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Analyse des Jahresabschlusses 2023 der Windpark Oelerse III ApS & Co. KG

Mohamed_hassan (CC0), Pixabay

Bilanzkritik und wirtschaftliche Bewertung für Anleger

1. Überblick: Stabilität oder Stillstand?

Der Jahresabschluss 2023 der Windpark Oelerse III ApS & Co. KG zeigt nur geringfügige Veränderungen gegenüber dem Vorjahr. Das Gesamtvermögen ist leicht gestiegen (+6,9 % auf 411.264,52 EUR), die Verbindlichkeiten haben ebenfalls zugenommen. Dennoch bleibt der Eigenkapitalanteil extrem gering, was aus Anlegersicht ein klares Risikosignal ist.

2. Eigenkapital und Finanzierung: Eine fragile Basis

Die Bilanz weist nur 1.000 EUR Eigenkapital aus – genau wie im Vorjahr. Dies ist in der Windkraftbranche, die hohe Kapitalbindung und langfristige Finanzierungsverpflichtungen erfordert, äußerst ungewöhnlich und aus Investorensicht problematisch.

🔴 Kritikpunkt:

  • Extrem niedrige Eigenkapitalquote (unter 0,3 %) bedeutet eine fast vollständige Fremdfinanzierung.
  • Hohe Abhängigkeit von externen Kapitalgebern erhöht das Insolvenzrisiko.
  • Langfristige Stabilität ist fraglich, da keine Rücklagen für zukünftige Investitionen oder unvorhergesehene Kosten gebildet werden.

3. Verbindlichkeiten: Kurzfristige Risiken

Mit 317.825,52 EUR an Verbindlichkeiten ist der Windpark fast vollständig über Fremdkapital finanziert. Positiv ist, dass laut Bilanz alle Verbindlichkeiten eine Restlaufzeit von unter einem Jahr haben.

🟡 Einschätzung:

  • Positiv: Keine langfristigen Kreditverpflichtungen, was in Zeiten steigender Zinsen ein Vorteil sein kann.
  • Negativ: Hohe kurzfristige Verbindlichkeiten bedeuten ständigen Liquiditätsdruck.
  • Unklar bleibt, wie diese Verbindlichkeiten gedeckt werden sollen, da die liquiden Mittel mit nur 394,28 EUR extrem niedrig sind.

4. Anlagevermögen: Fehlende Substanz

Das Anlagevermögen bleibt konstant bei 301.749 EUR, doch auffällig ist:

🔴 Problempunkte:

  • Sachanlagen betragen nur 1 EUR (!) – das bedeutet, dass die Gesellschaft selbst keine nennenswerten Windkraftanlagen besitzt.
  • Das Finanzanlagevermögen (301.748 EUR) lässt darauf schließen, dass die Gesellschaft vermutlich Beteiligungen an anderen Gesellschaften hält, aber keine eigene operative Tätigkeit ausübt.
  • Für Anleger ist dies ein Alarmsignal, da der eigentliche Wertschöpfungsprozess (Stromproduktion) nicht im Unternehmen selbst stattfindet.

5. Rückstellungen: Erhöhte Risikovorsorge?

Die Rückstellungen betragen 92.439 EUR, eine leichte Erhöhung gegenüber 2022. Da keine detaillierte Aufschlüsselung gegeben wird, bleibt unklar, ob dies auf:

  • künftige Instandhaltungen,
  • erwartete Steuerzahlungen oder
  • andere finanzielle Unsicherheiten zurückzuführen ist.

Für Anleger stellt sich hier die Frage: Reicht diese Summe aus, um Risiken realistisch abzubilden?

6. Umlaufvermögen: Liquiditätslage angespannt

Das Umlaufvermögen hat sich leicht erhöht (+40 % auf 81.144,67 EUR), was auf einen Anstieg der Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände zurückzuführen ist.

🔴 Kritikpunkt:

  • Der Kassenbestand ist von 860,79 EUR auf 394,28 EUR gefallen, was auf eine sehr schwache Liquidität hinweist.
  • Wenn alle Verbindlichkeiten kurzfristig fällig sind, stellt sich die Frage, wie die Gesellschaft ihre Verpflichtungen nachkommen will.
  • Es bleibt unklar, ob die Forderungen tatsächlich realisierbar sind.

7. Fehlende Ertragslage: Wo bleibt der Gewinn?

Der Jahresabschluss enthält keine Gewinn- und Verlustrechnung, was eine Bewertung der Ertragskraft unmöglich macht.

🔴 Kritikpunkt:

  • Anleger können nicht nachvollziehen, ob der Windpark profitabel ist oder nicht.
  • Es gibt keine Angaben zu Umsatzerlösen, Betriebskosten oder Finanzierungsaufwendungen.
  • Das Unternehmen weist keinen Bilanzgewinn oder -verlust aus, was die Transparenz für Investoren erschwert.

8. Sonstige finanzielle Verpflichtungen: Versteckte Risiken?

Es existieren jährliche Pachtverpflichtungen von 14.523,40 EUR, die nicht in der Bilanz enthalten sind.

🟡 Einschätzung:

  • Diese Verpflichtungen müssen jedes Jahr gezahlt werden, unabhängig davon, ob das Unternehmen Gewinne macht.
  • Langfristig könnten sie die Liquidität weiter belasten, insbesondere wenn keine ausreichend hohen Erträge erwirtschaftet werden.

9. Fazit: Hohe Risiken für Anleger

Die Windpark Oelerse III ApS & Co. KG hinterlässt ein gemischtes Bild, mit deutlichen Schwachstellen in der Kapitalstruktur, Liquidität und Transparenz.

🔴 Negative Aspekte:

  • Extrem geringe Eigenkapitalquote → hohes Insolvenzrisiko.
  • Kein erkennbarer operativer Geschäftsbetrieb → Vermutung, dass die Gesellschaft nur als Beteiligungsgesellschaft fungiert.
  • Fehlende Ertragsdaten → Anleger wissen nicht, ob Gewinne erzielt werden.
  • Liquiditätsprobleme → Kassenbestand nahezu bei Null.

🟢 Positive Aspekte:

  • Keine langfristigen Kreditverpflichtungen → Schutz vor steigenden Zinsen.
  • Geringe Fixkosten → Keine hohen Personal- oder Betriebsausgaben.

10. Empfehlung für Anleger

📌 Investoren sollten Vorsicht walten lassen und folgende Punkte hinterfragen:

  1. Wie werden die kurzfristigen Verbindlichkeiten getilgt?
  2. Warum gibt es keine Ertragszahlen?
  3. Wieso besitzt das Unternehmen keine eigenen Sachanlagen?
  4. Welche Erträge generiert die Finanzanlage?
  5. Warum ist die Eigenkapitalbasis so niedrig?

📌 Fazit:

  • Für sicherheitsbewusste Anleger ist dieses Investment aktuell nicht empfehlenswert, da die Kapitalstruktur und Ertragskraft nicht nachvollziehbar sind.
  • Für risikofreudige Investoren könnte ein Engagement nur dann in Betracht kommen, wenn klare Antworten auf die offenen Fragen geliefert werden.

Investoren sollten weitere Informationen einholen und auf Transparenz drängen, bevor sie sich finanziell engagieren.

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