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Analyse des Jahresabschlusses 2023 der Windpark Westerburg/Charlottendorf-Ost GmbH & Co. KG

Tumisu (CC0), Pixabay

1. Überblick: Massiver Anstieg der Bilanzsumme – aber warum?

Die Bilanzsumme hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt (+129 % auf 5,77 Mio. EUR). Haupttreiber ist das Anlagevermögen, das um 459 % von 659.685,84 EUR auf 3,69 Mio. EUR gestiegen ist.

🟢 Positiv:

  • Dies könnte ein Hinweis auf neue Investitionen in Windkraftanlagen sein, was für Anleger zunächst eine zukunftsgerichtete Wachstumsstrategie signalisiert.
  • Auch das Umlaufvermögen ist gestiegen (+12 % auf 2,06 Mio. EUR), was auf eine verbesserte Liquidität hindeuten könnte.

🔴 Negativ:

  • Solch ein sprunghafter Anstieg der Bilanzsumme wirft Fragen auf: Wie wurde das Wachstum finanziert?
  • Extremer Anstieg der Verbindlichkeiten → Die Fremdfinanzierung ist von 589.008 EUR auf 3,98 Mio. EUR (+575 %) explodiert.
  • Eigenkapital blieb praktisch konstant (1,44 Mio. EUR), sodass sich die Verschuldungsquote massiv erhöht hat.

2. Eigenkapitalquote – Ein bedenklicher Rückgang

Die Eigenkapitalquote ist von 57 % (2022) auf nur noch 25 % (2023) gefallen, was auf eine starke Abhängigkeit von Fremdkapital hinweist.

🔴 Kritikpunkt:

  • Ein Eigenkapitalrückgang bei gleichzeitigem Anstieg der Verbindlichkeiten kann ein Warnsignal für eine aggressive Finanzierungsstrategie sein.
  • Das Unternehmen könnte zukünftig unter steigenden Zinsen leiden, falls ein Großteil der Schulden variabel verzinst ist.

3. Verbindlichkeiten: Wie riskant ist die Finanzierung?

Die Verbindlichkeiten sind auf 3,98 Mio. EUR angestiegen, davon 3,57 Mio. EUR mit einer Laufzeit über ein Jahr. Besonders kritisch:

  • 2,23 Mio. EUR haben eine Laufzeit von über fünf Jahren → Langfristige Schulden, die über Jahre die Kapitalstruktur belasten.
  • Nur 412.900 EUR sind kurzfristig fällig, was eine kurzfristige Liquiditätskrise unwahrscheinlich macht, aber langfristig bleibt die Verschuldung problematisch.

4. Anlagevermögen: Was wurde gekauft?

Der Sprung von 659.685 EUR auf 3,69 Mio. EUR (+3 Mio. EUR) im Sachanlagevermögen deutet auf den Erwerb oder Bau neuer Windkraftanlagen hin.

🟢 Positiv:

  • Neue Investitionen können zukünftige Erträge sichern und den Umsatz steigern.

🔴 Negativ:

  • Unklar bleibt, wie profitabel diese Investitionen sind und ob sie langfristige Mehrerträge generieren oder lediglich eine Belastung durch neue Finanzierungsverpflichtungen darstellen.
  • Da keine Gewinn- und Verlustrechnung veröffentlicht wurde, bleibt unbekannt, ob die neuen Anlagen bereits Erträge liefern oder noch in der Bauphase sind.

5. Liquidität: Verbesserte Position, aber langfristig fragwürdig

Das Umlaufvermögen ist leicht gestiegen (+12 % auf 2,06 Mio. EUR), was zunächst positiv erscheint.

  • Kassenbestand bleibt stabil (1,68 Mio. EUR vs. 1,69 Mio. EUR im Vorjahr) → Liquidität wurde nicht wesentlich abgebaut.
  • Forderungen haben sich von 140.413 EUR auf 377.467 EUR fast verdreifacht – hier bleibt fraglich, ob es sich um realistische Zahlungseingänge oder unsichere Forderungen handelt.

🔴 Kritikpunkt:

  • Ein hoher Kassenbestand kombiniert mit steigenden Schulden kann bedeuten, dass das Unternehmen Kredite aufgenommen hat, die noch nicht für operative Zwecke genutzt wurden.
  • Ist der Cashflow stabil genug, um die Schulden zu bedienen?

6. Fehlende Gewinn- und Verlustrechnung: Wo sind die Erträge?

Ohne eine detaillierte G&V-Rechnung bleibt unklar, ob das Unternehmen tatsächlich Gewinne erwirtschaftet oder nur durch Schulden neue Projekte finanziert.

🔴 Große Fragezeichen:

  • Wurde das operative Geschäft 2023 mit Verlust oder Gewinn betrieben?
  • Wie viel Strom wurde verkauft? Welche Umsatzerlöse gab es?
  • Gibt es operative Kosten, die in Zukunft zum Problem werden könnten?

7. Fazit: Ein zweischneidiges Schwert für Anleger

Der Jahresabschluss der Windpark Westerburg/Charlottendorf-Ost GmbH & Co. KG zeigt eine enorme Expansion, die durch hohe Fremdfinanzierung gestützt wurde.

🟢 Positive Aspekte:
Hohe Investitionen in Sachanlagen könnten zukünftiges Wachstum sichern.
Verbesserte Liquiditätslage, keine kurzfristige Insolvenzgefahr.
Langfristige Finanzierung ermöglicht planbare Rückzahlungen.

🔴 Kritische Aspekte:
Eigenkapitalquote stark gesunken → Deutlich höhere finanzielle Abhängigkeit.
Extreme Schuldenzunahme → Kann langfristig problematisch sein.
Fehlende Ertragszahlen → Anleger wissen nicht, ob sich die neuen Investitionen lohnen.
Steigende Forderungen → Risiko von Zahlungsausfällen.

8. Empfehlung für Anleger

📌 Investoren sollten sich folgende Fragen stellen:

  1. Sind die neuen Sachanlagen bereits in Betrieb?
  2. Welche Erträge sind aus diesen Anlagen in Zukunft zu erwarten?
  3. Wie werden die langfristigen Schulden getilgt?
  4. Warum wurde keine Gewinn- und Verlustrechnung veröffentlicht?

📌 Fazit:

  • Für risikobewusste Anleger mit Langfristperspektive könnte dies eine interessante Investition sein, wenn sich die neuen Anlagen als profitabel erweisen.
  • Für sicherheitsorientierte Investoren ist diese Kapitalstruktur zu riskant, da zu viele Unklarheiten über die Ertragslage bestehen.

👉 Investoren sollten weitere Informationen anfordern, insbesondere zur operativen Ertragskraft und zu den Konditionen der aufgenommenen Schulden, bevor sie eine Entscheidung treffen.

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