünftige Erträge steigern.
- Redispatch-Entschädigungen: Mögliche Nachzahlungen aus Einspeisebegrenzungen könnten positive Einmaleffekte generieren.
3.2 Risiken
- Marktpreisentwicklung: Rückläufige Strompreise könnten die Umsätze weiter schmälern.
- Hohe Fremdfinanzierung: Die Gesellschaft ist stark verschuldet, wodurch steigende Zinsen problematisch wären.
- Technische Risiken: Mängelbeseitigungen durch Enercon sind noch nicht vollständig abgeschlossen.
Kritische Bewertung: Das Marktumfeld bleibt herausfordernd. Die Gesellschaft hat begrenzten finanziellen Spielraum für Investitionen oder Krisensituationen.
4. Fazit aus Anlegersicht
Positiv:
- Langfristig solide Branche mit stabilen regulatorischen Rahmenbedingungen.
- Neuere Windkraftanlagen könnten mittelfristig für höhere Erträge sorgen.
- Keine akuten Liquiditätsprobleme.
Negativ:
- Deutlicher Gewinneinbruch (ca. -55 % im Vergleich zu 2022).
- Hohe Verschuldung mit langfristigen Kreditverpflichtungen.
- Liquiditätsreserven stark gesunken.
- Marktabhängigkeit und volatiler Strompreis als zentrale Risiken.
Empfehlung: Anleger sollten genau prüfen, wie sich die Strommarktpreise und die Verschuldung weiterentwickeln. Die hohe Fremdfinanzierung könnte ein Problem darstellen, wenn die Erträge weiter sinken. Für risikobewusste Investoren bleibt das Engagement vertretbar, aber ein weiteres Absinken der Rentabilität könnte problematisch werden.